ZEW-Index stürzt unter Corona-Tief

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Der ZEW-Index ist der wohl bekannteste deutsche Konjunkturindex mit Finanzmarktbezug (im Gegensatz zum ifo-Index, der mehr auf die Realwirtschaft abzielt). Umso überraschender war die jüngste Veröffentlichung.

Angesichts einer DAX-Kurserholung von rund 1.500 Punkten seit Anfang Juli hätte ich eigentlich eine spürbare Stimmungsaufhellung und mehr konjunkturellen Optimismus unter den befragten Finanzexperten erwartet. Aber Pustekuchen!

ZEW-Index stürzt unter Corona-Tief

Die ZEW-Konjunkturerwartungen gehen in der aktuellen Umfrage vom August 2022 noch weiter zurück. Nämlich um 1,5 Punkte auf nur noch -55,3 Punkte. Damit liegen wir bereits unter dem Tief des Coronacrashs 2020 (-49,5 Punkte), unter dem Höhepunkt der Eurokrise 2011 (-55,2 Punkte) und nahe am Stimmungstief der Finanzkrise im 2. Halbjahr 2008 (-63,8 Punkte). Wahnsinn!

Mit Ausnahme des letztgenannten Ereignisses ging es übrigens mit den Kursen danach umgehend und lange wieder aufwärts. Sofern wir diesmal keine neue Finanzkrise erleben, dürfte das Ergebnis 2022 das gleiche ein. Aber zurück zum Indikator. albjahr 2008 (-63,8 Punkte).

Kommentar von Dr. Michael Schröder, Wissenschaftler im ZEW und Leiter der Umfrage „ZEW-Finanzmarkttest“:

Die ZEW-Konjunkturerwartungen verschlechtern sich im August noch einmal leicht, nach einem sehr starken Rückgang im Vormonat. Die Finanzmarktexpertinnen und-experten erwarten somit für Deutschland eine weitere Verschlechterung der ohnehin schwachen Konjunktursituation. Die nach wie vor hohe Zunahme der Konsumentenpreise und die erwarteten zusätzlichen Kosten für Heizung und Strom belasten derzeit vor allem die Aussichten für die konsumnahen Wirtschaftsbereiche. Die Einschätzungen für die Finanzbranche verbessern sich aufgrund der erwarteten festeren Geldpolitik“.

Finanz-Profis extrem skeptisch – ein gutes Zeichen?

Ich meine dazu: Der Pessimismus der Profis ist derzeit so extrem, dass er eine Kontraindikation darstellt. Mit anderen Worten: der Weltuntergang ist am Markt inzwischen nahezu eingepreist. Die Kurse haben sich zuletzt spürbar erholt, während die Profis noch skeptischer geworden sind.

Sofern der Weltuntergang auch diesmal ausbleibt, haben wir grundsätzlich eine prima Chance auf länger steigende Kurse vorliegen. ABER: Dazu muss der DAX erst einmal nach oben ausbrechen. Ich sehe hier die Zone um 15.000 Punkte als zentral an. Erst dann entsteht Zugzwang für die unterinvestierten Anleger.

Zweitens müssen diese dann aber auch wirklich kaufen, was auch an einem abnehmenden Pessimismus ablesbar wäre. Wer kauft bewertet die Entwicklung optimistischer. Heißt: der ZEW-Index würde sich deutlich aufhellen. Bleiben die Profis weiterhin skeptisch, haben wir ein ernstes Problem. Dann gibt es einen Käuferstreik und ein sehr hässliches Crash-Szenario wie in der Schlussphase der Finanzkrise.

Mein Rat an Sie als Anleger Als Anleger in deutschen Aktien sollten Sie den Aktienmarkt daher in den kommenden Wochen genau im Auge behalten. Anhaltende Stärke ist ein gutes Zeichen, rückläufiger Pessimismus ebenfalls. Alles andere wäre tödlich für den DAX.