Übernahmen: Wertvolle Tipps für Anleger

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Die aktuell rekordniedrigen Zinsen wecken bei vielen Unternehmen Übernahme-Fantasien. Für Anleger bringen Übernahmen Vor- und Nachteile. Wie sollten Sie sich verhalten, wenn „Ihr“ Unternehmen ein Übernahme-Angebot erhält?

Top-Tipp 1 für Anleger: Seien Sie gut informiert

Wie immer an der Börse gilt: Gute Informationen sind oft bares Geld wert. Wenn Sie vor der großen Masse der Anleger von einer bevorstehenden Übernahme wissen, können Sie günstig Aktien des zu übernehmenden Unternehmens kaufen, bevor deren Kurs in die Höhe schnellt, sobald sich die Übernahme-Gerüchte bestätigen (siehe Tipp 2).

Je früher Sie in einen Titel einsteigen, desto größer ist das Kurspotenzial. Information hilft aber auch bei der Einschätzung, ob ein Übernahme-Angebot noch einmal nachgebessert wird. Ist das erste Gebot untypisch gering, könnte noch einmal nachgelegt werden. Gibt es gar mehrere potentielle Interessenten, könnte eine Übernahme-Schlacht beginnen, die die Gebote nach oben treibt.

Dafür brauchen Sie keine Glaskugel, aber höchstwahrscheinlich ein bisschen Geduld und vor allem den nötigen Überblick. Die Börsennachrichten diverser Kanäle sollten zu Ihrer täglichen Pflichtlektüre gehören. Dabei lohnt es sich, eine oder zwei bestimmte Branchen auszuwählen und diese besonders gut kennenzulernen. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Marktführer und deren Produkte, über Konkurrenten und neue Trends. So erkennen Sie bald Muster, die auf mögliche Übernahmen oder Übernahmeschlachten hinweisen.

Für Unternehmen gibt es verschiedene Gründe, enorme Summen auszugeben, um ein anderes Unternehmen zu kaufen. Ganz vorne dabei ist die Motivation, Konkurrenz auszuschalten und teuren Wettbewerb zu vermeiden. So sparen sich Unternehmen Preiskämpfe und können gleichzeitig Geld sparen, indem Synergien genutzt werden.

Top-Tipp 2: Investieren Sie in Übernahme-Kandidaten, bevor es alle anderen auch tun

Als Anleger haben Sie genau dann die Nase vorn, wenn Sie in potentielle Übernahme-Kandidaten investieren, bevor es das Gros der Aktionäre auch tut. Denn in den allermeisten Fällen sorgen geplante Übernahmen für steigende Kurse bei den Übernahmekandidaten. Denn wenn ein Unternehmen ein anderes an der Börse notiertes Unternehmen kaufen will, gibt es in der Regel ein Gebot ab, das über dem aktuellen Aktienkurs liegt.

Ein Beispiel: Kaum mehrten sich die Anzeichen eines anstehenden Angebots der Bayer AG für Monsanto, sprang die Aktie in die Höhe und erreichte nach der offiziellen Bekanntgabe ihr Jahreshoch. In nur zwei Wochen hatte der Kurs um mehr als 20 % zugelegt. Und das ist auch kein Wunder. Schließlich lag das offizielle Angebot von Bayer mit 122 US-Dollar pro Aktie rund 20 % über dem Monsanto-Kurs.

Top-Tipp 3: Behalten Sie den Überblick und bewerten Sie Kauf-Angebote

Bei Bayer sah das ganze allerdings anders aus. Die Aktie des Unternehmens fiel im selben Zeitraum um rund 20 %. Das lag in erster Linie daran, dass Bayer rund 25 % des Kaupreises über eine Kapitalerhöhung aufbringen. Das heißt im Klartext: Es werden mehr Aktien ausgegeben. Dadurch wird das Angebot größer und der Anteil am Unternehmen und seinem Gewinn pro Aktie kleiner. Stieg der Monsanto-Kurs also aufgrund der höheren Nachfrage, fiel der Bayer-Kurs aufgrund der Aussicht auf ein höheres Angebot.

Hinzu kommt in diesem konkreten Fall, dass für die Bayer-Aktionäre zu befürchten stand, dass das Unternehmen sich mit dem Kauf-Angebot mit über 60 Milliarden US-Dollar schlicht übernehmen könnte. Als Anleger gilt es also, bei Übernahmen nicht nur die grundsätzlichen Regeln von Angebot und Nachfrage im Auge zu behalten und für die jeweiligen Unternehmen richtig einzuschätzen, sondern auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu kennen.

Hat ein Unternehmen überhaupt genug Kapital beziehungsweise Aussichten, sich dieses Kapital günstig zu beschaffen, um die Übernahme zu finanzieren? Wie steht es um das Risiko? Und was sind die Zukunftsaussichten der jeweiligen Branche?

Anleger müssen auch einmal Nein sagen können

Jede Übernahme muss separat durchgerechnet werden – es gibt keine Blaupause, anhand derer Sie entscheiden können. Zudem unterscheiden sich die Aussichten grundlegend – je nach dem, ob Sie als Aktionär des übernehmenden Unternehmens entscheiden müssen oder aus Sicht des Aktionärs des übernommenen Unternehmens.

Es kann durchaus lohnend sein, ein Übernahme-Angebot auch abzulehnen. So wurde für Xing 2012 ein Übernahme-Angebot vorgelegt, das mehr als 20 % über dem damals aktuellen Kurs lag. Ein verlockendes Angebot. Gut für die Aktionäre, dass sich keine Mehrheit für die Übernahme fand. Denn heute kostet die Aktie 4,1 mal mehr als zum Zeitpunkt des Übernahme-Angebots.