Warum die richtige Aktienauswahl jetzt entscheidend ist
Am Mittwoch hat die US-Notenbank Fed zum ersten Mal seit 2018 wieder ihren Leitzins erhöht. Und zwar um die erwarteten 25 Basispunkte. So weit, so gut. Viel wichtiger für die Märkte ist aber, was diese Zentralbank in den kommenden Monaten mit den Zinsen machen wird. Und da müsste den Anleger eigentlich übel werden.
US-Geldpolitik: Achtung – noch 10 weitere Zinsschritte folgen!
Der mit dem jüngsten Zinsentscheid veröffentlichte „Dot Plot“ zeigt, dass die Mitglieder des Fed-Offenmarktausschusses bis Jahresende im Median einen Leitzins von 1,88 Prozent erwarten. Dies würde allerdings sechs weiteren Zinsschritten um jeweils 25 Basispunkte entsprechen!
Doch damit nicht genug. Für Ende 2023 wird ein Leitzins von 2,8 Prozent in Aussicht gestellt, was noch weiter über den bisherigen Markterwartungen liegt. Dies würde vier weiteren Zinsschritten im kommenden Jahr um ebenfalls jeweils 0,25 Prozentpunkte entsprechen.
Dem ersten Zinsschritt in dieser Woche würden also noch 10 weitere folgen. Dabei reagiert die US-Notenbank mit ihrer jetzigen Zinserhöhung schon viel zu spät auf die deutlich gestiegene Inflation, die zuletzt in den USA bereits 7,9 Prozent betragen hatte. Was dem höchsten Stand seit rund 40 Jahren entspricht. Die Gefahr ist groß, dass die Notenbank mitten in einem Abschwung massiv die Zinsen anhebt und damit eine Rezession auslöst.
Es sind nicht nur die Leitzinsen
Und es gibt noch eine zweite Stellschraube, mit der die Notenbank arbeiten kann: die Anleihenkäufe. Diese wurden bereits Anfang März eingestellt, was die Anleihenzinsen nach oben und die Liquidität nach unten befördert hat. Doch hier will die Fed noch einen draufsetzen. Sie will ihre Bilanzsumme verringern, also gehaltene Anleihen verkaufen. Dies soll bei einem der kommenden Meetings beginnen, hieß es im Zuge des jüngsten Zinsentscheids.
Ich frage mich: Wie will der Markt den Doppelschlag aus ständig höheren Leitzinsen UND höheren Anleihenzinsen im Zuge der Bilanzverringerung aushalten, wenn gleichzeitig die Konjunktur weiter abschmiert?
Warum die richtige Aktienauswahl jetzt entscheidend ist
Zwar bejubelte die Aktienmärkte die Zinsentscheidung der Zentralbank zunächst. Doch wie stabil werden solche kurzfristigen Gefühlsausbrüche sein, wenn die Gewinne der Unternehmen angesichts hoher Inflation, gestörter Lieferketten und wegbrechender Absatzmärkte aufgrund von Sanktionen immer weiter einbrechen? Und das mitten in einer Bewertungsblase?
Damit wir uns richtig verstehen: ich bin nicht bei allen Aktien skeptisch. Es gibt durchaus einige wenige Werte, die gerade von der aktuellen Situation (strake Inflation, Mangelwirtschaft) profitieren. Hier stimmen Bewertungen und Trendverhalten. Hier müssen Sie investiert sein.
Doch für die Masse der Aktien trifft das überhaupt nicht zu. Hier sehe ich absolut schwarz für die nächsten Monate. Zumindest solange, bis wieder attraktive Bewertungen erreicht sind. Davon sind wir aktuell leider noch etwa 20 Prozent entfernt.