USA seit Jahresbeginn in Rezession, jetzt…

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Erst auf der letzten geldpolitischen Sitzung der US-Notenbank Ende Juli sagte deren Chef Jerome Powell, dass er nicht glaube, dass sich die US-Wirtschaft in einer Rezession befindet.

Da Beginn und Ende von Rezessionen in den USA vom National Bureau of Economic Research (NBER) erst mit erheblicher Verzögerung definiert werden, kann man diese Aussage derzeit nicht direkt widerlegen.

Sie ist jedoch eindeutig falsch. Denn die USA befinden sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit bereits seit Jahresbeginn in einer Rezession. Woher ich das weiß?

Die USA befinden sich seit Jahresbeginn 2022 definitiv in einer Rezession

Ganz einfach: ich brauche mir dazu nur die neusten Wachstumsdaten anschauen, die Herr Powell ebenfalls kennen müsste.

Das (reale, also inflationsbereinigte) US-Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im 2. Quartal 2022 mit einer annualisierten Rate von 0,9 %, wie vor wenigen Tagen mitgeteilt wurde. Im Quartal davor war die Wirtschaftsleistung bereits um annualisiert 1,6 % gesunken.

Damit haben wir nun also zwei Minus-Quartale in Folge (erst -1,6 % und dann -0,9 % “Wachstum”). Schrumpft die Wirtschaft zwei Quartale in Folge, sprechen Volkswirte von einer “technischen Rezession”. In den USA ist dieses Kriterium damit erfüllt.

Würgt die US-Notenbank die Konjunktur ab?

Jetzt passiert das, was Kritiker seit langer Zeit befürchtet hatten: Erst hat die US-Notenbank Fed viel spät auf die hohe Inflation reagiert. Nun muss sie ihre Geldpolitik ausgerechnet in eine wirtschaftliche Schwäche hinein straffen, was den Abschwung deutlich verstärkt.

Tatsächlich hat die Fed angekündigt, im September nochmals eine große Zinserhöhung von 75 Basispunkten vornehmen zu wollen. Die gute Seite: das könnte es dann im Wesentlichen schon gewesen sein. Erst recht, wenn bis dahin die Rezession offiziell verkündet werden muss. Dann wird es von der Fed heißen, man möchte erst einmal begutachten, wie sich die Zinserhöhungen auf die Wirtschaft auswirken.

Finanzmärkte preisen schon jetzt baldiges Ende der Zinserhöhungen ein

Die Finanzmärkte preisen derzeit ein, dass die Notenbank den Leitzins im September nur noch um einen halben Prozentpunkt und bis Jahresende noch einmal um einen halben Prozentpunkt nach oben schrauben wird.

Und dass damit der Zinserhöhungszyklus endet, so dass sich der Leitzins dann Ende des Jahres in einer Spanne von 3,25 bis 3,50 % befinden dürfte. Ab März 2023 könnten die Zinsen laut Finanzmarkt dann schon wieder sinken. Dies zeigen derzeit die Zinsfutures. die am CME FedWatch Tool ablesbar sind.

Natürlich hängen diese Szenarien von der weiteren Entwicklung bei der Inflation und beim Wachstum in den USA ab. Ideal wäre es, wenn die Inflation sich allmählich wieder normalisieren würde und der aus der momentanen, leichten Rezession wieder Wachstum wird.