Trump-Panik: Ende der Börsen-Rally?

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Na das war doch mal ein Schock, der gestern um die Börsenwelt ging. Nachdem die Märkte ganz tapfer bis zuletzt die aufziehende Regierungskrise in den USA ignoriert hatten, rannten gestern alle gleichzeitig in Richtung Ausgangstür.

Die US-Börsen brachen um 1,8 % ein, der DAX verlor sogar 2 %. Nachbörslich sogar noch mehr. Damit wurde die mühsame Aufbauarbeit der Bullen aus vollen drei Wochen an einem einzigen Tag wieder zunichtegemacht.

Den S&P 500 kostete der gestrige Kurseinbruch 375 Mrd. Dollar Marktkapitalisierung. Es war der größte Tagesverlust seit über 6 Monaten. In der zähen Korrektur vor der US-Wahl kam es zuletzt zu einer ähnlichen Mini-Panik, davor beim Brexit.

Nun gut: Erst im März gab es einen fast ähnlich großen Tagesverlust von 40 Punkten (gestern 44 Punkte). Ich habe Ihnen die letzten „Mini-Paniken“ mit Tagesverlusten von mindestens zwei Standardabweichungen einmal im Chart markiert. Was danach kam, sehen Sie selbst.

S&P 500 Tageschart: Größter Tagesverlust seit September 2016

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Spekulationen über Ende der Trump-Rally lassen Börsen einbrechen

Was den Markt plötzlich so schockte, sind offenbar die Spekulationen über Trumps angebliche Russlandverbindungen samt Einflussnahme auf die Ermittlungen den gegen einen ehemaligen Berater Trumps.

Was wiederum Spekulationen über ein Amtsenthebungsverfahren befeuerte, was wiederum die ganze Trump-Rally seit vergangenem November in Frage stellen könnte.

Auch wurden sogleich Vergleiche mit der Watergate-Affäre um US-Präsident Nixon präsentiert, was den Dow Jones seinerzeit von 1000 Punkten Ende 1972 (ich erlernte damals gerade den adäquaten gebrauch einer Baumwoll-Windel) auf nur noch 600 Punkte Mitte 1974 einbrechen ließ.

Jeder Vergleich mit Watergate-Affäre ist Unsinn

Was für ein Schwachsinn! Zum einen war die Situation in den Siebzigern eine völlig andere (Dauer-Bärenmarkt an den Börsen, Ölkrise, hohe Inflation, Zinsen und Arbeitslosigkeit, ein Präsident, der alles regulieren wollte), fast genau das Gegenteil der heutigen Situation.

Zum anderen ist ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump derzeit völlig ausgeschlossen, weil seine republikanische Mehrheit im Parlament genau dies verhindern wird.

Abgesehen davon, dass in der gegenwärtigen Schlammschlacht bisher keine Beweise, sondern Vermutungen und Anschuldigungen präsentiert wurden. Aber zurück zum Markt.

Positiv: Die Angst ist wieder zurück im Markt

Wie geht es weiter? Ich rechne im Gegensatz zu vielen Analysten nun NICHT mit einer anhaltenden Abwärtsbewegung. Die gestrige Mini-Panik hat so viel Angst erzeugt wie sonst nur Korrekturen von mehreren Wochen Dauer.

Sofortige Käufe sind aber auch noch nicht angezeigt, da noch nicht klar is, ob sich der Staub mit der gestrigen Bereinigung wirklich schon gelegt hat.

Lichtblick: Colgate Palmolive mit fast 6% Tagesgewinn

Es gab übrigens auch Lichtblicke am gestrigen Handelstag. So legten die Aktien von Colgate Palmolive um fast 6% zu, nachdem der CEO des Unternehmens sagte, er könne sich eine Übernahme seines Unternehmens vorstellen – zu Preisen jenseits von 100 Dollar (also etwa 50% über dem aktuellen Kurs).

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten dieser Ausgabe investiert.