Goldman Sachs bekommt Flaute im Investmentgeschäft zu spüren

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Bislang verlief die Berichtssaison bei den US-Finanzinstituten durchwachsen: Während der Nettogewinn von Citigroup zwischen Oktober und Dezember gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mehr als ein Fünftel auf 2,5 Milliarden Dollar fiel, übertrafen J.P. Morgan und Bank of America die Erwartungen der Wall Street Analysten. So vermeldete der Branchenprimus J.P. Morgan eine Gewinnsteigerung um 6 % auf 11 Milliarden Dollar, das Ergebnis pro Aktie lag mit 3,57 Dollar deutlich über den 3,08 Dollar, die Analysten im Konsens prognostiziert hatten.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs leidet hingegen massiv unter dem eingetrübten Deal-Umfeld. Der Nettogewinn des Konzerns rauschte im Schlussquartal 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum drastisch um 66 % auf 1,33 Milliarden Dollar in den Keller.

Goldman Sachs bekommt Schwäche im Investmentbanking voll zu spüren

Während der Corona-Krise profitierte Goldman Sachs von seiner Ausrichtung auf die Finanzmärkte und das Anleihegeschäft. Im Gegensatz zu den meisten anderen großen US-Banken hatte Goldman Sachs nur ein überschaubares Privatkundengeschäft im Massenmarkt, weshalb keine so großen Rückstellungen für drohende Kreditausfälle nötig waren. Dafür ist der Konzern den Schwankungen im M&A-Geschäft, also dem Geschäft mit Übernahmen und Fusionen sowie Börsengängen, deutlich stärker ausgeliefert.

Das zeigen auch die Zahlen zum vierten Quartal: Die Erträge sanken im Vergleich zum Vorjahresquartal um 12%  auf knapp 10,6 Milliarden Dollar. Besonders mies lief es im Investmentbanking, das auf Grund der geopolitischen Entwicklung und des Zinsumfelds praktisch zum Erliegen kam und für einen Ertragseinbruch um 48% auf 1,87 Milliarden Dollar in der Geschäftssparte sorgte.

Rückstellungen sorgen für zusätzliche Bremsspuren

Auch wenn das Institut deutlich weniger Privatkundengeschäft hat, machten sich höhere Rückstellungen für Kreditausfälle negativ bemerkbar. So stellte Goldman Sachs im vierten Quartal insgesamt 972 Millionen Dollar für die Risikovorsorge zurück. Für Sie zum Vergleich: Im Vorjahresquartal wurden lediglich 344 Millionen Dollar für faule Kredite beiseitegelegt.

Zudem belasteten die um 11% angestiegenen Betriebskosten. Allein für Vergütungen legte der Banken-Riese mit 3,8 Milliarden Dollar 16 % mehr für Vergütungen beiseite als im Vorjahreszeitraum.

Gewinn sackt um 66% in den Keller

Unter dem Strich stand ein Gewinn von 1,3 Milliarden Dollar beziehungsweise 3,32 Dollar je Aktie in den Büchern des Kreditinstituts. Das lag deutlich unter den Schätzungen der Wallstreet-Banker, die im Schnitt von 5,48 Dollar je Aktie ausgegangen waren (Quelle: Refinitiv).

Aktie schmiert deutlich ab

Die Anleger reagierten erschreckt auf die Vorlage der Zahlen und drückten erst einmal auf den Verkaufsknopf. Direkt nach Vorlage der Zahlen am Dienstag sackten die Goldman-Papiere um mehr als 6% ab, bevor sich die Aktie gestern wieder stabilisierte. Vor allem die hohen Betriebskosten, die vor allem auf Grund der historisch hohen Kostenquote für das Personal zurückzuführen waren, sorgten für Verstimmung.

Unterdessen steuert der Konzern gegen: Bereits im Januar wurde über einen Stellenabbau berichtet, der 3.200 Mitarbeiter betrifft. Zudem will der Konzern eine strategische Neuausrichtung zur Stärkung des Kerngeschäfts anstoßen. Statt auf den Massenmarkt will man zukünftig im Privatkundengeschäft den Fokus auf exklusive Kunden legen. Ob das die Anleger zufriedenstellt, wird sich aber wohl erst in den kommenden Quartalen zeigen.