Occidental Petroleum mit Buffett Bonus

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Ordentlich zugelangt hat Warren Buffett mit seiner Beteiligungsholding Berkshire Hathaway (ISIN: US0846707026 ) vor einigen Tagen. Das „Orakel von Omaha“, wie der legendäre Value Investor auch genannt wird, sammelte ein paar Tage lang alles in allem 61 Millionen Aktien des Ölförderers Occidental Petroleum (ISIN: US6745991058) auf. Nach Berkshire Angaben sollen die Kaufkurse je Anteilsschein zwischen 47,07 und 56,45 US-Dollar betragen haben. Somit hat Buffett um die 3 Milliarden Dollar aus seiner Portokasse ausgegeben, um die Occidental Position im Portfolio von Berkshire Hathaway aufzustocken. Was sagt uns das? Was können Investoren aus Buffetts jüngstem – nach seinen Maßstäben – Mini-Deal für eigene Dispositionen ableiten?

Buffett hat (noch) keinen Big Deal gefunden

Buffett ist nicht gerade als Spekulant oder gar als Hasardeur bekannt. Deshalb kauft er lieber gar nicht als zu teuer. Weil der weltweit bewunderte Senior lange nichts Passendes gefunden hat, hortet Berkshire zig Milliarden US-Dollar Liquidität. Damit dieses Kapital nicht ganz so tot ist, wie es auf den ersten Blick scheint, stockt Buffett ab und an bestehende Positionen im Berkshire Universum auf. Wobei jene rund 3 Milliarden Dollar, die der jüngste Aktienkauf von Occidental Petroleum gekostet hat, für Berkshire Verhältnisse eher Peanuts sind und mal eben aus der Portokasse genommen werden.

Weshalb gerade Occidental Petroleum?

Der jüngste Kauf von Anteilsscheinen des Ölförderers Occidental Petroleum ist der typische Buffett. Der heute 91-jährige gilt nach wie vor als überzeugter Anhänger der Old Economy, wozu im weitesten Sinne Versicherer, Eisenbahngesellschaften, Banken und Kreditkarten-Firmen sowie eben Ölförderer gehören. Die Tatsache, dass Berkshire Großaktionär beim iPhone-Schrauber Apple ist, ändert daran nichts.

Buffett ist ausgewiesener Fan von Unternehmen mit hohem Cash Flow und vergleichsweise üppiger Dividendenausschüttung respektive Dividenden-Rendite. Beides ist offenbar bei Occidental Petroleum gegeben. Laut Berkshire Geschäftsbericht ist der US-amerikanischer Förderer der zweitbeste Dividendenzahler. Denn auf die Vorzugsaktien im Berkshire Portfolio schüttet Occidental rund 800 Millionen US-Dollar jährlich an Gewinnbeteiligungen aus. Nur die Bank of America zahlt mit nahezu 870 Millionen Dollar mehr. Etwa genauso hoch wie bei Occidental sind die Dividendenzahlungen von Apple.

Aktienkurs seit Buffetts Aufstockung

Ja, dass Schlitzohr aus Omaha hat seit Aufstockung seiner Position in Occidental Petroleum wohl noch nicht allzu viel Geld verdien. Aber das dürfte Buffett ziemlich kalt lassen. Denn bei den Investments von Berkshire denkt der „Graue Star“ nicht in Jahren, sondern eher in Jahrzehnten – was für alle, die seine Nachfolge antreten werden, eine Art ehernes Gesetz ist.

Lehren aus Buffetts Deal

Gefühlt unzählige Anleger rund um den Globus hängen an Buffetts Lippen, sobald er auch nur einen kleinen Seufzer von sich gibt. Zigtausend Menschen pilgern Jahr für Jahr nach Omaha zum „Woodstock für Anleger“, wenn Buffett zur Hauptversammlung von Berkshire Hathaway ruft, die traditionell ein Familienfest mit Jahrmarkt-Charakter ist. Welche Rückschlüsse können also Anleger aus der Aufstockung der Beteiligung an Occidental Petroleum ziehen – kurzfristig und auf lange Sicht?

  • Kurzfristig: Seit Putins Überfall auf die Ukraine ist kaum noch etwas, wie es vorher war. Selbst falls der Krieg, was jeder hofft, dann doch bald zu Ende sein sollte – die westlichen Sanktionen werden weiter fortwirken. Probleme mit der Energieversorgung und hohe Preise für Gas, Heizöl und Sprit sind und bleiben die Folgen. Selbst wenn der Liter Diesel nicht mehr, wie in den vergangenen Tagen, in 10- oder gar 15-Cent-Schritten nach oben springt – wir müssen uns daran gewöhnen, dass die Zeiten, in denen der Liter weniger als zwei Euro kostete, für eine kleine Ewigkeit vorbei sein werden. Somit dürfte Buffett der Überzeugung sein, dass bei seiner Beteiligung Occidental Petroleum Cash Flow, Gewinne und auch Dividenden tendenziell in Richtung Norden weisen. Auch wenn Berkshire zwei oder drei Wochen früher hätte einsteigen und die Beteiligung zu deutlich niedrigeren Aktienkursen aufstocken können, wie der Monatschart von Occidental Petroleum zeigt – das Investment dürfte sich mit Sicht auf die nächsten 12 bis 18 Monate für Buffetts Aktionäre lohnen.
  • Länger- und langfristig: Weg von fossilen Brennstoffen und hin zu erneuerbaren Energien – nur so hat die Menschheit eine echte Überlebenschance. Das weiß auch Buffett, der überzeugte Philanthrop. Er ist aber auch Realist und glaubt, dass die Komplett-Umstellung noch etliche Jahrzehnte dauern wird. Vielleicht 30 Jahre, mag sein 50 Jahre. Bis dahin ist die Old Economy, wozu zweifelsfrei auch Ölförderer wie Occidental Petroleum gehören, Cash-Bringer und Dividendengarant. Wobei es Kursgewinne als Goodie on top geben dürfte.