US-Notenbank will Zinsen weiter anheben – bis zur Rezession
Am vergangenen Freitag gab es gleich einen doppelten Nackenschlag für die Börsen.
Erstens: Auf dem medial besonders beachteten, alljährlichen Fed-Symposium in Jackson Hole hat US-Notenbankchef Jerome Powell weitere deutliche Zinserhöhungen angedeutet. „Die Wiederherstellung der Preisstabilität wird wahrscheinlich die Fortsetzung einer restriktiven Geldpolitik für einige Zeit notwendig machen“, sagte er. Es könnte im September erneut ein „außergewöhnlich großer“ Zinsschritt notwendig sein, sagte Powell weiter.
Die Fed ist die Zentralbank der USA. Die größte und wichtigste zentralbank der Welt.
US-Notenbank will Zinsen weiter anheben – bis zur Rezession
Die Fed werde an ihrem Kurs festhalten, auch wenn dies eine längere Phase des Wachstums unter dem Trend, eine Abschwächung auf dem Arbeitsmarkt und einige wirtschaftliche Schmerzen für Haushalte zur Folge haben werde, kündigte der Notenbankchef an. Der Rückgang der Inflation im Juli sei zwar willkommen, aber noch nicht ausreichend.
Das heißt nichts anders, als dass die US-Notenbank mit ihren Zinserhöhungen solange weitermachen wird, bis die Inflation deutlich zurückgeht – auch um den Preis einer Rezession. Das hatten die Märkte so nicht erwartet, die für das kommende Frühjahr eigentlich von der ersten Zinssenkung ausgegangen sind.
Die Märkte preisen nun aber mit einer Wahrscheinlichkeit von 61 Prozent ein, dass die US-Notenbank den Leitzins im September zum dritten Mal in Folge um 75 Basispunkte (0,75 Prozentpunkte) anheben wird. Das zeigt das CME FedWatch Tool. Bis zum ersten Quartal 2023 dürfte der Leitzins diesem Indikator zufolge weiter auf eine Spanne von 3,75 Prozent bis 4,00 Prozent steigen. In diesem Bereich wären wir definitiv auf einem rezessionsauslösenden Niveau.
EZB will Zinsen stärker straffen, Börsen stürzen
Zweitens: Auch in der Eurozone könnte die Geldpolitik schneller gestrafft werden, als dies bisher erwartet wurde. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte von mehreren namentlich nicht genannten EZB-Ratsmitgliedern berichtet, die sich für eine Zinsanhebung um 75 Basispunkte aussprachen. Auch in Jackson Hole gab es solche EZB-Stimmen.
Nachdem beim letzten EZB-Zinsentscheid Ende Juli die Leitzinsen um 50 Basispunkte angehoben wurden, könnten nun beim nächsten Zinsentscheid am 8. September sogar 75 Basispunkte drohen.
Die Europäische Zentralbank hat bekanntlich viel zu spät mit ihren Zinserhöhungen angefangen. Sie verstärkt diesen Fehler nun damit, zur Unzeit ungewöhnlich kräftige Zinserhöhungen vorzunehmen, damit es nach einer Methode aussieht. Natürlich wird auch dies eine Rezession auslösen. Und eine solche wird am Ende der Inflation den Garaus machen. Allerdings um einen hohen Preis für Verbraucher und Wirtschaft.
Börsen reagieren panisch, jetzt müssen Sie….
Für die Börsen war das am Freitag einfach zu viel. Sie brachen kräftig ein. Der DAX verlor mehr als zwei Prozent, die US-Börsen fast vier Prozent. Der DAX holt die noch fehlenden Verluste heute Vormittag nach. Er hat in dieser Situation kein positives Eigenleben.