Unseriöses “Börsenresearch”

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Gestern Abend gönnte mir das Internet eine “Freude” der ganz besonderen Art. Als ich meine abendliche E-Mail-Beantwortungsstunde einlegte, stieß ich neben den üblichen Spam-Nachrichten auf etwas ganz besonderes:

Und zwar erhielt ich einen amerikanischen “Börsenbrief”, der wirklich sehr interessant und gut aufgemacht war. Der Haken: Ich hatte ihn überhaupt nicht bestellt. Mir war natürlich relativ schnell klar, dass es sich hierbei um Aktien-Spam handelt, doch einem weniger routinierten Leser wäre das vielleicht gar nicht unbedingt sofort aufgefallen, denn die Spam redete mich sogar mit meinem korrekten und vollen Namen sowie meinem Wohnort an.

Selbst die “Analysen” zu den Werten waren sehr umfangreich aufgezogen (die Werte aber natürlich mit Minikapitalisierung, illiquide und fundamental für die Mülltonne) und wirkten optisch gut gemacht und damit für den Anfänger um so gefährlicher. Natürlich habe ich die Nachricht gleich einmal an ein paar Bekannte von mir in den USA weitergeleitet, die in dieser Sache weitere Schritte unternehmen werden.

Dieser Vorfall brachte mich jedoch auf die Idee, heute einmal kurz darauf einzugehen, wie Sie bei verschiedenen kostenlosen Börsenlettern im Internet meist recht gut erkennen können, ob diese seriös sind oder nicht. Der Profi mag hier milde lächeln, aber da wir auch einige Anfänger hier bei Value Daily haben, sind derartige Hinweise sicher nicht verkehrt.

Nicht jeder Newsletter ist lesenswert und seriös

Machen wir uns nichts vor. Börsenkommentare gibt es im Internet wie Sand am Meer. Doch angenommen Sie stoßen bei Ihren Recherchen bzw. Streifzügen durchs Netz einmal auf eine scheinbar wunderbare Seite, welche Ihnen einen kostenlosen Daily anbietet. Woher wissen Sie, ob dieser seriös ist? Am überzeugenden Website-Design und damit dem “guten Bauchgefühl”?

Anbei eine kleine Checkliste für solche Fälle (kein Anspruch auf Vollständigkeit, nur ein paar zentrale Punkte):

  1. Welche Werte werden empfohlen? Handelt es sich nur um unbekannte Kleinfirmen mit wenig Umsätzen an den Börsen und niedriger Marktkapitalisierung? Falls ja, so ist die Chance relativ hoch, dass es sich um eine “Pump&Dump” (also Pusher-) Publikaton handelt. Hier verdient nur der Autor und Sie zahlen drauf.
  2. Schauen Sie auf der Website des Newsletters nach dem Disclaimer bzw. dem Impressum: Wer gibt den Newsletter heraus? Irgendeine windige kleine ausländische Scheinfirma oder eine inländische Adresse? Behalten sich die Verfasser des Newsletters im Kleingedruckten das Recht vor, Positionen gegen die eigenen Empfehlungen im Newsletter einzugehen (falls ja, so können Sie den Letter m.E. sofort vergessen)? Sie würden lachen, wie viele Leute auf derart windige Newsletter gehört haben und einfach im Kleingedruckten nicht gelesen haben, was sie erwartet, wenn sie einfach irgendeinen Tipp nachhandeln.
  3. Erhalten die Verfasser des Newsletters für die Berichte Geld? Diese Information finden Sie sehr oft auch im Disclaimer. Falls ja, so können Sie den Letter m.E. getrost in die Tonne drücken, da es hier nur um Stockpromoting und nicht um sachliche Analyse geht.
  4. Ist der Newsletter in fehlerfreiem Deutsch? Oftmals lässt sich an brüchig bzw. ausländisch wirkenden deutschen Texten erkennen, dass die Verfasser des Newsletters evtl. organisierte kriminelle Elemente, welche aus dem Ausland operieren, sind.
  5. Jagen Sie den Titel des Newsletters einmal durch die Suchmaschine Ihrer Wahl. Meist sprechen die Ergebnisse bei solch einer Suche bereits für sich, wenn Sie es mit einem unseriösen Letter zu tun haben.

Ich denke, dass Sie mit diesen Schritten relativ schnell unseriöse Newsletter erkennen können sollten – auch wenn sie derart edel und aufwendig aufbereitet sind, wie der optisch durchgestylte Müll, der mir gestern ins Postfach geschoben wurde.