S&P 500 Analyse: Direkt auf neue Rekordhochs?

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Die US-Leitbörse ist seit gestern auf dem besten Weg, die jüngste „Korea-Korrektur“ direkt wieder auszubügeln. Ich habe eh nie an die Story geglaubt, dass der Atomkrieg plötzlich unmittelbar bevorsteht und wir alle schnell noch Dosenchampignons auf Vorrat einlagern müssen.

Das Ganze war lediglich die Entschuldigung für einen extrem leichtsinnigen und überoptimistischen Markt, einmal kurz, aber herzhaft auf den Verkaufsknopf zu drücken. Genauso schnell wie das Gewitter kam, scheint es nun vorüber zu gehen.

Wird das wieder ein V-Boden?

Schauen Sie sich die letzten drei Handelstage beim S&P 500 einmal genau an: Abwärtsgap mit langer roter Tageserze (Paniktag), Stabilisierungstag, danach Aufwärtsgap mit langer weißer Tageskerze (gestern), damit schneller Bullenkonter samt Fehlausbruch (Bärenfalle) unter die kurzfristig trendführende 50-Tage-Linie perfekt.

Genauso endeten auch die letzten Mini-Korrekturen im April, Mai und Juni. Solche schnellen V-Böden sind übrigens kein Normalfall. Sie sind eine Spezialität dieses Bullenmarktes. Wie lange das noch so sein wird, steht in den Sternen.

Ich halte einen direkten Sprung auf neue Allzeithochs durchaus für möglich. Auch heute dürfte es nochmals aufwärtsgehen. Soweit zum Positiven.

S&P 500 Tageschart: Direkt auf neue Rekordhochs?

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Warum ich dennoch nicht zum Einstieg blase?

Ganz einfach: Die Ursachen für diesen instabilen Markt, der immer wieder zu blitzartigen und heftigen Korrekturen neigt, die durchaus auch einmal völlig aus dem Ruder laufen können, sind durch den jüngsten Mini-Rücksetzer nicht einmal ansatzweise beseitigt.

Im Gegenteil: Diese sind eher noch beunruhigender geworden. Mit Fundamentalkram („hohe Aktien-Bewertung“) will ich Sie dabei gar nicht belästigen. Solche Dinge sind eh immer subjektiv. Nein, was mich beunruhigt sind technische Faktoren.

Crashgefahr durch extrem zerrissenen Markt

Beispiel: Die Umfrage von Investors Intelligence zeigt in den USA einen ungewöhnlich hohen Bullen-Anteil von über 60 Prozent. Das ist seit Dezember 2016 so und hat bisher nicht zu größeren Korrekturen geführt. Gleichzeitig sehen wir jetzt jedoch einen extrem zerrissenen Markt.

Während der S&P 500 Index gerade einmal 1 Prozent von seinen Allzeithochs entfernt ist, notieren nur 7 Prozent der im Index enthaltenen Aktien ebenfalls auf Allzeithoch. Weitere 7 Prozent notieren auf frischen 52-Wochen-Tiefs, befinden sich also bereits in hartnäckigen Bärenmärkten.

Die Kombination aus extrem hohem Optimismus und einem Markt, der sich hinter den Kulissen bereits aus dem Rallymodus ausklingt, ist sehr gefährlich. In einem solchen Umfeld sind scharfe Korrekturen bis hin zu einem Crash wie 1987 jederzeit möglich.

Laufen Sie den Kursen jetzt keinesfalls hinterher

Das Mindeste, was ich in einem solchen Marktumfeld sehen möchte, bevor ich meine Cashquote wieder deutlich senke, ist eine mehrmonatige Seitwärtskorrektur samt deutlich abgekühltem Sentiment.

Bis dahin bleibe ich im defensiven Modus. Aktive Absicherungen werde ich jedoch glattstellen, sobald es der S&P 500 auf neue Allzeithochs geschafft hat. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt bei 50 Prozent.

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten dieser Ausgabe investiert.