CTS Eventim nach Q2-Bilanz: Dunkle Wolken am Veranstaltungshimmel

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Die Veranstaltungsbranche hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Livekonzerte und Kulturveranstaltungen dürfen seit langem entweder gar nicht oder nur unter bestimmten Voraussetzungen stattfinden.

Zahlreiche Live-Events verschoben oder abgesagt

Ausverkaufte Hallentouren mussten weit in die Zukunft verschoben oder gänzlich abgesagt werden. Open-Air-Veranstaltungen während der Sommermonate konnten zum Teil zwar stattfinden, doch mit dem Konzertfeeling, wie man es vor der Pandemie gewohnt war, hatte das oftmals nur noch wenig zu tun. Distanzierte Zweierstrandkörbe waren zuletzt Künstlern wie Helge Schneider ein Dorn im Auge, auch Nena sagte in Folge der strikten Corona-Auflagen einige ihrer Auftritte ab.

Hinzu kam der vergleichsweise kühle und verregnete Sommer, der die angebotenen Events unter freiem Himmel an Attraktivität verlieren ließ. Nun geht es auf den Herbst zu, doch wie es dann weitergeht, vermag kaum jemand vorherzusagen.

Kaum verlässliche Angaben seitens der Politik

Verlässliche politische Vorgaben hierzu sind vor der Bundestagswahl kaum zu erwarten – und angesichts der erwartbar komplizierten und langwierigen Koalitionsverhandlungen nach dem Urnengang wird man sich wohl weiterhin auf kurzfristige Provisorien stützen müssen.

All das sind die schwierigen Rahmenbedingungen, unter denen Konzertveranstalter und Ticketverkäufer zurzeit arbeiten müssen. Umso größer war die Spannung, als einer der bekanntesten aus dieser Branche, der Ticket- und Eventriese CTS Eventim, in der vergangenen Woche einen Blick in die Bilanzen gewährte.

CTS Eventim gewährt Blick in Bilanz für Q2

Demnach fiel der Umsatz für das zweite Quartal mit gut 45,7 Millionen Euro zwar dreimal so hoch aus wie im Vorjahreszeitraum – doch vor der Pandemie erzielte CTS Eventim fast den zehnfachen Wert: Von April bis Ende Juni 2019 hatte der Veranstalter noch einen Umsatz von mehr als 400 Millionen Euro verbuchen können. Auf die Aktionäre entfiel unterm Strich ein Gewinn von rund 52 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr hatte hier ein Minus von fast 41 Millionen Euro in den Büchern gestanden.

Das bereinigte Ebitda erreichte im zurückliegenden Quartal gut 99 Millionen Euro, nachdem man im Vorjahreszeitraum noch einen Verlust von 16,2 Millionen Euro verzeichnet hatte. Im Frühlingsquartal 2020 hatte die Pandemie in Europa erstmals voll durchgeschlagen und Wirtschaft und Gesellschaft weitgehend zum Erliegen gebracht. Insbesondere die Veranstaltungsbranche war seither von zaghaften Öffnungsschritten meist ausgeklammert gewesen.

Dementsprechend zeugt die aktuelle Quartalsbilanz von einer leichten Erholung, die allerdings auch getragen wird durch staatliche Hilfen von mehr als 100 Millionen Euro, die allein Eventim zugeflossen sind. Marktbeobachter bescheinigten dem Veranstalter, dessen Aktie im MDax der mittelgroßen Werte gelistet ist, eine positive Entwicklung. Die Ergebnisse sind demnach insgesamt etwas besser ausgefallen als vorab erwartet worden war.

Eventim-Chef Schulenberg: Keine Vorhersage für Entwicklung im Herbst möglich

Dennoch beklagt auch Eventim-Chef Klaus-Peter Schulenberg die fehlenden Perspektiven für die kommenden Monate und die wenig belastbaren Angaben von Seiten der Politik zur näheren Zukunft des Kulturbetriebs. Ähnlich wie im Tourismussektor sieht Schulenberg auch im Veranstaltungsbereich eine anziehende Nachfrage und einen starken Nachholbedarf von Seiten der Menschen nach anderthalb Jahren Pandemie.

Doch einen Ausblick auf die Geschäftsentwicklung in der zweiten Jahreshälfte konnte und wollte Schulenberg trotzdem nicht abgeben – zu groß sind nach wie vor die Unsicherheiten angesichts der grassierenden Delta-Variante, der stockenden Impfkampagne und drohender neuer Virusmutationen mit möglichen weiteren Lockdown-Maßnahmen. Zudem gelten zum Teil von Bundesland zu Bundesland unterschiedliche Anforderungen und Auflagen bei der Durchführung von Veranstaltungen, was die Planungen zusätzlich erschwert.

Eventim Aktie zeigt volatile Seitwärtsbewegung – Widerstand bei 60 Euro

Am Parkett spiegelten Anleger die Nervosität in den vergangenen Wochen und Monaten mit einer volatilen Seitwärtsbewegung der Eventim Aktie. Mit knapp über 60 Euro markierte der Kurs im Juni ein Jahreshoch, das zwar Mitte August noch einmal fast erreicht wurde, sich dann aber als hartnäckiger Widerstand erwies. Seither ging es wieder kräftig abwärts, wenngleich die Quartalsbilanz in der vergangenen Woche noch einmal mit einem Kursplus von gut 2 Prozent belohnt wurde.

Analysten zeigten sich hier etwas optimistischer: Die NordLB rät dazu, die Eventim Aktie zu halten und sieht das Kursziel von 56 Euro mittlerweile fast erreicht. Mehr Luft nach oben bescheinigen dem Veranstalter die Analysten von Kepler Cheuvreux und Jefferies & Company: Beide empfehlen die Eventim Aktie zum Kauf und bekräftigten erst vor wenigen Tagen die bisherigen Kursziele bei 62,50 beziehungsweise 73 Euro.

Zuletzt war das Papier für rund 55 Euro zu haben.