Inflation so hoch wie seit fast 30 Jahren nicht mehr

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Die gestrige Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) brachte keine wirklich großen Überraschungen, aber immerhin eine leichte Anpassung der Geldpolitik.

Ein Programm wird symbolisch reduziert

Die EZB wird das Volumen der monatlichen Anleihenkäufe im Rahmen des Pandemieprogramms PEPP künftig „moderat reduzieren“. Gleichzeitig soll das Volumen des zweiten, regulären Anleihenkaufprogramms APP bei 20 Milliarden Euro pro Monat stabil bleiben. Diese Käufe des APP-Programms sollen weiterhin erst kurz vor der ersten Zinserhöhung, die für den Sankt Nimmerleinstag erwartet wird, beendet werden. Tilgungsbeträge der im Rahmen des APP-Programms erworbenen Wertpapiere sollen noch für längere Zeit nach der ersten Zinserhöhung reinvestiert werden.

Das Gesamtvolumen des PEPP bleibt unverändert bei 1,85 Billionen Euro (1.850 Milliarden Euro). Über die Zukunft des Programms will die EZB im Dezember entscheiden. Es soll weiterhin bis mindestens Ende März 2022 und in jedem Fall solange fortgesetzt werden, bis die Krisenphase der Corona-Pandemie überwunden ist. Tilgungsbeträge der im Rahmen des PEPP-Programms erworbenen Wertpapiere sollen weiterhin mindestens bis Ende 2023 bei Fälligkeit wieder angelegt werden.

An den Leitzinsen in der Eurozone ändert sich ebenfalls nichts. Der Hauptrefinanzierungssatz wurde auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent belassen. Alle anderen Zinssätze bleiben ebenfalls wo sie sind. Das gilt auch für den negativen Einlagenzins der Banken bei der EZB. Deshalb ist weiterhin damit zu rechnen, dass Banken ihre Kunden mit Negativzinsen auf deren Einlagen belästigen.

EZB tut so, als würde sie straffen

Faktisch nimmt die EZB mit den angekündigten Maßnahmen den kleinen Zeh vom Gaspedal. Wir sprechen über eine symbolische Straffung der Geldpolitik, die keinerlei inflationshemmende Wirkung entfalten dürfte. Gleichzeitig aber auch keine Konjunkturbremse darstellt. Das ist wahrscheinlich die wichtigere Aussage, denn das Wachstum kühlt sich auch in der Eurozone bereits merklich ab.

Dass die EZB auch weiterhin nichts gegen die Inflation unternehmen wird, sehen Sie auch an dieser Aussage auf der gestrigen Sitzung: “Der EZB-Rat ist bereit, alle seine Instrumente gegebenenfalls anzupassen, um sicherzustellen, dass sich die Inflation mittelfristig bei seinem Zielwert von 2 % stabilisiert”, so die EZB.

Inflation so hoch wie seit fast 30 Jahren nicht mehr

Den Zielwert von 2% überschreitet die Inflation bereits deutlich und schon eine ganze Weile. Die Inflationsrate etwa in Deutschland lag im August bei 3,9 Prozent. Wir müssen fast 30 Jahre zurückblicken, um eine höhere Inflationsrate zu finden. In anderen Ländern sieht es nicht besser aus.

Die EZB müsste sich nun eigentlich auf die Schulter klopfen, sich aber gleichzeitig fragen, warum die Inflation immer weiter steigt und endlich etwas gegen die viel zu hohe Inflation unternehmen. Aber dazu würde ja Realitätssinn gehören. Und eine Exit-Strategie.

So etwas haben unsere Zentralbanker nicht. Die saufen sich lieber die Realität schön als sie endlich zur Kenntnis zu nehmen. Deshalb werden wir bald eine Inflationsrate zwischen 6 und 9% sehen. Die wahre Inflation ohne statistische Spielereien dürfte unterdessen noch 5 bis 10 % über dem offiziellen Wert liegen und damit existenzbedrohend für immer mehr Menschen werden.

Die Märkte reagierten auf die gestrige EZB-Sitzung gelassen. Eine geldpolitische Straffung der Kategorie „so tun als ob“ war erwartet worden. Dadurch wir sich weder am Wachstum noch an der Inflation etwas ändern. Also ändern sich auch die Kurse nicht.

Ich erwarte einen deutlichen Kurseinfluss aber von den kommenden Wirtschaftsdaten (insbesondere bei sich verdichtenden Hinweisen auf einen Abschwung) und bei einer deutlichen Zunahme der Inflation, die für mich ausgemachte Sache ist. Die Märkte dürften davon dennoch überrascht werden. Märkte halt…