Grün investieren – so geht’s

Grün investieren – so geht’s
mmphoto / stock.adobe.com
Inhaltsverzeichnis

«Nachhaltig investieren» ist längst zu einem neuen Trend geworden. Es ist ein Konzept, an dem sich immer mehr Anleger beteiligen. Im Jahr 2021 erreichten Grüne Investments einen Marktwert von 540,6 Milliarden US-Dollar, gegenüber nur 5,2 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012. Die Tendenz: klar weiter nach oben, auch in diesem Jahr.

Was bedeutet “nachhaltig investieren” eigentlich?

Nachhaltiges Investieren basiert auf dem Konzept, dass Finanzaktivitäten die Umwelt und soziale Bedingungen berücksichtigen müssen, damit eine gesunde, nachhaltige Wirtschaft weiterwachsen kann. Es geht also einerseits um die Minimierung der Umweltauswirkungen von Aktivitäten und die Unterstützung umweltorientierter, sozial verantwortlich handelnder Unternehmen, während andererseits eine Rendite dafür angestrebt wird.

Allerdings tut sich hier schon oft das erste Problem auf. Denn «nachhaltig investieren» ist eine Definitionsfrage. Während hierzulande die meisten Menschen wohl vor allem an Wald- und Sonnenenergieaktien denken, sind in vielen anderen Ländern schon seit längerem von vornherein auch Atomkraftwerke ein «grünes Investment», dank der vergleichsweise niedrigen CO2-Belastung.

Und wenn es dann noch darum geht Unternehmen nach sozialen Kriterien zu bewerten, fängt die Crux erst richtig an.

Deshalb wurde der Begriff der so genannten ESG-Kriterien entwickelt. Die Abkürzung ESG steht dabei für die englischen Begriffe environment, social und governance (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung).

Nach diesen Kriterien versucht schließlich eine Heerschar an Analysten die besten Unternehmen herauszufiltern.

Was dabei herauskommt ist allerdings in vielen Fällen etwas anders, als vielleicht erwartet.

Wie funktioniert “nachhaltiges Investieren”?

Grundsätzlich gibt es auch hier verschiedene Optionen 

  • Von direkten Investitionen in z.B. Forst- und Waldprojekte
  • Über Anleihen
  • Bis hin zu Aktien

Wozu man neigt, hängt vor allem mit dem persönlichen Risikoprofil zusammen. Direktinvestitionen sind in der Regel eher als Herzblutprojekte mit höherem Risiko verbunden. Anleihen sind durchweg interessanter, wenn die Projekte und die Finanzierungsrahmenbedingungen stimmen. Bei Aktien gilt es zu unterscheiden zwischen sektorspezifischer Auswahl oder großen ETFs mit breiter Streuung und damit geringem Risiko, aber weniger von dem was man eigentlich haben wollte.

Nachhaltige ETFs

Die meisten ETFs beziehen sich auf die großen Nachhaltigkeitsindizes MSCI World Responsible Index (SRI) und Dow Jones Sustainability Index World Enlarged (DJSI World Enlarged). Zu diesen gibt es jeweils sektorspezifische Unter-ETFs. Zum Beispiel für «grüne» Banken oder Konsumgüterhersteller.

Der MSCI-Index umfasst rund 400 Unternehmen aus 23 Industrieländern. Der DJ-Index umfasst 600 Unternehmen, auch aus Schwellenländern.

Wer jetzt aber glaubt, dass sich in diesen Indizes vor allem Solarpanel-Hersteller und Windparkbetreiber befinden, der irrt. Denn die Auswahl der Unternehmen erfolgt aufgrund einer ganzen Reihe an ESG-Kriterien, darunter natürlich die CO2-Bilanz, aber auch die Sicherheit der Mitarbeiter und der Umgang des Unternehmens mit dem Datenschutz.

Am Ende landen dabei in beiden Indizes vor allem Unternehmen, die man auch in anderen Standard-Aktien-ETFs findet:

  • Apple
  • Alphabet
  • Microsoft
  • Tesla
  • Nvidia
  • Und sogar Coca Cola, Pepsico, Mastercard, Roche und die Bank of America

Ob das nun im Sinne des grünen Aktionärs ist, möge dieser selbst für sich entscheiden.

Fazit: Nachhaltig investieren kann aktuell nur eine Beimischung sein

ETF-Sparpläne im Sinne von kaufen und liegen lassen ist derzeit generell nur mit den ETFs auf die großen Indizes zu machen. Ob das überhaupt Sinn macht, angesichts der Tatsache, dass sich die Aktienauswahl in diesen Indizes nicht stark von anderen Standard-Indizes unterscheidet ist fraglich. Hinzu kommt, dass der übergeordnete Bärenmarkt noch nicht beendet sein dürfte, man dem Einstieg also beileibe nicht hinterherrennen muss.

Sektorspezifische ETFs, Fonds oder strukturierte Produkte, also zum Beispiel auf einen Korb aus Solarproduzenten, Windparkbetreibern u.a., sind nur als Beimischung und nach ausführlicher Analyse des Marktes und der Bestandteile des Investmentvehikels empfehlenswert.

Direktinvestitionen tragen ein höheres Risiko, welches ich nicht generell empfehlen würde einzugehen.

Grüne Anleihen müssen, wie alle Anleihen, passen, also genügend Rendite abwerfen für das jeweilige Risikoprofil – dann können sie, vor allem im aktuell steigenden Zinsumfeld, eine interessante Beimischung darstellen.