Fed ärgert Aktienmarkt mit fragwürdiger Aussage

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Die US-Notenbank Fed muss dringend an ihrer Kommunikation arbeiten. Zuletzt gab es eindeutige Signale von Zentralbankmitgliedern, dass die Zinserhöhungen bald kleiner werden bzw. ganz enden dürften.

Fed ärgert Aktienmarkt mit fragwürdiger Aussage

Diese Aussicht hat Notenbankchef Powell auf der Zinssitzung gestern Abend ernsthaft in Frage gestellt und den Markt so auf dem falschen Fuß erwischt. Leider ist das nicht Powells erster Ausrutscher aufgrund einer widersprüchlichen Kommunikation.

Powell sagte gestern auf der Pressekonferenz zum Zinsentscheid, es sei „sehr verfrüht, an eine Pause bei den Zinserhöhungen zu denken“. Einen Lichtblick gab es dennoch: zugleich deutete der Fed-Chef nämlich eine Verlangsamung des Tempos der Leitzinsanhebungen an. Das kommt den Markterwartungen wesentlich mehr entgegen.

Die Leitzinsen wurden unterdessen gestern wie vom Markt erwartet um 75 Basispunkte angehoben – der vierte sehr große Zinsschritt in Folge. Der Leitzins befindet sich nun auf dem höchsten Stand seit Anfang 2008, nun in einer Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent

Bei über acht Prozent Inflation keine Überraschung und immer noch zu niedrig. Beim nächsten Zins-Meeting im Dezember oder beim übernächsten Anfang Februar soll es laut Powell dann aber langsamer mit den Zinsen aufwärts gehen. Das Problem bei strak steigenden Zinsen sind nämlich die Nebenwirkungen: die Konjunktur kühlt sich ab, der Immobilienmarkt bekommt Probleme, aber vor allem auch die US-Notenbank selbst.

Deren riesiger Anleihenbestand erleidet durch den Mit den Zinserhöhungen verbundenen Kurssturz einen dramatischen Wertverlust. Als Wirtschafts-Unternehmen wäre die US-Notenbank daher bald pleite. Bei einer Zentralbank, die die Weltreservewährung selbst nach Belieben drucken kann, liegen die Dinge etwas anders. Das Vertrauen in den US-Dollar darf sie aber dennoch nicht gefährden.

Fed-Chef Powell schießt den Markt ab

Kommen wir zur Reaktion der Märkte. Starker Rückenwind kam für Aktien zuletzt von der Hoffnung, dass die US-Notenbank ihren Zinserhöhungskurs im Dezember verlangsamen könnte. Diese Hoffnung wurde gestern bestätigt. Vor dem heutigen Zinsentscheid hatten die Finanzmärkte eine ungefähr gleich hohe Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte wie um 75 Basispunkte im Dezember eingepreist. Es ist nun wahrscheinlicher, dass es doch nur 50 Basispunkte werden. Das ist positiv.

Gleichzeitig ging der Aktienmarkt aber davon aus, dass es das dann im Großen und Ganzen war mit den Zinserhöhungen. Diese Annahme wurde gestern wiederum zerstört. Die Zinsschritte werden kleiner, aber dafür werden es mehr als erwartet. Der Zinserhöhungszyklus flacht sich ab, aber er zieht sich in die Länge. Der Markt reagierte enttäuscht.

Die Aktienindizes zogen nach Veröffentlichung des Statements zum Zinsentscheids zunächst deutlich an. Doch die erste Reaktion ist oft die falsche. Noch während der Fed-Pressekonferenz legten sie den Rückwärtsgang ein und stürzten auf neue Tagestiefs ab, wo sie den Handel dann auch beenden. Technologieaktien mussten am meisten Federn lassen, bei den Standardwerten im Dow Jones war das Minus mit 1,6 Prozent aber auch spürbar.

S&P 500: Kurse kicken nach Fed-Aussage ein

Sagen wir es so: es gibt eine Menge sehr bullischer Entwicklungen am US-Aktienmarkt (mehr dazu morgen in meinem Beitrag). Gleichzeitig lässt der Chef der US-Notenbank mit seinem hawkishen Auftritt dem Aktienmarkt noch immer keine Luft zum Atmen. Wir werden bald sehen was schwerer wiegt.

Ich werde den US-Aktienmarkt jetzt besonders genau beobachten. Fällt dieser trotz der neuen Widrigkeiten NICHT auf neue Jahrestiefs, wäre das ein Zeichen neuer Stärke und wahrscheinlich der Beginn einer neuen Rally. Dies gilt es allerdings erst abzuwarten, bevor neue größere Aktienkäufe vorgenommen werden sollten.