Eurozone: Inflation und Zinsen steigen – dauerhaft?

Inhaltsverzeichnis

Zuletzt kamen am Markt Spekulationen auf, dass in der Eurozone (wie schon in den USA) der „Zinsgipfel“ kurz bevorstehen könnte. Bestimmte Formulierungen der Europäischen Zentralbank (EZB) wurden in diese Richtung interpretiert.

So hatte die EZB den Leitzins zuletzt zwar etwas weiter erhöht, zugleich aber signalisiert, dass eine weitere Zinserhöhung beim nächsten Zinsentscheid im September nicht sicher sei. Gleichzeitig hatte sich die Inflationsrate in weniger als einem Jahr fast halbiert.

Inzwischen zeigt sich jedoch: die EZB darf noch lange nicht die Hände in den Schoss legen, wenn sie es mit der Inflationsbekämpfung jemals ernst gemeint hat. Denn die jüngsten Inflationsdaten aus der Eurozone sind sehr ernüchternd.

Eurozone: Inflationsrückgang gestoppt?

So hat sich der starke Preisauftrieb in der Eurozone im Juli kaum weiter verlangsamt. Der Inflationsrückgang im Vorjahresvergleich fiel nämlich nur sehr mickrig aus: Hatte die Inflationsrate im Vormonat noch bei 5,5 % gelegen, so sank sie im Juli auf gerade einmal 5,3 %. Das ist kaum noch spürbar.

Die so genannte Kernrate, bei der die stark schwankungsanfälligen Preise für Energie, Alkohol, Tabak und Nahrungsmittel ausgeklammert werden, verharrte die Inflation im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar bei 5,5 %.

EZB: Weitere Zinserhöhungen eigentlich ein „Muss“

Das heißt: die EZB müsste die Zinsen weiter erhöhen, wenn sie die Inflation noch in diesem Jahrtausend auf unter 2 % bekommen will. Achten Sie deshalb bitte unbedingt auf die EZB Zinssatzentscheidung heute Nachmittag und die begleitenden Kommentare der Zentralbank dazu.

Weitere Zinserhöhungen hätten allerdings auch gravierende Nebenwirkungen. So hat sich das Wachstum zuletzt auf fast Null abgeschwächt, die Zinskosten für die Staatsschulden sind geradezu explodiert (ich berichtete an dieser Stelle) und im privaten Sektor wird (auch wegen der teuren Kredite) kaum noch investiert.

Das Dilemma mit den hohen Zinsen

Weitere Zinserhöhungen könnten die Eurozone in eine neue Rezession zwingen. Ohne Zinserhöhungen könnte hingegen die Inflation wieder Fahrt aufnehmen, was ebenfalls das Wachstum zerstört. Einzig eine wundersame Flut an Exportaufträgen könnte Rettung versprechen.

Doch dafür sind die Kosten in der Eurozone aufgrund der hohen Inflation sowie immer neuer Vorschriften und immer höherer Mindestlöhne mittlerweile nur noch in wenigen Ländern international konkurrenzfähig. In Deutschland jedenfalls nicht mehr. 

Mein Anlage-Rat für Sie

Ich sehe keine schnelle Lösung für das Wachstums- und Inflationsproblem in der Eurozone. Investieren Sie Ihr Vermögen deshalb lieber außerhalb der Eurozone. Denn es gibt Märkte, in denen die Welt durchaus noch in Ordnung ist.