Nach ordentlichem Wachstum ging die bekannte Robinhood-Broker-App nun an die Börse

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Vergangene Woche Dienstag ist in den USA der Neo-Broker Robinhood an die US-Börse Nasdaq gegangen und wird in Zukunft unter dem Börsenkürzel „HOOD“ zu finden sein.

Es folgte eine echte Überraschung hinsichtlich des Börsengangs

Viel beachtet, von manch einem herbeigesehnt und schon im Vorfeld hofiert, passiert dann das, womit wohl die wenigsten gerechnet haben – der Börsengang floppte!

Ausgegeben bei 38 Dollar, schlossen die Papiere nicht nur am gleichen Handelstag tiefer bei 34,82 Dollar, sondern fielen im Handelsverlauf sogar bis auf 33,35 Dollar, um dann am vergangenen Freitag bei 35,50 Dollar ins Wochenende zu gehen.

Ein wichtiges Ziel verfehlt, trotz guter Nutzerzahlen!

Somit hat der Broker nicht nur sein Ziel verfehlt, eine Bewertung von 35 Mrd. Dollar zu erreichen, sondern liegt bei jetzt 32 Mrd. Dollar eher in einem Bereich der nun sicher den beiden Gründern, Vlad Tenev und Baiju Bhatt nicht sonderlich gefallen dürfte.

Dabei scheint es zumindest bei den Nutzerzahlen wirklich gut zu laufen, denn die konnten im Q2 nahezu verdoppelt werden auf 22,5 Mio. Anhänger.

Aber allein das macht halt noch keinen wirklich erfolgreichen Börsengang aus. Zudem im „Sherwood Forest“ tatsächlich einiges im Argen liegt.

Zahlreiche Behörden haben Robinhood im Blick

So hat die Aufsichtsbehörde FinRa bereits mehrfach angemahnt, dass Tenev und Bhatt nicht ordnungsgemäß bei der Behörde registriert sind, ein Umstand, der schon mehrere Monate bekannt ist, aber bis dato noch keine Erledigung erfahren hat.

Heißt im Klartext, dass die beiden Oberhäupter bislang nicht nachgewiesen haben, über ein Mindestmaß an Verständnis und Fachwissen eines Maklers zu verfügen. In Deutschland beispielsweise, müssen Börsenmakler, Marketmaker und Vermögensberater eine harte Schulung mit Prüfungen durchlaufen, um überhaupt einer Tätigkeit in diesem Bereich nachgehen zu dürfen.

Schon im Juni gab es eine Strafe

Weiterhin wurde Robinhood bereits im Juni dieses Jahres von der FinRa „angeschossen“ und musste per Vergleich 70 Mio. Dollar Strafe zahlen, wegen zu lascher Kontrollen beim risikoreichen Handel mit Optionsscheinen und einer zu laxen Kontrolle in diesem Bereich und zusätzlichen Ausfällen der Trading App.

Es hagelt weitere Vorwürfe einer großen US-Behörde

Zu allem Ungemach scheint auch der Scheriff von Nottingham in Gestalt der SEC, die US-Börsenaufsicht, ein Auge auf den Neo-Broker und sein Geschäftsmodell des PFOF (Payment For Order Flow) geworfen zu haben.

Bedeutet, dass Robinhood die Aufträge der Kunden an die Marketmaker weitergibt und dafür eine Gebühr erhält. Klar, dass dies letztlich dazu führt, dass die Retail-Kunden mehr Kosten haben und die SEC geht noch einen Schritt weiter und wirft dem Börsenneuling zusätzlich auch noch Intransparenz vor.

Generell gilt, die SEC in den USA ist kein zahnloser Tiger, sondern beißt beizeiten richtig zu, einige deutsche Unternehmen haben das schon deutlich zu spüren bekommen und sollte die Behörde jetzt der Meinung sein, dass ihre Vorwürfe in Bezug auf das PFOF-Szenario stimmen, könnte hier schnell eine Einschränkung oder sogar ein Verbot drohen, dann hätte Robinhood allerdings ein wirklich existenzielles Problem!

Die Konkurrenz schläft nicht

Ergänzend auch noch hinsichtlich des Themas Wachstumsstrategie, wonach die geplante Expansion nach Großbritannien kurzerhand auf unbestimmte Zeit verschoben wurde und hier das Feld schon seit längerem von anderen namhaften Brokern wie Trade Republic oder eToro bestellt wird.

Sozial gedacht – unzufriedenstellend umgesetzt

Letztlich beim Börsengang Robinhood zwar sozial und nutzerfreundlich an seine Kunden gedacht hat, ganz im Sinne der angelsächsischen Romanfigur, und bis zu 35% der Aktien nur für diese reservierte, allerdings hier natürlich auch ein immenses Risiko liegt und dementsprechend auch mit einem großen Maß an Unvorhersehbarkeit gerechnet werden muss.

Normal wäre es gewesen, die Investmentbanken ihren Job machen zu lassen, um für geordneten Verlauf und dementsprechend stabile Kurse zu sorgen, dann wäre auch das Fiasko beim Börsengang sicher ausgeblieben.

Mein Fazit fällt nicht gut aus

Somit, meine geehrten Leser- und Leserinnen, kann ich mich nicht mit der Aktie von Robinhood anfreunden, egal wie schön die Geschichte auch medial nach außen wirken mag und ich die Romanfigur schätze.

In dem Fall wackelt für mich der Heldenstatus ganz gewaltig und wenn der Scheriff von Nottingham – die SEC – recht bekommen sollte, dann brennt es bald in Sherwood Forest und da müssen Sie ja nicht unbedingt dabei sein!