VW-Zahlen: Schwache Marge, starke Kursreaktion

Nahaufnahme eines Volkswagen-Logos auf einem glänzenden Auto.
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Am 25. Juli legte Volkswagen die Zahlen für das 1. Halbjahr vor – mit teils deutlichen Überraschungen. Zunächst reagierten die Märkte verhalten: Nach dem Handelsstart rutschte die Aktie um bis zu 4,6% ab – gesenkte Margenziele, schwächere Ergebnisse und die Belastung durch US-Zölle sorgten zunächst für einen Dämpfer.

Doch dann drehte die Aktie deutlich ins Plus. Viele Anleger hatten die schlechten Nachrichten offenbar bereits eingepreist. Die VW-Aktie erholte sich rasch und beendete den Handelstag mit einem Tagesgewinn von rund 4,5% – einer der stärksten Werte im DAX.

Mein Eindruck: Die Börse traut Volkswagen zu, die aktuellen Herausforderungen in den Griff zu bekommen – vor allem, weil es bei der Kernmarke spürbar vorangeht.

Solides Fundament – aber schwächeres Ergebnis

Im 1. Halbjahr 2025 erzielte der Volkswagen-Konzern einen Umsatz von 158,4 Mrd. Euro – nahezu auf Vorjahresniveau (-0,3%). Das operative Ergebnis ging jedoch um 32,8% auf 6,7 Mrd. Euro zurück. Die operative Marge fiel entsprechend von 6,3% auf 4,2%.

Die Gründe sind klar benannt: hohe US-Zölle (-1,3 Mrd. Euro), Restrukturierungskosten (-0,7 Mrd. Euro), eine wachsende Zahl margenärmerer Elektrofahrzeuge sowie negative Preis- und Währungseffekte. Auch regional gab es Verschiebungen: Während Südamerika und Europa zulegen konnten, war das Geschäft in Nordamerika (-16%) und China (-3%) rückläufig.

Trotzdem zeigte sich der Auftragseingang in Westeuropa mit +19% sehr robust – insbesondere bei Elektroautos, die um 62% zulegten.

Porsche enttäuscht – Kernmarke überrascht

Besonders im Fokus: die Premiummarken Audi und Porsche. Porsche verzeichnete einen Absatzrückgang von 11% und einen Gewinneinbruch um 71% auf 0,8 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis – ohne Finanzdienstleistungen – lag im 2. Quartal bei nur noch 154 Mio. Euro (Vorjahr: 1,7 Mrd. Euro).

Auch Audi geriet unter Druck und kündigte an, rund 7.500 Stellen abzubauen. Porsche will ebenfalls rund 1.900 Arbeitsplätze streichen.

Ganz anders die Entwicklung bei der Kernmarke: Volkswagen Pkw erzielte im 2. Quartal einen operativen Gewinn von 991 Mio. Euro – fast sechsmal so viel wie im schwachen Vorjahreszeitraum. Die Maßnahmen zur Effizienzsteigerung zeigen erste Wirkung. Ein großer Teil des Ergebnissprungs ist auf das laufende Sparprogramm zurückzuführen, das bereits zu mehreren Tausend Stellenstreichungen geführt hat.

Ausblick gesenkt – Potenzial bleibt

Der Konzern hat seine Prognose für das Gesamtjahr 2025 angepasst: Statt eines Umsatzwachstums erwartet man nun bestenfalls stabile Erlöse. Die operative Rendite soll zwischen 4,0% und 5,0% liegen (zuvor: 5,5 bis 6,5%). Auch der Zielkorridor für den Netto-Cashflow im Automobilbereich wurde gesenkt.

Entscheidend für die kommenden Monate wird sein, ob sich die geopolitischen Risiken – insbesondere mit Blick auf die US-Zölle – stabilisieren und ob die Restrukturierungsmaßnahmen in den Premiummarken greifen. Die positive Auftragslage in Europa und das verbesserte Ergebnis der Kernmarke deuten darauf hin, dass Potenzial für eine Erholung vorhanden ist.

Fazit: Solide Dividende bei günstiger Bewertung

Volkswagen zeigt, dass auch in einem schwierigen Umfeld operative Fortschritte möglich sind. Die Bilanz ist gemischt: Während Porsche und Audi schwächeln, liefert die Kernmarke ein starkes Signal. Der reduzierte Ausblick wurde von den Märkten nicht abgestraft – im Gegenteil: Die positive Kursreaktion deutet auf ein gewisses Grundvertrauen in die mittelfristige Entwicklung hin.

Für Dividenden-Anleger bleibt Volkswagen interessant – nicht nur wegen der Substanz, sondern auch wegen der Zahlen: Die aktuelle Dividendenrendite liegt bei rund 6%, und das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) beträgt lediglich 5,2. Damit zählt der Konzern weiterhin zu den günstig bewerteten DAX-Unternehmen mit solider Ausschüttung.

Meine Empfehlung: Behalten Sie Volkswagen auf Ihrer Watchlist – vor allem mit Blick auf die weitere Entwicklung im 2. Halbjahr.