VW Aktie kräftig im Plus

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Gute Nachrichten aus Wolfsburg: Dank eines starken zweiten Halbjahrs fährt Europas größter Automobilkonzern für das von der Pandemie geprägte Krisenjahr 2020 unterm Strich Gewinne ein.

Corona-Bilanz: Nicht so schlimm wie befürchtet

Zwar verzeichnete Volkswagen in seiner Bilanz erhebliche Gewinn- und Umsatzrückgänge. So brachen die Konzernerlöse um 12 Prozent ein auf nur noch knapp 223 Milliarden Euro, der operative Gewinn ging um satte 43 Prozent zurück auf 9,7 Milliarden Euro und die operative Rendite schrumpfte von 6,7 auf 4,3 Prozent zusammen.

Insgesamt lieferte das Unternehmen im vergangenen Jahr weltweit etwas mehr als 9,3 Millionen Fahrzeuge aus und damit 1,67 Millionen weniger als noch 2019. Gut lief das Geschäft vor allem in China, wo sich die Wirtschaft insgesamt rasch erholen konnte: Nachdem hier um den Jahreswechsel 2019/2020 die ersten größeren Infektionscluster aufgetreten waren, hatte die Volksrepublik mit drastischen Maßnahmen reagiert und ganze Millionenstädte abgeriegelt. Zum Jahresende hin verzeichnete die chinesische Volkswirtschaft als einzige bedeutende Wirtschaftsnation weltweit ein Wachstum von 2,3 Prozent.

Hoffnungsvolle Aussichten

Volkswagen jedenfalls sieht sich auf einem guten Weg. Die Bilanzrückgänge sind nach Einschätzung der Konzernführung nahezu ausschließlich auf die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen zurückzuführen. Nach der Erholung im zweiten Halbjahr gibt der Ausblick für 2021 und darüber hinaus Anlass zur Hoffnung.

Für das laufende Jahr peilt Volkswagen eine operative Rendite von 5 bis 6,5 Prozent an, mit Tendenz zum oberen Ende der angestrebten Spanne. Mittelfristig werden hier 7 bis 8 Prozent angestrebt. Dazu beitragen soll unter anderem eine drastische Absenkung der Fixkosten. Neben einem sozialverträglichen Stellenabbau, etwa durch Vorruhestandsregelungen oder Altersteilzeitangebote, wird auch die Produktion weiter vereinheitlicht.

Beschleunigung und Ausbau der Elektrooffensive

Bereits jetzt basieren etliche Modellreihen auf einem einheitlichen Baukastenprinzip. Dieses Konzept soll künftig auch auf Softwarekomponenten und Batterietechnologien ausgeweitet werden. Kostensenkungen verspricht man sich außerdem von einer Vereinheitlichung digitaler Elemente: Entgegen dem bisherigen vielfältigen Flickenteppich sollen künftig alle möglichen Softwarefeatures standardmäßig vorinstalliert sein und nach Kundenbedarf freigeschaltet werden.

Um von externen Zulieferern unabhängiger zu werden, plant Volkswagen zudem eine Elektrooffensive: So sollen an mehreren europäischen Standorten eigene Batteriefertigungen entstehen, zudem will sich der Konzern für einen Ausbau der Ladeinfrastruktur engagieren und hierfür mit Energiekonzernen zusammenarbeiten.

Kein Ablaufdatum für Verbrenner

Insgesamt drücken die Wolfsburger beim Thema Elektrifizierung stärker aufs Tempo. Anstatt der bislang angepeilten 35 Prozent sollen bis zum Jahr 2030 nun 70 Prozent der in Europa verkauften Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb ausgestattet sein. Damit reagiert das Unternehmen nicht zuletzt auf die verschärften Klimaziele der Europäischen Union. Parallel soll der Elektroanteil für die wichtigen Exportmärkte USA und China auf jeweils mindestens 50 Prozent ausgebaut werden.

Anders als andere Hersteller nennt Volkswagen bislang allerdings noch kein finales Ausstiegsdatum für den Verbrennungsmotor. Stattdessen erhalten Verkaufsschlager wie Golf und Passat noch einmal eine neue Generation, inklusive Verbrennern. Zuletzt hatten immer mehr Automobilhersteller ihren Abschied vom Verbrennungsmotor innerhalb der kommenden anderthalb Jahrzehnte angekündigt, darunter etwa Volvo und General Motors.

VW Aktie bei Anlegern und Analysten hoch im Kurs

Die Mischung aus gar nicht so schlimmer Pandemie-Jahresbilanz, beschleunigter Elektrooffensive und zusätzlichen Punkten im Kostensenkungsprogramm kam an der Börse gut an: Zum Wochenbeginn legte die VW Aktie kräftig zu, auf Monatssicht liegt das Plus aktuell bei mehr als 25 Prozent. Mit gut 210 Euro ist das Papier inzwischen sogar wieder höher bewertet als vor Ausbruch der Pandemie: Auf 3-Jahres-Sicht liegt der Kurs rund ein Drittel im Plus.

Analysten zeigten sich von der jüngsten Entwicklung hellauf begeistert und raten weiterhin mit großer Mehrheit zum Kauf der im Dax gelisteten VW Vorzugsaktie. Die Kursziele bewegen sich dabei aktuell überwiegend in einem Korridor zwischen 200 und 220 Euro, was dem derzeitigen Kursniveau entspricht. Vereinzelt sehen die Experten jedoch auch noch deutlich mehr Luft nach oben.

So hat die britische Großbank Barclays ihr Kursziel kräftig angehoben von 175 auf 250 Euro. Die Schweizer UBS bestätigte unterdessen ihre Kaufempfehlung sowie ihr Kursziel von 300 Euro für die VW Aktie. Die hohen Investitionen in die eigene Batterieproduktion, die sich aller Voraussicht nach im niedrigen zweistelligen Milliardenbereich bewegen dürften, seien angesichts der absehbar hohen Nachfrage gerechtfertigt, die neue Konzernstrategie somit also insgesamt zu begrüßen, hieß es zur Begründung.