Volkswagen wieder in der Spur?

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Wer bei Porsche arbeitet, kann sich glücklich schätzen – zumindest wenn es an die jährliche Verkündung der Geschäftsbilanz und die damit verknüpften Bonusauszahlungen geht. Denn der Luxusautohersteller zahlt hierzulande sämtlichen Beschäftigten, vom Ingenieur bis zur Reinigungskraft, dieselbe satte Gewinnbeteiligung aus.

Im vergangenen Jahr belief sich die Summe auf 8.911 Euro je Mitarbeiter, in diesem Jahr sind es 9.111 Euro – jeweils in Anspielung auf das bekannteste Modell des Konzerns, den Porsche 911. Porsche zahlt damit den höchsten Bonus im Vergleich der deutschen Autobauer. Daimler beispielsweise zahlt „nur“ 5.400 Euro Prämie aus und damit sogar weniger als im Vorjahr, als der Bonus sich auf 5.650 Euro bezifferte.

Ausgebremst durch VW

Die Anhebung bei Porsche fiel Beobachtern zufolge sogar relativ gering aus, zumindest gemessen am Geschäftserfolg, den die Marke 2016 feiern konnte: Es war das profitabelste Jahr der Unternehmensgeschichte, satte 17,4 Prozent des Umsatzes waren operativer Gewinn. Dass der Bonus nicht noch üppiger ausfiel, dürfte mit der Konzernmutter zu tun haben: Porsche gehört zum VW-Imperium, und die Wolfsburger stecken bekanntlich in der Bredouille, seit die systematische Manipulation von Abgaswerten in Dieselfahrzeugen im September 2015 aufgeflogen ist.

Bei Volkswagen will man davon am liebsten schon gar nichts mehr wissen. Öffentlich wird „die Sache“ kleingeredet, die enormen Dimensionen und die kriminelle Energie, die dahintersteckt, sollen möglichst nicht thematisiert werden. Doch ganz so einfach ist es nicht.

Noch immer laufen juristische Ermittlungen, das wird sich wohl auch noch eine ganze Weile hinziehen. Noch immer ist der Dax-Riese dazu gezwungen, die Kosten zu senken und zu sparen, wo es nur geht, um die Folgekosten zu stemmen, ohne dabei selbst unter die Räder zu geraten.

Verheerender Imageverlust

Der wichtigste und womöglich langfristig schlimmste Verlust sind jedoch die tiefen Risse im sprichwörtlichen Lack der Kernmarke. VW stand mit seinen Modellen wie Golf und Polo lange Jahre für Vertrauen, Verlässlichkeit, solide Ingenieurskunst. Geradezu bieder war das Image der Niedersachsen. Die Kunden mochten das – und zeigten sich geschockt über die Enthüllungen. Betrügerische Bad Boys aus Wolfsburg? Das wollte nicht so recht ins Bild passen.

Doch anstatt das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen, ist man in der Volkswagen-Zentrale ziemlich mit sich selbst beschäftigt, wie die jüngsten Entwicklungen rund um Ferdinand Piëch gerade erst noch einmal verdeutlicht haben. Der Konzernpatriarch denkt öffentlich darüber nach, sich von seinen VW-Anteilen zu trennen. Es geht auch viel um Persönliches in der ganzen Angelegenheit.

VW Aktie auf Richtungssuche

Aus Sicht von Anlegern und Investoren sind das weitere schlechte Nachrichten in einer langen Kette von Skandalen und Schwierigkeiten, die seit eineinhalb Jahren die Schlagzeilen rund um VW beherrschen.

Und auch wenn sich die Volkswagen Aktie inzwischen wieder halbwegs gefangen hat, notiert sie mit zuletzt rund 135 Euro immer noch deutlich unterhalb der Sphären, in denen sie sich vor Bekanntwerden des Abgasskandals bewegt hat.

Analysten gehen jedoch davon aus, dass die VW Aktie den Bereich um 175 Euro durchaus wieder erreichen kann. Zuletzt gab es mehrere Kaufempfehlungen, die das Papier zwischen 163 und 180 Euro angesiedelt sehen. Vereinzelt gibt es jedoch auch Stimmen, die mit einer schärferen Kurskorrektur rechnen und einen Abschlag zum aktuellen Stand prognostizieren. Experten der Berenberg Bank rechnen gar mit einem Abrutschen auf unter 100 Euro. Dies ist bislang allerdings nur eine Einzelmeinung.