Volkswagen Aktie: Starkes Quartal, schwacher Aprilscherz

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Volkswagen ist mit einem starken Auftaktquartal ins laufende Jahr gestartet. Mit 2,4 Millionen Fahrzeugen haben die Wolfsburger im Zeitraum von Januar bis Ende März rund 21 Prozent mehr Autos verkauft als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Das operative Ergebnis fiel mit 4,8 Milliarden Euro fünfmal so hoch aus wie im Vorjahresquartal. Angesichts der starken Zahlen hob der Autobauer seine Prognose für das Gesamtjahr an: Anstelle der bislang veranschlagten operativen Rendite zwischen 5 und 6,5 Prozent erwartet Volkswagen nun bis zu 7 Prozent.

Chinas Erholungskurs stützt deutsche Autobauer

Insbesondere China trug zum gelungenen Jahresauftakt bei. Hier war das Geschäft Anfang 2020 im Kontext der beginnenden Corona-Pandemie erheblich eingebrochen, dementsprechend deutllich fällt nun die Steigerung aus: 61 Prozent mehr Fahrzeuge als im Vorjahr konnte VW im ersten Quartal in China verkaufen.

Unterm Strich fuhren die Wolfsburger einen Quartalsgewinn von rund 3,4 Milliarden Euro ein und erwirtschafteten damit fast das Siebenfache des Vorjahreszeitraums. Das erste Quartal 2020 war bereits stark durch die ersten Auswirkungen der Pandemie belastet, das China-Geschäft kam weitgehend zum Erliegen, Handelsrouten wurden unterbrochen, Lieferketten gekappt und ab März wurde auch Europa zunehmend von Covid-19 erfasst, sodass der Kontrast im zweiten Quartal noch deutlicher ausfallen dürfte.

Autobranche überraschend schnell auf Überholspur

Bereits ab der zweiten Jahreshälfte ging es für die chinesische Wirtschaft allerdings wieder deutlich bergauf, wovon auch die deutschen Autobauer profitieren konnten. Zum Jahresende hin boomte die Autobranche wieder – das ging schneller als von vielen Beobachtern erwartet und das wiederum hat nun bremsende Auswirkungen.

Denn weil auch die Chiphersteller nicht mit einer so raschen Erholung des Autosektors gerechnet hatte, wurden in Zeiten von Home Office, Home Schooling, Onlineshopping und Dauerstreaming vorrangig IT-Firmen mit den begehrten Halbleitern beliefert. Als die Nachfrage von Seiten der Autobauer zum Jahresende hin wieder Fahrt aufnahm, war auf Angebotsseite nicht genügend Kapazität vorhanden, um dem Ansturm gerecht zu werden.

Chipmangel in Q2 wohl stärker spürbar

Seither herrscht ein weltweiter Chipmangel, der sich Experten zufolge noch bis ins kommende Jahr hineinziehen könnte und dessen Auswirkungen derzeit insbesondere die Autobranche zu spüren bekommt. Auch Volkswagen musste bereits mehrfach seine Bänder anhalten, die Produktion unterbrechen und Beschäftigte in Kurzarbeit schicken, weil die benötigten Chips fehlten.

Im ersten Quartal schlägt sich das noch kaum in der Bilanz nieder, für das laufende Vierteljahr allerdings warnt die Konzernführung vor deutlicheren Einbrüchen. Perspektivisch werden auch die Ausgaben steigen, denn erst kürzlich hat Volkswagen angekündigt, den Transformationsprozess hin zu mehr Elektromobilität nun entschiedener als bislang vorantreiben zu wollen.

VW garniert Elektrooffensive mit missglücktem Aprilscherz

In den kommenden Jahren sollen gleich mehrere Produktionsstandorte für Batteriezellen aus dem Boden gestampft werden, die Elektroflotte soll kräftig wachsen. Damit schwenkt nun auch Volkswagen ein auf den Kurs der Branche, die sich im Wandel befindet und in diesem Jahrzehnt die entscheidenden Weichen stellen wird, wer künftig welche Rolle am Markt spielen wird. Ab den 2030er Jahren werden in zahlreichen Ländern keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr neu zugelassen, die politischen Vorgaben im Zeichen des Klimaschutzes führen zu tiefgreifenden Umwälzungen in der Branche.

In Anspielung auf die neue E-Offensive hat sich die US-Tochter Volkswagen of America kürzlich einen PR-Gag erlaubt, der allerdings gründlich nach hinten losgegangen ist: Ende März verkündete das Unternehmen mit offizieller Pressemitteilung, Werbeclip und passendem neuen Logo die Umbenennung in „Voltswagen“.

US-Börsenaufsicht ermittelt wegen möglicher Marktmanipulation

Als dies kurze Zeit später als Aprilscherz enttarnt wurde, reagierten US-Medien verschnupft. Viele von ihnen hatten die Umfirmierung für bare Münze genommen und darüber berichtet, auch einzelne Analysten waren auf den Scherz hereingefallen. Die US-Börsenaufsicht SEC ermittelt wegen des Verdachts möglicher Kursmanipulationen, wobei die Volkswagen Aktie keine allzu deutlichen Ausschläge verzeichnete im zeitlichen Umfeld des PR-Gags. Inwieweit die deutsche Konzernführung in die Aktion eingebunden war, ist unklar. Volkswagen sicherte umfassende Kooperation mit den Behörden zu.

Insgesamt darf die Aktion als zumindest unglücklich bewertet werden, denn wie inzwischen offenbar auch intern eingeräumt wird, habe man mit der offiziell anmutenden Darstellung Glaubwürdigkeit eingebüßt und Vertrauen verspielt. Dieses Vertrauen aber hatte sich der Konzern nach der Dieselaffäre gerade erst mühsam wieder erarbeitet, insbesondere in den USA zeigten sich Kunden und Aufsichtsbehörden „not amused“ über die manipulierten Abgaswerte, die den Volkswagen Konzern inzwischen Milliardenbeträge gekostet haben.

VW Aktie fällt – Analysten bleiben zuversichtlich

Auch Anleger hatten zuletzt wenig Freude mit der VW Aktie. Zwar befand sich der Kurs seit Anfang November in einer kontinuierlichen Aufwärtsbewegung, die seit Anfang März steil nach oben schnellte – doch in den vergangenen zwei Wochen ging der Aktie die Puste aus. Auf Monatssicht notiert das Papier mittlerweile rund 13 Prozentpunkte im Minus, auch die Quartalsbilanz sorgte nur kurzzeitig für ein Aufbäumen der Aktie, die zum Mittag hin ins Minus rutschte.

Die meisten Analysten teilen jedoch den Optimismus der Konzernführung und bekräftigten am Donnerstag ihre Kaufempfehlungen für die VW Aktie. Die Kursziele bewegen sich dabei in einem Korridor zwischen 255 Euro (JP Morgan) und 300 Euro (UBS). Zuletzt wurde die VW Vorzugsaktie zu einem Kurs von rund 212 Euro gehandelt.