Volkswagen Aktie: Anleger erleichtert über Entschädigungsdeal

Inhaltsverzeichnis

Nun also doch: Nachdem es noch kürzlich so aussah, als wären die Verhandlungen zwischen dem Volkswagen Konzern einerseits und dem Verbraucherzentralen Bundesverband (VZBV) andererseits gescheitert, hat man sich nun doch noch geeinigt.

Deutsche Dieselkunden, die sich durch den Abgasmanipulationsskandal betrogen sehen, sollen unter bestimmten Voraussetzungen eine Entschädigung erhalten. Voraussetzung ist ein Kauf vor dem 31. Dezember 2015 sowie zum Zeitpunkt des Kaufs ein Wohnsitz in Deutschland.

Sehnsucht nach Schlussstrich ist groß – auf beiden Seiten

Die Höhe der angebotenen Summe richtet sich dabei individuell nach Kaufpreis, Alter und Fahrleistung des Modells und soll pro Kunde und Fahrzeug zwischen 1.350 und 6.257 liegen. Die Verbraucherschützer des VZBV bezeichneten diese Größenordnung als nicht unbedingt großzügig, aber im Rahmen dessen, was zu erwarten gewesen sei und rät betroffenen Kunden weder zu noch ab, auf das Angebot einzugehen.

Nach Einschätzung der Verbraucherschützer ist vielen Kunden vor allem daran gelegen, endlich einen Schlussstrich unter die Angelegenheit zu ziehen. Insofern rechnet man damit, dass ein Großteil der Betroffenen das Angebot annehmen dürfte.

Das wäre ganz im Sinne des Volkswagen Konzerns, der sich das Ganze 830 Millionen Euro kosten lässt. Das ist einerseits kein Pappenstiel, andererseits ist auch dem Unternehmen daran gelegen, langwierige juristische Verfahren zu vermeiden, die womöglich nicht unbedingt günstiger ausfallen würden und zudem in schöner Regelmäßigkeit imageschädigende Negativschlagzeilen hervorbringen dürften.

VW blickt in die Zukunft

Generell ist man in Wolfsburg dieser Tage bemüht, den Blick in die Zukunft zu richten. So gab der Konzern unter anderem bekannt, künftig keine Erdgas-Modelle mehr herstellen zu wollen, sondern sich ganz auf die Elektrifizierung der Flotte zu konzentrieren.

Nicht nur die Modellpalette wird damit neu gemischt, sondern auch intern stehen einige Umstrukturierungen bevor. So soll die Forschungsabteilung hauptsächlich in Ingolstadt angesiedelt werden, dem Hauptsitz der Premiumtochter Audi.

Audi soll außerdem von der Börse verschwinden, rechtlich aber eine Aktiengesellschaft bleiben. Ohnehin befinden sich gerade einmal 0,36 Prozent der Audi Aktien im Streubesitz. Dies soll nun durch einen Squeeze-out beendet werden. Im April wird dann Markus Duesmann den Chefposten bei Audi übernehmen und neben der Premiummarke auch den Konzernbereich Forschung und Entwicklung verantworten. Ingolstadt als Standort innerhalb des Volkswagen-Universums wird damit deutlich aufgewertet.

VW Aktie erobert Dax-Spitze

Dass man sich in Wolfsburg zum Squeeze-out entschieden hat, kann zudem als Zeichen gewertet werden, dass man hier ebenfalls davon ausgeht, die Akte Diesel-Entschädigungen bald schließen zu können. Wäre hierfür zusätzliche Liquidität erforderlich geworden, wäre Medienberichten zufolge eine Platzierung weiterer Audi Anteilsscheine an der Börse eine Option hierfür gewesen. Davon ist nun augenscheinlich keine Rede mehr.

Auch an der Börse reagierten Anleger erleichtert: Zwar taumelte die Volkswagen Aktie gemeinsam mit dem Rest vom Dax in der vergangenen Woche coronabedingt tief ins Minus, doch als am Freitag die Meldung über die Einigung in Sachen Dieselentschädigungen publik wurde, machte der Kurs einen Satz nach oben und schob sich am letzten Handelstag der Woche an die Spitzenposition im Dax.