Börsendebüt von Stellantis: Ein neuer Stern steigt auf

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Es ist soweit: Nach der offiziellen Fusion ist am Montag nun auch an der Börse ein neuer Stern am Autohimmel aufgegangen. In Mailand und Paris feierte die Aktie von Stellantis Premiere, und zwar eine ziemlich erfolgreiche.

Um 7,5 Prozent schoss die Stellantis Aktie bei ihrem Börsendebüt in Mailand in die Höhe, ab dem heutigen Dienstag wird das Papier auch in New York gehandelt – der Start in Übersee verzögerte sich feiertagsbedingt um einen Tag – und mit einer Aufnahme in den EuroStoxx wird noch im Laufe des Jahres gerechnet.

Opelaner fürchten um ihre Jobs

Der seit 2019 vorbereitete Zusammenschluss des französischen PSA-Konzerns mit dem US-amerikanisch-italienischen Konglomerat Fiat-Chrysler bildet damit nun den viertgrößten Autohersteller der Welt hinter Toyota, Volkswagen und Renault-Nissan. Stellantis umfasst insgesamt 14 verschiedene Marken, darunter Peugeot, Citroën, Fiat, Chrysler, Jeep, Alfa Romeo und – als einzige deutsche Marke – Opel.

Gerade unter den Opelanern betrachtet man die neuerliche Fusion mit Sorge. Zwar gibt es einen Vertrag mit dem französischen Mutterkonzern, der betriebsbedingte Kündigungen bis 2025 ausschließt. Doch unter den Marken im unteren und mittleren Preissegment, in der Klein- und Kompaktwagenklasse schwächelt Opel derzeit am meisten.

Steigt Italien mit ein?

Auch andere Beschäftigte fürchten perspektivisch um ihre Jobs, denn die Fusion soll im marktwirtschaftlichen Sinne Synergieeffekte bringen, also: Kosten einsparen, beispielsweise durch die Zusammenlegung von Verwaltungseinheiten oder Entwicklungszentren.

Carlos Tavares, bislang CEO bei PSA und nun Chef von Stellantis, gilt als harter Sanierer. Bislang spricht er zwar davon, keine Werke schließen zu wollen, doch Arbeitnehmervertreter betrachten die Entwicklung ebenso mit Argusaugen wie die Regierungen in Frankreich und Italien. Der französische Staat ist bereits mit Anteilen von rund 6 Prozent an Bord, Italien behält sich einen solchen Schritt ebenfalls vor. Zu den Großaktionären zählen ferner die Gründerfamilien Peugeot und Agnelli.

Erstarkter Volkswagen-Konkurrent

Mit Blick auf deutsche Autobauer ist Stellantis vor allem für Volkswagen ein direkter Konkurrent. Beide Hersteller führen gleich mehrere Marken im Klein- und Kompaktwagensegment, das vor allem in Europa im Massenmarkt beliebt ist. Volkswagen zählt neben seiner Kernmarke VW auch Skoda und Seat in diesem Bereich.

Doch nicht nur der neu erstarkte Wettbewerber schlägt den Wolfsburgern aktuell aufs Gemüt. Unter den im Dax gelisteten Autobauern läuft die VW Aktie mit Abstand am schlechtesten. Auf Jahressicht liegt der Kurs rund 17 Prozentpunkte im Minus, während BMW in etwa auf Vorjahresniveau notiert. Lediglich für die Daimler Aktie läuft es derzeit richtig rund: Bereits seit dem Frühjahr geht es steil bergauf, die Aktie ist inzwischen 20 Prozent mehr wert als noch vor einem Jahr.

Dass die Entwicklung der drei Herstelleraktien derart auseinanderdriftet, ist eher ungewöhnlich, schließlich kämpfen sie mit denselben Rahmenbedingungen in der Pandemiesituation und sehen sich mit denselben herausfordernden Transformationsprozessen konfrontiert, Stichwort Automatisierung und Elektrifizierung. Dies deutet darauf hin, dass die Probleme weniger branchenumfassend, sondern individuell und somit hausgemacht sind.

Autobranche unter Druck

Dennoch herrscht auch auf übergeordneter Ebene Ernüchterung: Nach aktuellen Zahlen haben die Autobauer im vergangenen Jahr 24 Prozent weniger Autos verkauft, die Anzahl der Neuzulassungen ging in sämtlichen EU-Länder zweistellig zurück. In Deutschland lag sie rund 19 Prozent niedriger als im Vorjahr. Damit verzeichnet die Branche den stärksten Rückgang seit Beginn der Statistik.

Für 2021 rechnet man jedoch wieder mit steigenden Verkaufszahlen. Bis das Vorkrisenniveau erreicht wird, dürfte es aber wohl noch etwas länger dauern – von 2022, teilweise auch erst 2023 ist die Rede.