Autogipfel im Kanzleramt: Zum Elektroglück gezwungen?

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Es war mal wieder soweit: Die Bundesregierung hat im Kanzleramt einen sogenannten Automobilgipfel veranstaltet. Politiker, Konzernvertreter und Branchenexperten haben beraten, wie es weitergehen soll mit Deutschlands wichtigstem Industriezweig. Denn den angestrebten Zielen hinkt man in der Realität weit hinterher.
Eine Million E-Autos hatte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel vorgestellt, auf deutschen Straßen – bis 2017. Tatsächlich sind es bekanntlich deutlich weniger.

Subventionierung wird erhöht

Das hängt vor allem zusammen mit dem Mix aus schleppender Nachfrage und geringem Angebot. Vor allem die deutschen Hersteller schwenken erst allmählich um, seit Anfang der Woche produziert Volkswagen sein erstes vergleichsweise günstiges vollelektrisches Modell, das im kommenden Jahr auf den Markt gebracht werden soll.
Sowohl in der Produktion für die Hersteller als auch in der Anschaffung für die Kunden sind die Elektromodelle derzeit noch deutlich teurer als Benziner oder Diesel. Um zumindest für die Kunden stärkere Anreize zu schaffen, dennoch in einen Elektroflitzer zu investieren, hat man sich nun darauf verständigt, die Kaufprämien noch einmal zu erhöhen. Bis zu 6.000 Euro Zuschuss können Käufer nun erhalten, wenn sie sich für ein Elektrofahrzeug mit Nettolistenpreis bis zu 40.000 Euro entscheiden. Die Kaufprämie wird teils staatlich und teils durch die Hersteller finanziert.

Volkswagen profitiert stärker als die Konkurrenz

Die Höhe der konkret abrufbaren Fördersumme reduziert sich mit steigendem Kaufpreis. Bevorzugt werden in diesem Modell also vor allem günstigere, ergo kleinere Fahrzeuge. Von dieser Regelung profitiert Volkswagen besonders stark, denn der Wolfsburger Konzern hat über seine verschiedenen Marken etliche Kleinwagenmodelle im Portfolio.
Daimler und BMW hingegen haben in diesem Segment lediglich den Smart beziehungsweise Mini anzubieten, ihre Kunden profitieren somit seltener von den staatlichen Zuschüssen.
Doch es ist nicht allein der Kaufpreis, der die deutschen Autofahrer bislang zurückschrecken lässt vor der Anschaffung eines Elektrofahrzeugs. Es ist auch die noch nicht ganz ausgereifte Reichweite, die vergleichsweise längere Ladedauer und die insgesamt ausbaufähige Ladeinfrastruktur, die potenzielle Interessenten bislang vom Kauf eines E-Autos abhält.

Politik verspricht bessere Ladeinfrastruktur

In puncto Ladesäulen will die Politik nun nachsteuern. So soll die Zahl der öffentlich zugänglichen Ladestationen verdoppelt werden. Zudem ist geplant, auch die Installation privater Ladestationen, etwa in Garagen von Eigentumsimmobilien, zu vereinfachen.
Die Beschlüsse stoßen jedoch auf Kritik. So befürchtet die Lobby der Immobilienbesitzer, dass etwa in einer Eigentümergemeinschaft die Kosten für einen entsprechenden Umbau zu Lasten der Vermieter gehen – und die ganze Gemeinschaft daran beteiligt werden könnte, wenn auch nur ein Mieter einen entsprechenden Antrag durchsetzt. Zudem sind die Stromleitungen älterer Immobilien meist gar nicht auf die nachträgliche Installation entsprechender Anlagen ausgerichtet, sodass hier weit größere Kosten entstehen dürften.

Grüne fordern alternative Mobilitätskonzepte

Auch von Seiten der Grünen hagelt es Kritik. Sie verweisen unter anderem darauf, dass es nicht das Ziel der Verkehrspolitik sein dürfe, die rund 47 Millionen Verbrennungsmotoren auf deutschen Straßen nun durch 47 Millionen E-Fahrzeuge zu ersetzen, zumal dies den Strombedarf massiv in die Höhe schießen lassen würde. Sie verweisen stattdessen auf alternative Mobilitätsangebote wie den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs oder die Verbesserung der Infrastruktur für Fahrräder.
Die Diskussion ist also noch lange nicht abgeschlossen – und der Autogipfel im Kanzleramt wird wohl nicht der letzte gewesen sein.