Alstom und Bombardier – gelingt diesmal eine Fusion?

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Es ist der dritte Anlauf in der letzten noch verbliebenen Konstellation: Der französische Zughersteller Alstom will mit der Zugsparte des angeschlagenen kanadischen Konzerns Bombardier fusionieren.

Rund 6 Milliarden Euro wollen die Franzosen für den Zusammenschluss auf den Tisch legen. Doch ob es wirklich dazu kommt, ist mehr als ungewiss. Immerhin waren zwei vergleichbare Vorstöße in der Vergangenheit an kartellrechtlichen Bedenken von Seiten der Europäischen Union und der dort zuständigen Behörden gescheitert.

Dritter Fusionsversuch – klappt es diesmal?

2017 hatte Siemens bereits versucht, die eigene Zugsparte mit der von Bombardier zusammenzulegen – vergeblich. Im vergangenen Jahr scheiterte ein entsprechendes Unterfangen zwischen den Münchenern und Alstom ebenfalls am Widerstand der EU.

Beobachter halten es daher für unwahrscheinlich, dass die Wettbewerbsbehörden der jetzt geplanten Fusion ohne Weiteres zustimmen. Zwar wäre die Marktmacht der beiden in puncto Signaltechnik geringer, dafür würde jedoch ein Quasi-Monopol bei Regionalbahnen entstehen.

Eine Konsolidierung hatten Siemens, Alstom und Bombardier immer wieder ins Gespräch gebracht, um sich gegen die erstarkende Konkurrenz aus Fernost zu wappnen: Der chinesische Hersteller CRRC drängt zunehmend auch auf den europäischen Markt. Bislang haben die westlichen Anbieter hier zwar klar die Nase vorn, doch es steht die Sorge im Raum, ob das auf Dauer auch so bleibt.

Gewerkschafter appellieren an Bundesregierung

Würde der Zusammenschluss von Alstom und Bombardier genehmigt, fürchten Gewerkschafter um Arbeitsplätze – vor allem in Deutschland. Die Zugsparte von Bombardier ist in Berlin angesiedelt, beide Unternehmen beschäftigen mehrere tausend Mitarbeiter in Deutschland.

Nach einer Fusion dürften etliche Bereiche zusammengelegt und Doppelstrukturen abgebaut werden, zu Lasten der deutschen Arbeitnehmer. Vor diesem Hintergrund forderten Gewerkschaftsvertreter die deutsche Bundesregierung dazu auf, im Sinne der hiesigen Beschäftigten zu intervenieren und die Fusion zu verhindern, zumal die Deutsche Bahn mit beiden Herstellern zusammenarbeitet.

Deutsche Bahn: Probleme mit Bombardier-Zügen

Bombardier war kürzlich jedoch in die Schlagzeilen geraten, weil sich die Deutsche Bahn weigerte, 25 neue Intercitys abzunehmen – aufgrund erheblicher technischer Mängel bei den bereits in Betrieb befindlichen 17 baugleichen Fahrzeugen. Unter anderem meldete die Bahn Softwareprobleme bis hin zum Systemabsturz bei einem Wechsel der Fahrtrichtung, der im täglichen Betrieb und angesichts zahlreicher Kopfbahnhöfe zum Standard gehört.

Ehe die benannten Mängel nicht behoben sind, will die Bahn die Züge nicht haben – dabei könnte sie sie gerade gut gebrauchen: Nach der Absenkung der Mehrwertsteuer auf Tickets im Fernverkehr zu Jahresbeginn verzeichnete der Konzern im Januar rund 1 Million mehr Fahrgäste.

Alstom Aktie: Anleger angetan von Fusionsplänen

Doch auch wenn ein erfolgreiches Zusammengehen von Bombardier und Alstom eher unwahrscheinlich erscheint, an den Börsen wurde der Vorstoß gefeiert: Vor allem Alstom Aktien schossen am Montag in die Höhe. Auch Papiere von Bombardier legten zu. Die Siemens Aktie hingegen rutschte angesichts der Fusionspläne der beiden stärksten Konkurrenten deutlich ins Minus.