Krisenfest: Warum dieser deutsche Nebenwert überzeugt!

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Mehrmals hatte SAF-Holland im letzten Jahr seine Prognose nach oben geschraubt. Doch selbst das konnte der deutsche Konzern nun übertreffen. Die Aktie stieg daraufhin am Mittwochvormittag um mehr als 2 Prozent und war damit in einem eher schwachen Marktumfeld eine der stärksten Gewinnerinnen des SDax (Stand: 15.02.2023, 10:00 Uhr).Was macht SAF-Holland eigentlich?

Sollten Sie das Unternehmen noch nicht kennen, zunächst ein paar Hintergrundinfos für Sie: SAF-Holland mit Sitz in Bessenbach (bei Aschaffenburg, Bayern) ist einer der wenigen international führenden Hersteller von Komponenten für LKWs und Trailer.

Das Produktportfolio umfasst neben Achs- und Federungssystemen auch Sattelkupplungen, Stützwinde sowie Königszapfen. SAF-Holland ist mit mehreren Tochterfirmen, Marken sowie etlichen Produktionsstätten auf sechs Kontinenten vertreten und arbeitet eng mit Flottenbetreibern und Spediteuren zusammen.

Das Unternehmen ist also eine wichtige Grundsäule des Nutzfahrzeugmarktes und trägt übrigens mit Leichtbauteilen zu Gewichtseinsparungen bei LKWs sowie Trailern bei, was wiederum zu einem verringerten CO2-Ausstoß der Fahrzeuge führt.

2022: Wo SAF-Holland überraschen konnte

Nun zu den harten Fakten: SAF-Holland hat am Mittwoch seine vorläufigen Zahlen zum Geschäftsjahr 2022 präsentiert und damit die Börse abermals positiv überrascht. Schauen Sie: Die Franken erzielten im letzten Jahr einen Umsatz von 1,56 Milliarden Euro. Das ist nicht nur ein neuer Rekordwert, sondern auch besser als die zuletzt mehrfach angehobene, konzerneigene Umsatzprognose. Diese hatte 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

Einen starken Zuwachs meldet SAF-Holland für die Region Amerika (+47 %) und Asien-Pazifik (+44,5 %). In Asien hat der deutsche LKW-Zulieferer vor allem im indischen Markt geglänzt. Dort gilt SAF-Holland als regionaler Marktführer und profitiert vom staatlichen Ausbauprogramm rund um die Transportinfrastruktur und von steigenden regulatorischen Anforderungen an LKW-Bremssysteme.

In der EMEA-Region, die auch Europa umfasst, konnte SAF-Holland hingegen nur um 11,0 Prozent wachsen. Das Unternehmen wies auf die schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen in Europa und die Lieferketten-Probleme hin.

Starke Akzente beim operativen Ergebnis

Insgesamt profitiert SAF-Holland davon, dass viele Kunden nach der Corona-Pandemie ihre LKW-Flotten modernisieren. Entsprechend dieser Nachholeffekte blieb auch im Schlussquartal 2022 die Nachfrage hoch, trotz makroökonomischer Störfaktoren.

SAF-Holland fiel es deshalb relativ leicht, die gestiegenen Kosten für Werkstoffe, Logistik sowie Energie an die Kunden weiterzugeben und daraus gar noch einen zusätzlichen Gewinn zu generieren.

So stieg das bereinigte EBIT (operatives Ergebnis) im letzten Jahr laut vorläufigen Zahlen um 33,8 Prozent auf 124,6 Millionen Euro und damit prozentual stärker als der Konzernumsatz. Die EBIT-Marge, die Aufschluss über die Profitabilität gibt, erreichte 8,0 Prozent. Das sind 0,5 Prozentpunkte mehr als 2021 und entspricht dem oberen Ende der zuletzt ebenfalls angehobenen Profitprognose.

Zinsen und Haldex-Übernahme belasten Finanzergebnis

Das vorläufige Zahlenwerk hat allerdings auch seine Problemfelder. So war das Finanzergebnis mit -13,0 Millionen Euro abermals negativ. Hier erwiesen sich die gestiegenen Zinsen sowie Aufwendungen für die Übernahme des schwedischen Bremsenspezialisten Haldex als Belastungsfaktoren. SAF-Holland integriert die Haldex-Marke derzeit in den Konzern und will so sein Produktportfolio rund um Bremssysteme und Luftfederungen erweitern.

Dass das Finanzergebnis laut vorläufigen Zahlen negativ ausfällt, ist freilich noch längst kein Desaster. Bei vielen wachstumsorientierten und kreditfinanzierten Unternehmen liegt diese Kennzahl im Minusbereich.

2023: Wie geht es weiter?

Das Management hat am Mittwoch keine Prognose für 2023 veröffentlicht. Diese dürfte erst am 30. März 2023 im Rahmen des endgültigen Geschäftsberichts anstehen. Entsprechend bleibt die weitere Entwicklung des LKW-Zulieferers zunächst mit Unsicherheiten behaftet, was die Aktie meiner Meinung nach in Schach halten könnte.

SAF-Holland ist natürlich stark konjunkturabhängig. Entsprechend würde eine Rezession den Konzern belasten. Derzeit deutet aber alles darauf hin, dass die Weltwirtschaft und sogar Europa und Deutschland an einem Wirtschaftseinbruch in 2023 vorbeischrammen werden. Zugutekommt den Franken zudem deren internationale Aufstellung. Mehr als 40 Prozent der Umsätze generiert das Unternehmen in den beiden Regionen Amerika und Asien-Pazifik (Stand: 2021). SAF-Holland kann also Schwächephasen gerade in Europa durchaus kompensieren.

Mein Fazit für Sie

Die Börse hatte SAF-Holland vor allem im ersten Halbjahr 2022 massiv unterschätzt, wie Sie anhand der Aktien-Entwicklung schnell sehen können:

Im Herbst setzte das Papier ähnlich wie andere Konjunktur-Titel dann zu einer Gegenbewegung an, die die Aktie bis dato näher an das Niveau von Anfang 2022 zurückbrachte. Von alten Höchstwerten ist der Anteilsschein jedoch immer noch weit entfernt. 2018 hatte das Papier kurzzeitig gar an der 20-Euro-Schwelle gekratzt. Zum Vergleich: Am 15.02.2023 um 10:00 Uhr notierte das Papier bei 11,4 Euro.

SAF-Holland hatte 2019 mit einem schwierigen Marktumfeld rund um LKWs zu kämpfen und geriet dann 2020 wegen der Corona-Pandemie endgültig unter die Räder. Entsprechend schüttete der Konzern für 2019 und 2020 keine Dividende aus. Anschließend konnte das Unternehmen seine Dividendenfähigkeit aber wieder herstellen, auch wegen coronabedingter Nachholeffekte und Effizienzmaßnahmen. Für 2021 zahlte der Konzern 0,35 Euro je Aktie aus.

Es bleibt nun abzuwarten, wie hoch die Dividende für 2022 ausfallen wird. Auch hierzu könnte es Ende März stichhaltigere Angaben geben. Laut Factset erwarten die Analysten eine Dividende für 2022 in Höhe von 0,53 Euro. Das wäre – gemessen am aktuellen Kurs – eine Rendite von immerhin 4,65 Prozent.

Die Aktie bleibt meiner Meinung nach eine interessante langfristige Wette auf den wichtigen LKW-Markt, wenngleich es kurz- bis mittelfristige Risikofaktoren gibt.