Rheinmetall-Aktie: Unterschätzen Sie nicht das Autogeschäft

Rheinmetall-Aktie: Unterschätzen Sie nicht das Autogeschäft
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Es ist die deutsche Aktie, die wohl am meisten vom Ukraine-Krieg profitiert hat. Sie werden es schon ahnen: Natürlich geht es um Rheinmetall. Aber schauen Sie sich selbst den Aktienchart einmal an (Kursstand: 18.04.2023, 10:00 Uhr, Börse Stuttgart):

Nach Beginn von Putins Invasion in der Ukraine hat der Titel massiv aufgewertet – bis dato um insgesamt rund 200 Prozent. Die inzwischen in den Dax aufgestiegene Aktie profitiert als Rüstungstitel vom neuen Militär-Hype in Europa und den Aufrüstungsplänen der Nato-Staaten.

Rheinmetall als Autozulieferer

Doch heute soll es hier gar nicht um Waffen und Munition gehen. Denn was viele gerade in diesen Zeiten vergessen: Rheinmetall ist weit mehr als ein Rüstungskonzern. Die Düsseldorfer sind über ihre Tochterfirmen auch ein wichtiger Partner der zivilen Industrie – genauer gesagt: der Autobranche.

Rheinmetall zählt zu den 100 größten Autozulieferern der Welt und stellt beispielsweise Luftsysteme, Kühlmittelpumpen, Abgasrückführungssysteme und Kolben her. Aber das ist längst nicht alles. Rheinmetall hat in den letzten Jahren viel Geld investiert, um auch bei zukunftsfähigen Technologien ein Wörtchen mitreden zu können.

Hoffnung auf E-Mobilität und Brennstoffzellen

So bietet der Konzern unter anderem Gehäuse für Elektromotoren und sogenannte Schaltschütze. Letztere sollen das sichere Aus- und Einschalten von Elektroautos gewährleisten. Gleichzeitig entwickelt Rheinmetall DC-Link-Kondensatoren, die als Bestandteil der Leistungselektronik in Elektroautos signifikante Vorteile in Sachen Gewicht und Bauraum ermöglichen sollen. Hinzu kommen sogenannte Ladebordsteine, die Rheinmetall künftig auf den Markt bringen will und an denen Laternenparker ihre Stromer mit neuer Energie versorgen können.

Darüber hinaus engagiert sich Rheinmetall auch im Bereich Wasserstoff. So produzieren die Düsseldorfer spezielle Klappensysteme für Brennstoffzellen, die in entsprechenden Stacks unter anderem die Frisch- und Abluftmassenströme regeln.

Xiaomi, Geely, Baidu, Jidu: Chinesen setzen auf Rheinmetall

Sie sehen also: Rheinmetall spielt nicht nur im Militärwesen eine große Rolle, sondern auch in der zivilen Mobilität der Zukunft. Erst vor wenigen Tagen hat der Traditionskonzern einen weiteren wichtigen Auftrag bekannt gegeben – und zwar aus China. Demnach hat der chinesische Smartphone-Konzern Xiaomi Druckgussteile bei Rheinmetall bestellt.

Konkret handelt es sich dabei um Dreiecksträger zur Abstützung der Federbeinaufnahmen (isolieren z.B. Fahrbahngeräusche) und dazugehörigen Montageplatten. Der Lieferumfang beläuft sich auf rund 600.000 Sets und der Auftragswert auf einen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.

Vielleicht werden Sie sich jetzt fragen, warum ausgerechnet der Handy-Hersteller Xiaomi Autokomponenten bei Rheinmetall geordert hat? Nun, die Chinesen wollen als neues Standbein auch ein eigenes Elektroauto auf den Markt bringen: den sogenannten „Xiaomi MS11“.

Dass sich Xiaomi hierfür auf Rheinmetall verlässt, ist für den deutschen Konzern sicherlich ein sehr wichtiger Vertrauensbeweis. Nach eigenen Angaben hat sich der Autozulieferer in einem globalen Ausschreibungswettbewerb gegen etliche Konkurrenten durchgesetzt und darf nun Xiaomi bei dessen Einstieg in die Elektromobilität helfen.

Verantwortlich für den Auftrag ist übrigens die Geschäftseinheit „Castings“, die zum Rheinmetall-Konzernbereich „Materials and Trade“ gehört. „Castings“ wiederum ist ein Joint-Venture zwischen Rheinmetall und einer Tochterfirma des chinesischen Fahrzeugimperiums SAIC. Über „Castings“ hat sich Rheinmetall also Zugang zum lukrativen chinesischen Auto-Markt verschafft.

Apropos China: Inzwischen hat auch der chinesischen Autokonzern Geely Komponenten bei Rheinmetall bestellt. Jene Stoßdämpferaufnahmen sollen sowohl bei Geely selbst als auch bei Jidu zum Einsatz kommen. Jidu ist ein auf Elektroautos und das autonome Fahren spezialisiertes Joint-Venture von Geely und Chinas Suchmaschinengigant Baidu.

Mein Fazit für Sie

Klar: Das Autogeschäft von Rheinmetall ist deutlich kleiner als die Rüstungssparte. Gleichzeitig ist Rheinmetall als Autozulieferer noch sehr abhängig von Aufträgen rund um Verbrennerfahrzeuge, die künftig immer seltener werden dürften. Allerdings hat das Unternehmen durch sein ausgiebiges Know-how und seine vielen Tochterfirmen das Zeug, dieses Potenzial auf die Elektromobilität umzumünzen. Die neuen Aufträge vor allem aus China zeigen dies mehr als deutlich.

Zudem will Rheinmetall im Bereich Wasserstoff neues Wachstumspotenzial freisetzen. Schauen Sie: Bereits Ende 2022 hatte der Konzern einen Auftragsbestand von rund 300 Millionen Euro rund um Komponenten für Brennstoffzellensysteme in seinen Büchern stehen. Rheinmetall ist übrigens Teil diverser staatlicher und privatwirtschaftlicher Wasserstoffinitiativen.

All das rundet das Portfolio von Rheinmetall meiner Meinung nach hervorragend ab. Der Konzern ist also nicht nur ein Profiteur des neuen Militär-Booms in Europa, sondern auch ein Wegbereiter der zivilen Mobilität. Diese Diversifizierung verschafft der Aktie ein starkes Fundament und eine noch lukrativere Perspektive. Achten Sie jetzt unbedingt auf den 4. Mai 2023. Dann nämlich will der Konzern seinen neusten Quartalsbericht veröffentlichen. Dabei wird der Fokus der Börse natürlich in erster Linie auf dem gehypten Rüstungsgeschäft liegen. Sie als Anleger sollten nun aber mehr denn je auch die anderen Aspekte des Dax-Konzerns im Blick behalten.