MTU Aero Engines im Check: Hoffnung vs. Enttäuschung!

Inhaltsverzeichnis

Bereits Mitte April hatte der deutsche Triebwerksbauer MTU Aero Engines seine vorläufigen Zahlen zum ersten Quartal 2023 vorgelegt. Kurzum: Die Börse reagierte damals euphorisch und schickte die Aktie nach oben, wie Sie im Chart sehen können (Kursstand: 26.04.2023, 10:30 Uhr):

Quelle: www.aktienscreener.com

Nun, vor wenigen Tagen, hat der Dax-Konzern aus München sein endgültiges Zahlenwerk vorgelegt und die zuvor veröffentlichten Eckdaten mit einigen weiteren Informationen ergänzt.

MTU Aero Engines: Deutschlands Triebwerksspezialist

Zunächst für Sie aber ein paar Hintergrundinfos: MTU Aero Engines ist ein wichtiger deutscher Industrieplayer. Der Konzern mit seinen rund 11.000 Mitarbeitern und 18 Standorten entwickelt und produziert Triebwerke sowohl für zivile als auch militärische Flugzeuge.

MTU bietet zudem Lösungen für den gesamten Lebenszyklus von Luftfahrtantrieben. Das heißt: Das Unternehmen engagiert sich auch in der Instandhaltung und ist hier zumindest im zivilen Bereich der Weltmarktführer.

Davon abgesehen bietet MTU auch Lösungen etwa für die Öl- oder Chemiebranche. So ist der Konzern ebenfalls bei stationären Industriegasturbinen aktiv und kooperiert etwa mit dem US-Player General Electric (GE), um dessen Turbinen zu warten.

Starke vorläufige Zahlen zu Q1 2023

Nun zu den (vorläufigen) Q1-Zahlen: Wie MTU bereits Mitte April mitteilte, hatte der Konzern im Auftaktquartal einen Umsatz von 1,54 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das entspricht einem Plus von 31 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das operative Ergebnis legte gar um 62 Prozent auf 212 Millionen Euro zu. Entsprechend stieg auch die Profitabilität. So verbesserte sich die bereinigte Ergebnismarge um 2,6 Prozentpunkte auf 13,7 Prozent.

Sie sehen also: MTU Aero Engines hat sich in den ersten drei Monaten laut vorläufigen Zahlen sehr gut geschlagen. Entsprechend hatte der Markt vor der endgültigen Quartalspräsentation die wichtigen Kennziffern bereits eingepreist.

Was das endgültige Zahlenwerk zu bieten hat

Trotzdem bietet auch das nun publizierte, vollständige Zahlenwerk interessante Erkenntnisse. Demnach profitierte der Konzern vor allem von der zivilen Luftfahrt. Nach Unternehmensangaben schoss der Umsatz im zivilen Triebwerksgeschäft um satte 60 Prozent auf 446 Millionen Euro nach oben. Der wichtigste Umsatzträger war abermals der Antrieb „PW1100G-JM“, der im Airbus A320neo zum Einsatz kommt.

Hintergrund: Das Triebwerk, das unter der Modellreihe „GTF“ subsummiert ist, wurde vom US-Konzern Pratt & Whitney entwickelt. Die Amerikaner schlossen dann in den 10er Jahren eine Kooperation mit MTU Aero Engines, damit die Deutschen einen Teil der Endmontage übernehmen. Inzwischen haben die Münchner ein eigenes System zur Montage der Niederdruckturbine entwickelt, wodurch der Prozess beschleunigt werden kann.

Allgemein profitiert MTU aktuell von der Renaissance des zivilen Luftverkehrs nach der Corona-Pandemie. Viele Airlines wollen ihre Flotten nach der Flaute modernisieren, was auch den Triebwerksspezialisten zugutekommt. Ebenfalls stark: Der Umsatz von MTU in der zivilen Instandhaltung legte in Q1 um 25 Prozent auf 1,02 Milliarden Euro zu. Das Wartungsgeschäft war also wieder einmal das größte Standbein.

Im deutlich kleineren Militärbereich hingegen lief es trotz des allgegenwärtigen Rüstungsbooms eher mau. Der Grund: Verzögerungen in den Lieferketten. So fiel der Umsatz im militärischen Triebwerksgeschäft um 5 Prozent auf 103 Millionen Euro. Wichtigstes Asset war abermals das Eurofighter-Triebwerk „EJ200“.

Enttäuschung wegen gleichbleibender Prognose

Wie Sie oben im Chart sehen können, musste die Aktie die durch die vorläufigen Zahlen erzielten Kursgewinne nach Veröffentlichung der endgültigen Quartalsbilanz teilweise wieder abgeben. Das hat nicht nur mit der überraschenden Schwäche im Militärgeschäft zu tun, sondern vor allem mit der Prognose.

Der Markt hatte nach den starken vorläufigen Zahlen offenbar damit gerechnet, dass MTU seinen Jahresausblick nach oben schrauben wird. Doch das ist nicht passiert. Nach wie vor erwartet der Triebwerksspezialist für 2023 einen Umsatz zwischen 6,1 und 6,3 Milliarden Euro sowie eine stabil bleibende, bereinigte EBIT-Marge. Immerhin: Im Gesamtjahr dürfte demnach das Militärgeschäft wachsen – um 10 Prozent. Das Management rechnet also mit einer Erholung der Lieferketten.

Mein Fazit für Sie

Klar: Dass MTU seine Prognose nicht erhöht hat, ist auf den ersten Blick schmerzlich. Auf der anderen Seite könnte das Unternehmen einfach nur vorsichtig sein und den Ausblick so früh im Jahr nicht steigern wollen.

Insgesamt ist das Q1-Zahlenwerk jedenfalls erfreulich und zeigt, wie stark MTU von der Belebung des Luftverkehrs nach der Pandemie profitiert. Allerdings hat die Aktie in den letzten Jahren trotz zwischenzeitlicher Rücksetzer unterm Strich bereits deutlich zugelegt.

So stand das Papier zuletzt auf 36-Monats-Sicht mit satten 107 Prozent im Plus (Stand: 26.04.2023, 10:30 Uhr). Und auch die für 2023 erwartete Dividendenrendite ist mit 1,75 Prozent nicht übermäßig lukrativ.

Trotzdem hat die Aktie meiner Meinung nach langfristiges Potenzial. MTU entwickelt derzeit zum Beispiel sogenannte „Flying Fuel Cells“ (FFC). Dabei handelt es sich um Brennstoffzellen, die künftig elektrische Flugzeugmotoren antreiben sollen – zunächst auf kürzeren Strecken. Dadurch könnte der CO2-Fußabdruck des Luftverkehrs einschneidend verbessert werden.

Unterschätzen sollten Sie die MTU-Aktie also nicht. Erwarten Sie jetzt aber keine schnellen Wunder.