Merck Aktie im Tiefenrausch: Blockbuster-Medikament vor dem Aus?

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Rekordrally in Frankfurt, der Dax eilt von einem Allzeithoch zum nächsten – doch in der Merck-Zentrale in Darmstadt dürften heute keine Korken knallen. Ganz im Gegenteil: Der Pharmariese meldete einen herben Rückschlag.

Schwache Studienergebnisse: Mercks MS-Hoffnungsträger vor dem Aus?

Ein Medikament zur Behandlung von Multipler Sklerose, das seit langem als einer der größten Hoffnungsträger in der Pipeline von Mercks Pharmageschäft gilt, wird den Ambitionen nicht gerecht. In der klinischen Phase-III-Studie konnte der Wirkstoff nicht die erhofften Resultate erzielen.

Anleger reagierten entsetzt und ließen die Merck Aktie am Mittwoch fallen wie eine heiße Kartoffel. Mit zweistelligen Verlusten von rund 13 Prozent bis zum Mittag rauschte das Papier ans Dax-Ende – und das an einem Tag, an dem der Leitindex insgesamt schon wieder neue Höchstmarken erobert.

Auch Bayer kürzlich mit heftigem Rückschlag

Die Umstände erinnern an Bayer. Der Pharma-Konkurrent aus Leverkusen hat vor wenigen Wochen einen ähnlichen Rückschlag erlitten und eine Phase-III-Studie vorzeitig abgebrochen, auch hier ging es um ein potenzielles Blockbuster-Medikament, dem Milliardenumsätze zugetraut wurden. Die Bayer Aktie verzeichnete daraufhin den heftigsten Absturz ihrer Geschichte.

Die Entwicklung neuer Medikamente ist für die Pharma-Branche stets mit hohen Risiken verbunden. Die Forschung ist nicht nur langwierig und kostspielig, sondern kann eben auch auf den letzten Metern scheitern und alle vorherigen Bemühungen und Investitionen zunichtemachen, wie nun innerhalb kürzester Zeit sowohl bei Bayer als auch bei Merck geschehen.

Ablaufende Patente verschärfen den wirtschaftlichen Druck

Hinzu kommt, dass die Patente für Arzneien zeitlich begrenzt sind. Wenn also der Patentschutz für ein erfolgreiches neues Medikament abläuft, braucht es spätestens dann einen neuen Blockbuster im Portfolio, um die Umsatzeinbußen aufzufangen. Bei Bayer laufen in den kommenden Jahren gleich mehrere wichtige Patente aus, weswegen der jüngste Rückschlag den Konzern umso härter trifft.

Es dauert Jahre, um neue Wirkstoffe zur Marktreife zu bringen. Etliche Projekte scheitern bereits in einem frühen Stadium. Diejenigen aber, die es bis in die entscheidende Phase-III-Studie schaffen, sind meist mit großen Hoffnungen belegt – von Forschenden und betroffenen Patienten, aber eben auch vom Vorstand und von Aktionären.

Neues Glyphosat-Urteil gegen Bayer – Aktie dennoch im Plus

Kein Wunder also, dass Investoren von Merck mehr als verschnupft reagieren auf die schlechten Neuigkeiten. Und auch bei Bayer gab es erneut negative Schlagzeilen: Eine weitere juristische Auseinandersetzung vor einem US-Gericht ging zu Ungunsten der Leverkusener aus. Das Geschworenengericht verdonnerte den Konzern zur Zahlung von 3,5 Millionen Dollar an eine Frau, die ihre Krebserkrankung auf den Unkrautvernichter Glyphosat zurückführt.

Die Probleme hatte sich Bayer mit der Übernahme des US-Saatgut- und Düngemittelherstellers Monsanto vor einigen Jahren selbst ins Haus geholt, seither kämpft sich das Unternehmen durch tausende Zivil- und Strafprozesse in den USA und wird immer wieder zu hohen Zahlungen verurteilt. Dennoch konnte die Bayer Aktie bis zum Nachmittag vom allgemeinen Rückenwind am Parkett profitieren und legte um knapp 2 Prozentpunkte zu.