Licht am Horizont? Warum die Lufthansa jetzt Hoffnung macht!

Inhaltsverzeichnis

Schauen Sie sich einmal diese Zahlen an:

  • Q1 2019: 29 Millionen
  • Q1 2020: 22 Millionen
  • Q1 2021: 3 Millionen
  • Q1 2022: 13 Millionen
  • Q1 2023: 22 Millionen

Die (gerundeten) Werte geben an, wie viele Passagiere die Airlines der Lufthansa-Gruppe im jeweiligen Auftaktquartal befördert hatten. Deutlich wird der massive Negativeffekt infolge der Corona-Pandemie, der im ersten Quartal 2021 voll durchschlug.

Was aber ebenfalls beachtlich ist: Die Lufthansa hat im nun abgelaufenen Jahresviertel bei der Passagieranzahl ihren Erholungskurs stark fortgesetzt. Das ist ein Ergebnis der kürzlich veröffentlichten Quartalpräsentation.

So lief es für die Lufthansa im ersten Quartal 2023

Und auch bei anderen Kennzahlen zeigte sich Deutschlands wichtigster Airline-Konzern auf solidem Wege. Demnach lag der Umsatz im ersten Quartal 2023 konzernweit bei rund 7 Milliarden Euro, was einer Steigerung von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Damit notierten die Erlöse nur noch 11,2 Prozent unter dem Wert aus der Vor-Corona-Zeit (Q1 2019).

Ebenfalls positiv: Der operative Verlust (bereinigtes EBIT) verringerte sich in Q1 2023 um 52 Prozent auf -273 Millionen Euro. Die Auftaktquartale gehen wegen der traditionell schwächeren Wintersaison in der Regel mit Verlusten bei den Airlines einher. Zum Vergleich der Wert aus der Vor-Corona-Zeit: In Q1 2019 hatte der operative Verlust bei -336 Millionen Euro gelegen und damit höher als in Q1 2023.

Unterm Strich belief sich der Verlust der Lufthansa im letzten Quartal indes auf -467 Millionen Euro. Zwar verringerte sich somit auch der Nettoverlust gegenüber dem Vorjahreszeitraum – allerdings nicht so stark wie am Markt erwartet wurde. Das Management um Konzernboss Carsten Spohr begründet die Enttäuschung unter anderem mit den Kosten für den Hochlauf des Flugbetriebs im Sommer und mit den Streiks des Bodenpersonals an Flughäfen. Zudem musste die Lufthansa eine Abschreibung auf den restlichen Verkauf der Catering-Tochter LSG an den Finanzinvestor Aurelius hinnehmen.

Cargo vs. Passagiergeschäft: umgekehrte Entwicklung

Interessant ist der Blick auf die beiden maßgeblichen Standbeine des Konzerns: Während das Passagiergeschäft seinen Verlust reduzieren konnte, musste die Cargo-Sparte erhebliche Abstriche machen. So fiel der Betriebsgewinn des Frachtgeschäfts in Q1 2023 auf nur noch 150 Millionen Euro. Zum Vergleich: In Q1 2022 hatte der Konzern hier noch rund eine halbe Milliarde Euro operativ verdient.

Auch hier gilt es jedoch, coronabedingte Sondereffekte zu berücksichtigen. Schauen Sie: Die Cargo-Sparte hatte von dem Virus profitiert. Zum einen konnte die Lufthansa die während der Pandemie kaum noch gebrauchten Passagiermaschinen zu Frachtzwecken umwidmen. Zum anderen hatte die Pandemie den internationalen Schiffsverkehr und die Lieferketten massiv gestört, weshalb die Wirtschaft verstärkt auf die wesentlich schnellere Flugfracht zurückgriff.

Diese Sondereffekte haben sich in den letzten Monaten deutlich abgekühlt, weshalb das Passagiergeschäft wieder stärker wurde, die Cargo-Sparte jedoch wieder schwächer. Trotzdem erzielte das Logistikgeschäft der Lufthansa im letzten Quartal immer noch ein deutlich besseres operatives Ergebnis als in der Vor-Corona-Zeit (Q1 2019).

Und wie geht es weiter?

Die Lufthansa ist für das laufende Jahr prinzipiell optimistisch gestimmt. So sollen die Durchschnittserlöse im zweiten Quartal rund 25 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau liegen. Das Management will das mit weiteren Preiserhöhungen bei den Tickets erreichen. Vor allem im ohnehin höherpreisigen Segment (u.a. Langstreckenflüge) sieht der Konzern noch Luft nach oben.

Auch beachtlich: Die Lufthansa rechnet für das laufende Quartal mit einem operativen Gewinn, der über dem entsprechenden Wert aus 2019 liegen soll. In Q2 2019 hatte die Airline-Gruppe ein Betriebsergebnis von 754 Millionen Euro erwirtschaftet.

Hoffnung macht die Lufthansa indes auf den Sommer. Wie andere Airlines oder Touristikanbieter prognostiziert der Konzern eine massive Erholung im Reisegeschäft. Der Grund: Offenbar wollen viele Bürger nach den langen Corona-Jahren ihrer Urlaubslust frönen und sind dazu bereit, infolge der Inflation auch deutlich höhere Ticketpreise zu bezahlen.

Im Gesamtjahr 2023 soll die Kapazität bei den Passagier-Airlines der Lufthansa etwa 85 bis 90 Prozent im Vergleich zu 2019 betragen. Damit wäre der Konzern fast wieder auf Vorkrisenniveau.

Was macht die Aktie?

Die Lufthansa-Aktie hat im Herbst 2022 zu einer starken Gegenbewegung angesetzt, wie Sie im Chart sehen können (Stand: 04.05.2023, 12:30 Uhr):

Quelle: www.aktienscreener.com

Das bedeutet: Der Markt hat die erwartete Erholung des Reiseverkehrs zumindest anteilig bereits eingepreist. Trotzdem sehen Analysten immer noch Renditepotenzial. Die Schweizer Großbank UBS etwa hat ihr Kursziel nach den Quartalszahlen bei 13,25 Euro belassen – ebenso die Empfehlung „Buy“. Das wäre eine Rendite im Vergleich zu Donnerstagmittag von immerhin 43 Prozent (Stand: 04.05.2023, 12:30 Uhr).

Mein Fazit für Sie

Ohne Frage: Die Lufthansa ist nach den schwierigen Corona-Jahren wieder auf dem Weg zu alter Stärke. Schon 2024 könnte dem Konzern die endgültige Rückkehr aufs Vorkrisenniveau gelingen – und das trotz der aktuellen makroökonomischen Herausforderungen. Mit Blick auf den seit Herbst 2022 stark gestiegenen Aktienkurs könnte die Lufthansa gar wieder in den Dax aufsteigen.

Beachten Sie als Anleger jedoch, dass der Markt inzwischen hohe Erwartungen in den Konzern steckt. In diesem Kontext dürften der Aktie weitere größere Kurssprünge meiner Meinung nach zunächst schwerfallen.

Mit ausreichend Geduld aber bietet der Titel durchaus Renditepotenzial – einfach weil Urlaubsreisen für viele Menschen ein essenzieller Bestandteil des Lebens sind. Und eben diese Sehnsucht nach der Ferne dürfte die Lufthansa in den kommenden Jahren wieder voll auskosten.