Chemiebranche unter Druck – Linde bleibt stabil

Steigende Energiepreise, unsichere Handelsbeziehungen und eine schwache Weltkonjunktur – die Chemiebranche erlebt 2025 ein schwieriges Jahr.
Für uns Anleger ist das relevant, weil die Branche eng mit der Industrieproduktion verflochten ist. Läuft es hier schlecht, spüren es viele andere Wirtschaftszweige unmittelbar.
Kostendruck und schwache Nachfrage
Besonders in Europa drückt der hohe Gaspreis auf die Margen. Yara International etwa meldete im 1. Quartal stabile Umsätze, musste aber deutliche Mehrkosten beim Erdgas verkraften. Auch BASF rechnet nur mit einem moderaten Wachstum der Weltchemie, getrieben vor allem durch Asien, während die Kosten in der Petrochemie steigen. In Nordamerika hingegen sind Energiekosten deutlich niedriger – ein Vorteil für dort produzierende Konzerne.
Handelskonflikte verschärfen die Lage
Internationale Spannungen belasten zusätzlich. US-Zölle und unklare Handelsregeln erschweren den Export und verunsichern Kunden. Dow etwa verzeichnete zuletzt eine schwächere Nachfrage in Schlüsselbereichen wie Polyethylen und reagiert mit einem milliardenschweren Kostensenkungsprogramm. Auch Spezialchemiehersteller wie LANXESS setzen auf Effizienzsteigerungen und den Verkauf weniger profitabler Sparten, um im schwierigen Marktumfeld profitabel zu bleiben.
Nachhaltigkeit als strategischer Treiber
Parallel steigt der Druck durch strengere Umwelt- und Sozialstandards. Die EU treibt den Wandel hin zu recycelbaren Chemikalien und geschlossenen Stoffkreisläufen voran. Unternehmen investieren in emissionsärmere Produktion und erneuerbare Energien – ein kostspieliger, aber notwendiger Schritt, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Ein klarer Gewinner im schwierigen Umfeld
Zwischen all den Belastungen konnte ein Konzern seine Stärken voll ausspielen: Linde. Der Weltmarktführer für Industriegase hat im 2. Quartal 2025 solide Ergebnisse erzielt. Der Umsatz stieg um 3% auf 8,5 Mrd. $, während das bereinigte Betriebsergebnis um 6% auf 2,56 Mrd. $ kletterte. Die bereinigte operative Marge verbesserte sich um 80 Basispunkte auf 30,1%. Das bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS) legte um 6% auf 4,09 $ zu. Der operative Cashflow wuchs um 15% auf 2,21 Mrd. $, wovon 954 Mio. $ als Free Cashflow verblieben. Aktionäre erhielten 1,81 Mrd. $ über Dividenden und Aktienrückkäufe zurück.
Regional zeigten die Americas ein Umsatzplus von 4%, Asien-Pazifik stagnierte, und Europa, der Nahe Osten und Afrika (EMEA) legten um 3% zu – trotz schwächerer Volumina in Industrie- und Metallsektoren. Strategisch konnte Linde seinen Auftragsbestand im Gase-auf-Vertragsbasis-Geschäft auf 7,1 Mrd. $ ausbauen, unter anderem durch einen neuen Großauftrag für eine US-Anlage zur Produktion von klimafreundlichem Ammoniak.
Für das 3. Quartal erwartet Linde ein bereinigtes EPS von 4,10 bis 4,20 $, für das Gesamtjahr 2025 werden 16,30 bis16,50 $ angepeilt, entsprechend einem Zuwachs von 5 bis 6% gegenüber 2024.
Das Geschäft ist breit aufgestellt – von der Metall- und Chemieindustrie über die Nahrungsmittelbranche bis hin zur Medizintechnik. Zudem investiert Linde massiv in Zukunftsfelder wie Wasserstoffinfrastruktur und Elektronikgase. Mit einer Kapitalrendite von 25,7% und einem vertraglich gesicherten Auftragsbestand von über 7 Mrd. $ verfügt der Konzern über eine solide Basis für weiteres Wachstum. Die Dividende wurde zuletzt erhöht und soll 2026 weiter steigen.
Warum Sie Linde im Blick behalten sollten
In einer Branche, die derzeit mit starkem Gegenwind kämpft, behauptet sich Linde weiterhin als klarer Favorit. Das Unternehmen verbindet eine führende Marktposition mit hoher Effizienz und konsequenten Investitionen in Zukunftstechnologien. Die starken Ergebnisse im 2. Quartal 2025 – verbunden mit soliden Margen, wachsendem Auftragsbestand und anhaltend hoher Kapitalrendite – unterstreichen die Robustheit des Geschäftsmodells.
Wer die Chemiebranche nicht aus den Augen verlieren will, sollte Linde auf die Watchlist setzen – als Qualitätswert mit stabilen Erträgen und Wachstumsperspektive über 2025 hinaus.