Warum die Börsen-Sorgenkinder auch interessant sein könnten

Warum die Börsen-Sorgenkinder auch interessant sein könnten
Daria Nipot | stock.adobe.com
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Bei der Suche nach einem lukrativen Investment kann es durchaus Sinn machen, sogenannten Sorgenkindern einen genaueren Blick zu schenken. Überlegen Sie sich, ob es gute Gründe für die Verluste gab und ob ein Turn Around wahrscheinlich ist.

Die rote Laterne im M-DAX hatte 2023 HelloFresh (WKN: A16140). Die Aktie des Kochboxen-Versandhändlers verlor im letzten Jahr rund 30 %. Zum Vergleich: Der Index gewann im gleichen Zeitraum um die 8 %.

HelloFresh, Quelle Aktien Screener Investor Verlag

Während der Corona-Pandemie boomte das Geschäft von HelloFresh. Der Börsenwert des Unternehmens lag bei 16 Milliarden Euro. HelloFresh schaffte daraufhin sogar den Sprung in den DAX, der die größten 40 deutschen Unternehmen abbildet. Inzwischen liegt der Börsenwert des Kochboxen-Lieferanten nur noch bei 2 Milliarden Euro.

Gewinnwarnung sorgte für Wirbel

Einen großen Vertrauensverlust gab es im Herbst letzten Jahres. Bei der Verkündung der Zahlen für das 3. Quartal wurde die Gewinnprognose noch bestätigt, zwei Wochen später folgte eine Gewinnwarnung. Der operative Konzerngewinn für das Jahr 2023 wurde drastisch nach unten korrigiert. Das Wachstum sollte nur noch bei 5 % liegen.

Dass sich HelloFresh schlechter als erwartet entwickelt, hängt unter anderem mit dem schlecht laufenden US-Geschäft zusammen. Jenseits des großen Teichs tut sich HelloFresh mit der Neukundengewinnung schwer und auch hierzulande läuft nicht alles perfekt.

Neukunden entscheiden sich oft erst dann für HelloFresh, wenn sie gleich zu Abo-Beginn attraktive Rabatte mitnehmen können. Bestandskunden reaktivieren ihr Abo nur, wenn sie ein attraktives Rückkehrer-Angebot bekommen. Die Kosten für die Kundenakquise sind entsprechend hoch. In den ersten neun Monaten des letzten Jahres stiegen die Kosten für Werbung und Marketing um 11 %.

Wo Wachstumspotenzial schlummert

Gut für HelloFresh ist, dass der durchschnittliche Bestellwert der Kunden ebenfalls gestiegen ist. Außerdem erweiterte das Unternehmen das Angebot um sogenannte „Ready-to-Eat-Produkte“. Das heißt: Es gibt inzwischen auch verzehrfertige Gerichte, wie zum Beispiel leckere Snacks oder Dessert. Das kommt bei den Kundinnen und Kunden gut an.

Verlockend für Anleger: die günstige Bewertung

Für Sie als mögliche Anlegerin oder potenzieller Anleger ist noch interessant, dass der Börsenwert nur ungefähr dem 10-fachen des erwarteten Gewinns entspricht. Die Aktie ist also recht günstig und ein Turn Around kann nicht vollständig ausgeschlossen werden.

Vielleicht erlebt HelloFresh auch ein Comeback, wenn die Restaurants die Mehrwertsteuer erhöhen müssen. Statt des Dinners im Restaurant könnte dann ein gemütlicher Kochabend zu Hause bevorzugt werden. Das lästige Einkaufen und die aufwendige Suche nach einem Rezept entfallen, weil HelloFresh liefert.

Ein Blick auf HelloFresh, den deutschen Börsen-Star von gestern, lohnt auf jeden Fall. Sie entscheiden dann selbst, ob Sie die Aktie in Ihrem Depot haben wollen oder nicht.