Fresenius Medical Care sterben die Patienten weg

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Die Coronapandemie kostet Menschenleben. Woran man sich in tagtäglichen Fallzahlen, vermeldet von Radionachrichten bis Frühstücksfernsehen, mittlerweile gewöhnt hat, nimmt im Zuge von Unternehmensbilanzen teils makabre Züge an.

Corona-Effekt: FMC sterben die Patienten weg

So hat Fresenius Medical Care (FMC), die Dax-notierte Dialysetochter des Freseniuskonzerns, in dieser Woche ernüchternde Zahlen für das zurückliegende dritte Quartal vorgelegt – und eingeräumt, dass sich die Pandemie weitaus stärker auf das Geschäft auswirkt, als man sich das zu Beginn des Jahres vorgestellt hatte.

Anders als manch anderer Konzern, der über Materialmangel oder Lieferengpässe klagt, geht es bei FMC um Menschenleben: Dem Unternehmen sterben die Kunden weg. Dialysepatienten gelten als eine der besonders gefährdeten Risikogruppen, in Folge einer Infektion mit Covid-19 haben sie eine höhere Wahrscheinlichkeit, einen schweren Krankheitsverlauf zu erleiden oder gar daran zu versterben.

Hohe Übersterblichkeit trotz Impfkampagne – wegen Delta-Variante

Wie hoch die Übersterblichkeit aber tatsächlich ausfällt, lässt sich den aktuellen Geschäftszahlen von FMC eindrücklich entnehmen – ebenso wie der Effekt der hochansteckenden Delta-Variante, die seit einigen Monaten weltweit grassiert.

Zu Beginn des Jahres war man angesichts der anlaufenden Impfkampagnen noch zuversichtlich gewesen, die Übersterblichkeit bald in den Griff zu bekommen. Tatsächlich ging die Rate der Übersterblichkeit im zweiten Quartal dann auch zurück.

Hohe Übersterblichkeit unter Dialysepatienten

Im Zeitraum von Juli bis Ende September aber sind allein unter den Dialysepatienten von FMC 2.700 Personen mehr verstorben, als statistisch erwartbar gewesen wäre – eine direkte Folge der Delta-Variante. Betroffen waren den Unternehmensangaben zufolge vor allem Patienten, die sich – aus welchen Gründen auch immer – nicht gegen Covid-19 hatten impfen lassen.

Die Übersterblichkeit, also die Todesfälle, die über das statistisch erwartbare Normalmaß hinausgehen, beläuft sich unter den FMC-Patienten seit Beginn der Pandemie damit auf mehr als 18.000 Menschen.

FMC plant Stellenabbau und strukturelle Neuerungen

Das hat nun auch direkte wirtschaftliche Auswirkungen auf das Unternehmen. Der Dialysespezialist wird etwa 5.000 der weltweit gut 125.000 Arbeitsplätze abbauen, um auf lange Sicht Kosten einzusparen. Bis 2025 sollen die jährlichen Kosten um eine halbe Milliarde Euro gesenkt werden. Hierfür rechnet das Unternehmen mit einmaligen Investitionen von bis zu 500 Millionen Euro. Spürbare Sparwirkung soll sich dann ab 2023 entfalten.

Neben dem Stellenabbau soll die Konzernstruktur vereinfacht werden und sich künftig nur noch auf zwei Segmente konzentrieren: Dazu wird das Geschäft mit Intensivmedizin, Heimdialyse und Dialysezentren zu einem Bereich gebündelt. Das zweite Standbein, das etwa vier Fünftel des Gesamtumsatzes des Konzerns einbringt, sind die Gesundheitsdienstleistungen.

FMC Aktie deutlich im Plus

Am Parkett kamen die Pläne gut an: Auf Wochensicht hat sich der Kurs der FMC Aktie um mehr als 5 Prozent gesteigert, am Freitagnachmittag war das Papier für gut 61 Euro zu haben. Ebenfalls aufwärts ging es am Freitag für die Anteilsscheine des ebenfalls im Dax notierten Mutterkonzerns Fresenius, dessen Aktien um rund 1,5 Prozent zulegen konnten.

Mit Blick auf die weitere Entwicklung rechnet FMC mit einer allmählichen Normalisierung der Übersterblichkeitsraten ab dem 4. Quartal, wobei die Auswirkungen der Pandemie noch bis weit ins kommende Jahr hinein spürbar sein würden und auch Spuren in den Bilanzen hinterlassen dürften.