Dürr-Aktie im freien Fall

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Bei der Aktie des Familienunternehmens Dürr ging es in der letzten Woche deutlich abwärts. Nach einer Gewinnwarnung rauschten die Papiere um über 20% in den Keller und gingen am Freitag bei 19,81 Euro aus dem Handel. Damit liegt die Aktie im Börsenjahr 2023 rund 37% in der Verlustzone.

Dürr – mehr als nur Lackierroboter

Bevor ich auf die aktuelle Geschäftsentwicklung eingehe, möchte ich Ihnen das Unternehmen aus Bietigheim-Bissingen noch näher vorstellen. Der Maschinenbauer ist ein richtiger Traditions-Konzern, der bereits im Jahr 1896 gegründet wurde und sich weiterhin (rund 29%) in den Händen der Gründer-Familie befindet.

Das Unternehmen ist bekannt für seine Großserien-Lackierereien und Lackier-Roboter. Das Angebot umfasst aber auch ein breites Produkt-Spektrum für den Maschinenbau, die chemische und seit der Übernahme von Homag in 2014 auch die holzverarbeitende Industrie.

Besonders hervorzuheben ist die weltweite Präsenz des Konzerns: Dürr betreibt über 90 Standorte (davon 50 Produktions-Einrichtungen) in 28 Ländern und hat eine hervorragende Präsenz in den Schwellenländern, auf die ~50% des Konzern-Auftragseingangs und ~30% der Belegschaft entfallen.

Hohe Wettbewerbs-Qualität

Dürr ist vorwiegend in oligopolistischen Nischen-Märkten mit begrenztem Wettbewerb aktiv. In fast allen Geschäftsbereichen hält der Konzern marktführende Positionen mit einem Marktanteil von oft mehr als 40%. Als unangefochtener Platzhirsch (Marktanteil >50%) in den Schwellenländern ist das Unternehmen gut positioniert, um vom Automobil-Boom in diesen Märkten im Zuge eines anhaltenden Nachhol-Bedarfs zu profitieren.

Im Jahr 2022 entfielen 57 % des Konzernumsatzes von 4,3 Milliarden Euro auf den Maschinenbau und 43 % auf den Anlagenbau.

HOMAG macht Probleme

In der ersten Jahreshälfte lief es bei Dürr noch verhältnismäßig gut. Der Umsatz kletterte um 9% auf 2,13 Milliarden Euro und der Gewinn konnte von 0,59 auf 0,83 Euro je Aktie deutlich erhöht werden. Doch nun stockt es im Getriebe und der Konzern hat seine Ergebnisprognose für das kommende Jahr wegen schwacher Geschäfte mit der Holzbearbeitung gesenkt.

Der Auftragseingang ist bei der Tochter HOMAG infolge des anhaltenden Abschwungs im Markt für Holzbearbeitungsmaschinen in den ersten neun Monaten um 32% eingebrochen. Daher plant das Management Kapazitätsanpassungen, um Kosten zu senken.

Dürr kassiert Jahresprognose

Nun werden Abstriche in der Planung gemacht: Der Umsatz soll in 2024 um 5 bis 10% zulegen und die Gewinnmarge vor Steuern und Zinsen (EBIT) vor Sondereffekten 4,5 bis 6,0% erreichen. Ursprünglich war eine EBIT-Marge von 8% avisiert worden. Dürr geht davon aus, die ursprünglich für 2024 angepeilte Zielmarge von 8% nun frühestens 2026 zu erreichen. Dies setzt jedoch eine entsprechende Geschäftserholung bei Homag voraus

Analysten sehen Kurspotenzial

Unterdessen sind die Analysten in Summe positiv gestimmt: 73% der Analysten, die sich mit der Aktie beschäftigen, raten zum Kauf der Papiere. Weitere 20% stufen die Aktie als Halteposition ein, während 7% zum Verkauf der Aktie votieren. Das durchschnittliche Kursziel aller Analysten (Quelle: Dürr-Homepage) liegt mit 36,13 Euro derzeit 82% über dem Schlusskurs vom vergangenen Freitag.