Dürr-Aktie: Deutsche Traditionskonzern ist einen Blick wert

Inhaltsverzeichnis

Die laufende Berichtssaison hat viele positive Überraschungen mit sich gebracht – auch in Deutschland. Ein Beispiel ist der Anlagenbauer Dürr. Der Konzern mit Sitz in Stuttgart hat vor wenigen Tagen seine vorläufigen Zahlen zu 2022 und eine Prognose zu 2023 vorgelegt. Kurzum: Das Unternehmen zeigte sich auffallend resilient.Was macht Dürr eigentlich?

Bevor wir uns die neuen Zahlen anschauen, für Sie zunächst ein paar Fakten zu dem MDax-Konzern. Dürr ist ein Industrieausrüster. Das Traditionsunternehmen bietet unter anderem für die Autobranche Maschinen und Anlagen im Bereich Roboter-, Prozess- sowie Montagetechnik. Die Anlagen von Dürr helfen der Industrie etwa bei der Fahrzeugproduktion, der Lackierung und Endmontage.

Hinzu kommt Produktionstechnologie speziell für die Fertigung von Batterien und Elektrofahrzeugen. Dürr bietet zum Beispiel für Batteriehersteller Lösungen für die Beschichtung und Trocknung von Elektroden, Systeme für die Lösemittelrückgewinnung sowie Technologie zur automatischen Montage von Batteriemodulen.

Über Tochterfirmen engagiert sich der Konzern zudem im Bereich der Umwelttechnik, die dazu beiträgt, die Emissionen der Industrie zu reduzieren. Abgerundet wird das Ganze mit Produktions- und Steuerungssoftware.

Resilienz: Dürr legt starke vorläufige Zahlen zu 2022 vor

Sie sehen also: Dürr ist ein wichtiger Technologiepartner der Industrie, wenn es um Themen wie Automatisierung, Elektromobilität und Nachhaltigkeit geht. Dieses zukunftsorientierte Engagement komme Dürr gerade in diese Krisenzeiten zugute, wie Konzernboss Jochen Weyrauch nun akzentuierte. Der Manager führt das darauf zurück, dass viele Kunden auch bei konjunkturellem Gegenwind in diese Bereiche investieren, um ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.

Und tatsächlich: Laut vorläufigen Zahlen hat Dürr im letzten Jahr seinen Auftragseingang um 16,7 Prozent auf etwa 5,0 Milliarden Euro gesteigert. Der Umsatz verbesserte sich gar um 22 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis EBIT vor Sondereffekten stieg indes um 16,6 Prozent auf 232,2 Millionen Euro. Nach Steuern blieb ein Gewinn von 134 Millionen Euro übrig – ein Plus von rund 58 Prozent.

Sowohl beim Auftragseingang als auch beim Umsatz erzielte Dürr damit neue Rekorde. Allein der Auftragseingang für Produktionstechnik rund um Elektroautos legte 2022 um mehr als 40 Prozent auf über 1,1 Milliarden Euro zu. Ebenso schaffte das Automatisierungsgeschäft ein starkes Wachstum.

Wie blickt Dürr auf 2023?

Für 2023 ist Dürr indes trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds optimistisch gestimmt – auch wenn der Auftragsrekord aus 2022 wohl nicht erreicht werden kann. So erwartet der Industrieausrüster einen Umsatz zwischen 4,5 und 4,8 Milliarden Euro. Der Auftragseingang soll sich zwischen 4,4 und 4,8 Milliarden Euro einpendeln.

Die EBIT-Marge vor Sondereffekten, die angibt, wie viel Betriebsgewinn vom Umsatz hängen bleibt, soll auf einer Spanne von 6,0 bis 7,0 Prozent liegen. Für das Ergebnis nach Steuern peilt das Management eine Bandbreite von 160 bis 210 Millionen Euro an.

Besonders positiv sticht hier die EBIT-Marge vor Sondereffekten hervor, die sich von 5,4 Prozent (2022) nun im laufenden Jahr bis 7,0 Prozent verbessern könnte. Das spricht für eine wachsende Profitabilität in Krisenzeiten. 2024 soll die operative Ergebnismarge gar auf 8,0 Prozent ansteigen. Dürr wäre damit wieder deutlicher profitabler als vor der Corona-Krise (EBIT-Marge vor Sondereffekten 2019: 6,7 %).

Welche negativen Aspekte gibt es?

Freilich hat das vorläufige Zahlenwerk auch negative Aspekte, die Sie kennen sollten. So fiel der Free Cashflow leicht auf 117 Millionen Euro. Inwieweit sich das auf die Dividendenpolitik auswirken wird, blieb unklar. Das Management dürfte spätestens im Rahmen der endgültigen Zahlenpräsentation am 16. März eine konkrete Dividende für 2022 vorschlagen.

Ob es dann zu einer Steigerung der Ausschüttung reichen wird, bleibt abzuwarten und wird von einigen Analysten bezweifelt. Für 2021 hatte Dürr 0,50 Euro je Aktie ausgezahlt, was entsprechend dem aktuellen Aktienkurs einer Rendite von nur 1,46 Prozent entspricht (Kursstand: 23.02.2023, 10:00 Uhr).

Unschön ist auch die Tatsache, dass Dürr bereits im vierten Quartal 2022 einen (leichten) Rückgang des Auftragseingangs hinnehmen musste. Das hat vor allem mit dem Geschäftseinbruch in China zu tun. Hier ging der Auftragseingang im Gesamtjahr 2022 um 18 Prozent zurück. Das Management hofft nun, dass die gelockerten Corona-Maßnahmen in China die dortige Konjunktur beflügeln und eine neue Umsatzdynamik ermöglichen.

China ist für Dürr seit Jahren der wichtigste Einzelmarkt – noch vor Deutschland und den USA. Immerhin legten die Auftragseingänge in der Amerika-Region im letzten Jahr um 67 Prozent zu und in Deutschland um 15 Prozent. Starke Nachfrage registrierte Dürr auch in Indien und Südafrika.

Dürr-Aktie: mein Fazit für Sie

Wie Sie im Chart sehen können, wechselte auch die Dürr-Aktie seit Mitte September in eine beachtliche Gegenbewegung, die zumindest einen Teil der Verluste aus dem ersten Halbjahr 2022 zunichtegemacht hat[1]:

Entsprechend ist in dem Papier inzwischen relativ viel Hoffnung eingepreist. Klar: Die neuen Zahlen sind hervorragend, wurden in dieser Form am Markt aber weitestgehend erwartet. Auch stellte Dürr seine Prognose unter Vorbehalt. So setzt der Ausblick voraus, dass sich die Konjunktur nicht schwächer entwickelt als erwartet, sich die Lieferketten weiter stabilisieren und die weltpolitischen Unsicherheiten nicht zunehmen.

Komplett immun gegen die äußeren Bedingungen ist Dürr selbstredend also nicht. Die Aktie dürfte deshalb als Industrietitel kurzfristig volatil bleiben. Langfristig hingegen ist das Papier meiner Meinung nach wegen der zukunftsfähigen, hochmodernen Anlagen und Maschinen eine interessante Investment-Story, die von der Transformation der Industrie in Richtung Nachhaltigkeit, Automatisierung und Elektromobilität profitiert.