Deutsche Bank: Gewinnrückgang lässt Anleger ratlos zurück

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Weniger als im Vorjahr, aber mehr als erwartet: Die Deutsche Bank hat im zurückliegenden Quartal einen Gewinnrückgang hinnehmen müssen.

Gewinnrückgang weniger dramatisch als gedacht

Nach rund 1 Milliarde Euro im Vorjahreszeitraum erzielte Deutschlands größtes Geldhaus im 2. Quartal 2023 lediglich 763 Millionen Euro Gewinn. Analysten hatten jedoch mit einem deutlich stärkeren Rückgang gerechnet und der Bank im Schnitt lediglich 571 Millionen Euro zugetraut.

Trotz der Widrigkeiten hat die Deutsche Bank die Krisenjahre offenbar hinter sich gelassen. Bereits zum 12. Mal in Folge konnte das Geldhaus einen Quartalsgewinn ausweisen. Der Gewinnrückgang lässt sich zudem mit nicht-operativen Kosten begründen: Insbesondere der Konzernumbau, laufende Rechtsstreitigkeiten und eine höhere Risikovorsorge verursachten zusätzliche Kosten und belasteten die Bilanz.

Vorstandschef Sewing zufrieden mit Q2-Ergebnissen

Ohne diese Effekte wäre der Vorsteuergewinn nach Angaben des Unternehmens um 25 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro angestiegen, tatsächlich ging er im Vergleich zum Vorjahresquartal jedoch um 9 Prozent zurück auf 1,4 Milliarden Euro. Die nicht-operativen Ausgaben summierten sich auf 655 Millionen Euro.

Der bereinigte Vorsteuergewinn stieg gegenüber dem vorangegangenen Quartal um 27 Prozent auf 260 Millionen Euro. Die bereinigten Erträge legten im Vergleich zum Auftaktquartal um 10 Prozent zu auf 668 Millionen Euro. Zu Ende Juni summierte sich das von der Bank verwaltete Vermögen auf rund 859 Milliarden Euro nach 841 Milliarden Euro Ende März. Vorstandschef Christian Sewing zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen des ersten Halbjahrs und sieht die Deutsche Bank auf einem guten Weg, ihre mittelfristigen Ziele bis 2025 zu erreichen.

450 Milliarden Euro: Aktienrückkauf bis Jahresende angekündigt

Ein besonderes Schmankerl für die Anleger hatte der Vorstand in dieser Woche zusätzlich im Gepäck: Bis Ende des Jahres sollen Aktienrückkäufe in einem Volumen von 450 Millionen Euro realisiert werden. Zusammen mit Dividendenzahlungen soll damit im Gesamtjahr mehr als 1 Milliarde Euro an die Investoren zurückfließen und somit mehr als die rund 700 Millionen Euro, die die Bank im vergangenen Jahr an ihre Anteilseigner ausgezahlt hat.

Die nun angekündigten Aktienrückkäufe sind Bestandteil eines größeren Ausschüttungsprogramms: Für die Jahre 2021 bis 2025 sollen insgesamt 8 Milliarden Euro an die Aktionäre zurückfließen.

Zinsentwicklung: Gut für Banken, schlecht für Kunden

Bedeutsam für das Geschäft der Deutschen Bank ist weiterhin die Zinsentwicklung. Weil wichtige Zentralbanken wie die EZB oder auch die Federal Reserve seit dem vergangenen Jahr kräftig an der Zinsschraube drehen und den Leitzins nach einer längeren Nullphase inzwischen wieder deutlich angehoben haben, profitieren die Banken wieder von diesem eigentlich klassischen Geschäft.

Zwar steigen parallel die Kreditausfallrisiken, weswegen die Rückstellungen hierfür vorsorglich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt wurden. Doch bislang ist es aus Sicht der Banken ein durchaus lohnendes Geschäft: Denn während sie für Darlehen immer höhere Zinsen verlangen können, zahlen sie umgekehrt Sparern für Tagesgeldkonten weiterhin kaum etwas aus.

Anleger ratlos: Aktie unverändert

Die Deutsche Bank Aktie befindet sich seit Jahresbeginn zwar auf Talfahrt, konnte in den vergangenen Wochen aber ordentlich Boden gutmachen. Auf Monatssicht notiert das Papier rund 14 Prozent fester. Das frische Zahlenwerk ließ Anleger jedoch ratlos zurück: Am Mittwoch ging die Aktie praktisch unverändert aus dem Handel.

Auch Analysten zeigten sich eher unbeeindruckt von der Bilanz. In ersten Reaktionen bestätigten sie zum Großteil ihre vorherigen Einschätzungen, lediglich die DZ Bank hob das Kursziel geringfügig an von 12,00 auf 12,30 Euro. Die Einstufung beließen die Experten unverändert auf „kaufen“.

Kaufempfehlungen gab es bei unveränderten Kurszielen auch von der US-Großbank JP Morgan (14 Euro), der kanadischen Bank RBC (15 Euro) und der US-Investmentbank Goldman Sachs (18,10 Euro). Ihre neutrale Bewertung mit Kursziel 12 Euro bestätigte die britische Barclays Bank am Mittwoch für die Deutsche Bank Aktie.