Das Smart Money sorgt sich um ein anderes Thema als Inflation        

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Um die Kursbewegungen an der Börse richtig zu einordnen zu können, müssen Sie verstehen, was die Märkte wirklich bewegt – und was uns auf der anderen Seite in vielen schlecht informierten Medien als angebliche Gründe erzählt wird. Denn hier gibt es oft eine große Schere. Dies sehen wir aktuell beim Thema Inflation.

Beim Smart Money ist die Inflation nicht mehr die größte Sorge. Natürlich hätte die Börse gerne eine normale Inflationsrate um zwei Prozent. Aber das ist angesichts der geopolitischen Entwicklungen irreal – und wird es auf Jahre bleiben. Doch das ist nun bekannt und positiv ist: Wir dürften den Höhepunkt der Inflation gesehen haben.

In den Medien ist die Inflation hingegen weiterhin ein großes Thema. Auch in den Wirtschaftsmedien. Denn Inflationsangst sorgt für dramatische Überschriften und hohe Leserzahlen. Aber mir geht es darum, dass Sie wissen, was an der Börse wirklich diskutiert wird – und hier ist das Inflationsthema durch.

Börse fokussiert sich auf Rezessions-Szenarien                          

Auch die geopolitischen Spannungen in Taiwan sind noch kein Thema. Das kann sich schnell ändern, wenn die Situation eskaliert. Aber aktuell fokussiert sich das Smart Money auf die Frage, wie schlimm die Rezession werden könnte? Oder kommt es gar zu einer Stagflation? Die Eintrittswahrscheinlichkeiten und deren Auswirkungen versucht die Börse aktuell einzupreisen.

Doch wie unklar das Bild aktuell ist, sehen wir in den Quartalszahlen der besten Unternehmen der Welt. Deren Ergebnisse beinhalteten teilweise historische Verfehlungen der Analystenerwartungen (u.a. Walmart oder Meta/Facebook). Die guten Quartalsberichte, die von der Börse gefeiert wurden, fielen primär in die Kategorie „weniger schlimm als erwartet“.

Entlassungswellen in Hightech-Konzernen

Aktuell gehen viele Marktteilnehmer davon aus, dass die Konzerne alle schlechten Nachrichten in diese Quartalszahlen packen. Denn die Manager wissen, dass die aktuellen Markterwartungen extrem niedrig sind. Dazu kommen der historisch hohe US-Dollar (gegen Euro auf 20-Jahres-Hoch), der hohe Ölpreis und die Shutdowns in China im zweiten Quartal. Also jede Menge Gründe, um jetzt reinen Tisch zu machen.

Das würde positives Überraschungspotenzial für die Unternehmensentwicklungen im zweiten Halbjahr bieten. Wenn dieser Plan aufgeht.  Ich mahne zur Vorsicht. Wir hören in der aktuellen Quartalsberichtssaison zum ersten Mal seit der Finanzkrise von massivem Stellenabbau bei Hightech-Konzernen.

Nicht mehr nur Einstellungsstopps. Die Hightech-Firmen entlassen Mitarbeiter. Aber gute ITler sind schwer zu finden. So einen Schritt unternehmen Hightech-Konzerne nur, wenn sie über längere Zeit mit einer schwächeren Wirtschaft rechnen. Das sollte uns zu denken geben.

Fazit: Zudem knackt und knirscht es immer lauter im amerikanischen Immobilienmarkt. Dieser Cocktail an Belastungsfaktoren für den Konsumenten – mit einer weiterhin hohen, aber nicht mehr steigenden Inflation – dürfte eher dafür sorgen, dass wir auch im Herbst und Winter ein sehr schwieriges Wirtschaftsumfeld sehen. Bleiben Sie also vorsichtig und warten Sie ab.