Deutsche Autobauer verschlafen Elektrifizierung

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So richtig wahrhaben will man es noch nicht: Gerade deutschen Traditionsherstellern wie BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen fällt der Abschied vom Verbrenner sichtbar schwer.

Hoffen auf die Regulierungslücke

Während andere Hersteller bereits für die 2020er Jahre eine vollständige Elektrifizierung ihrer Flotten angekündigt haben, lässt man sich vor allem in München damit noch Zeit. Die Hoffnung ist offenbar noch nicht ganz gestorben, dass es nicht vielleicht doch noch eine Nische geben könnte, durch die der geliebte Verbrenner hindurchschlüpfen könnte.

Eigentlich soll ab 2035 in der EU kein Neuwagen mehr zugelassen werden, der noch über einen Benzin- oder Dieselmotor verfügt. So hat es die Politik vorgesehen. Die Elektrifizierung der Autos ist Teil der Verkehrswende, und die wiederum ist ein wesentlicher Bestandteil der Strategie zur Klimaneutralität des Kontinents, die für die Mitte des Jahrhunderts angestrebt wird, um den Klimawandel einzudämmen.

Die Kundschaft ist schuld – oder doch das fehlende Angebot?

Die Kundschaft aber ziert sich. E-Pioniere, die von der Sache überzeugt sind (und über das nötige Kleingeld verfügen), haben sich inzwischen ein Elektrofahrzeug zugelegt. Alle anderen zweifeln entweder grundsätzlich an der neuen Antriebstechnologie – oder ihnen fehlt schlicht ein Angebot, das zum eigenen Budget passt.

Die bisher verfügbaren Elektrofahrzeuge sind im Vergleich zu ihren Geschwistermodellen mit Verbrennungsmotoren vor allem eins: teuer. Das gilt zumindest für die allermeisten Autos der klassischen Autobauer. In China dagegen setzt man längst auf erschwingliche E-Fahrzeuge für die breite Masse. Immer mehr chinesische Hersteller setzen erfolgreich ihren Fuß auf den Markt der Elektromobilität. Im Reich der Mitte hat der heimische Hersteller BYD den US-Pionier Tesla längst als Marktführer abgelöst, der wiederum mit massiven Preisnachlässen auf die neu erstarkte Konkurrenz reagiert.

Deutsche Autobauer drohen Verkehrswende zu verschlafen

Auf all das – den boomenden Nischenmarkt und seine gesamte Dynamik – scheinen die deutschen Autobauer erschreckend schlecht vorbereitet zu sein. Geradezu verzweifelt beteuern sie, mit ihrem Festklammern am Verbrenner lediglich den Kundenwünschen nachzukommen – anstatt progressiv voranzuschreiten und attraktive Modelle anzubieten, die die Kundschaft überzeugt.

Stattdessen ist der Elektromarkt auch in Deutschland und Europa längst von Tesla erobert. Die Modelle des US-Herstellers dominieren die entsprechenden Verkaufslisten, und das nicht erst seit Beginn der Fertigung in Grünheide bei Berlin. Als nächstes dürften chinesische Anbieter auf den europäischen Markt streben und neben technologisch fortschrittlicher Ausstattung vor allem mit günstigen Verkaufspreisen locken.

Für BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen sollten spätestens jetzt alle Alarmglocken schrillen. Wenn sie die E-Wende weiter ignorieren, droht spätestens in 10 Jahren ein böses Erwachen. Höchste Zeit, die angestammten Verkaufsschlager fit zu machen für das Elektro-Zeitalter – denn es wird kommen, ob es den Vorständen in München und Stuttgart nun passt oder nicht.