BMW-Aktie: Konzern produziert „X5“ bald auch in China – macht das Sinn?

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Schauen Sie sich einfach diese Zahl an und sie werden schnell merken, wie der Haase läuft – bzw. wohin er läuft: nämlich nach China. Der deutsche Autobauer BMW hat in den ersten neun Monaten des Jahres 2021 rund 1,9 Millionen Autos verkauft, 670.000 davon in China.

Mehr als ein Drittel des BMW-Absatzes entfällt somit inzwischen auf das Reich der Mitte. Zum Vergleich: 2020 lag der China-Anteil des Autobauers bei 33 Prozent, 2019 bei 28 Prozent und 2018 bei 25 Prozent. In den letzten Jahren hat die Bedeutung Chinas für die Münchner also deutlich zugenommen.

Näher bei den Kunden: BMW produziert seit 2004 in China

Da verwundert es kaum, dass BMW schon seit Jahren in China selbst aktiv ist. 2004 hatte man das erste Autowerk in Shenyang eröffnet. Dadurch kann der Konzern seine Produktion den dortigen Bedürfnissen besser anpassen und somit näher am Kunden sein.

„China ist nach unserer Einschätzung in den kommenden Jahren der Automobilmarkt mit den höchsten Wachstumsraten und wird sich schon bald zu einem der größten Einzelmärkte entwickeln“, hatte der damalige BMW-Chef Helmut Panke betont. Der Manager sollte damit recht behalten. Heute ist China der mit Abstand wichtigste Automarkt der Welt.

„X5“ soll künftig auch in China vom Band rollen

Nun hat BMW diese Tatsache erneut gewürdigt. Mitte Dezember kündigte der Autoriese an, dass man die Präsenz in China ausbauen und noch mehr Modelle in dem Land produzieren wolle. Demnach soll der SUV „X5“ künftig nicht mehr nur in den USA zusammengebaut werden, sondern auch im Reich der Mitte.

Zur Einordnung: Früher hatte BMW sämtliche Modelle der „X“-Baureihe im US-Werk Spartanburg in South Carolina vom Band rollen lassen. Inzwischen produziert der Konzern zusammen mit den obligatorischen Partnern mehrere Modelle der Baureihe auch in China. Nun also auch den „X5“.

Die Produktion folgt der Nachfrage

Für BMW macht die Teilverlagerung durchaus Sinn. Denn: Bislang musste der in den USA hergestellte „X5“ umständlich nach Asien bzw. China verschifft werden. Vor der Corona-Krise gingen pro Jahr etwa 40.000 bis 55.000 „X5“-Einheiten von den USA aus nach Fernost. Das resultierte in hohen Transportkosten, die die Gewinnmarge in Mitleidenschaft zogen.

Durch den Fokus auf eine Produktion in China dürfte der Konzern also seine Profitabilität langfristig steigern – was auch Ihnen als Anleger zugutekommt. Die Produktion folge der Nachfrage, fasste ein BMW-Sprecher die neue Maßnahme zusammen.

BMW will noch weitergehen

Doch damit nicht genug: Laut Medienberichten wollen die Münchner schon Anfang 2022 die Mehrheit an dem Joint-Venture „BMW Brilliance Automotive“ übernehmen. BMW würde dann 75 Prozent des Gemeinschaftsunternehmens kontrollieren und die Gesellschaft auch in den eigenen Bilanzzahlen konsolidieren.

„BMW Brilliance Automotive“ ist ein Zusammenschluss mit dem chinesischen Partner Brilliance. Das Joint-Venture wurde 2003 gegründet und war praktisch die Voraussetzung dafür, dass BMW in China Autos bauen darf. Sollten sich die Münchner tatsächlich die Mehrheit an dem Gemeinschaftsunternehmen sichern, wäre das ein Novum. Bislang hat noch kein ausländischer Autobauer die Kontrolle über ein chinesisches Produktions-Joint-Venture übernommen.

Betriebswirtschaftlich richtig

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht macht die Produktionsverlagerung nach China auf jeden Fall Sinn. BMW spart dadurch nicht nur Transportkosten, sondern kann die in der Volksrepublik hergestellten Modelle genauer an die chinesischen Käuferbedürfnisse anpassen. Das spricht für einen steigenden Absatz.

Auf der anderen Seite ist das Zugeständnis in Richtung China auch ein Risiko. Dabei geht es natürlich um die wachsende Abhängigkeit von den dortigen Behörden, die diese als politisches Druckmittel einsetzen könnten.

Es droht Unheil aus den USA

Gleichzeitig dürfte die Entscheidung der Münchner vor allem in den USA auf Missgunst stoßen. Das Werk in South Carolina ist die weltweit größte Autofabrik des Konzerns und sorgte dafür, dass BMW in den letzten Jahren immer wieder der wichtigste Autoexporteur der USA war – noch vor den heimischen Giganten Ford und General Motors. Zudem ist das Spartanburg-Werk ein bedeutender Arbeitgeber.

Dass BMW nun ausgerechnet einen Teil der Produktion nach China bringt, dürfte US-Präsident Joe Biden gar nicht gefallen. Ähnlich wie sein Vorgänger will Biden gegenüber China keine Gnade zeigen. Die beiden Volkswirtschaften ringen derzeit geradezu um die wirtschaftliche Vormachtstellung.

Ob BMW oder die deutsche Autobranche als Ganzes deshalb nun Konsequenzen fürchten müssen, bleibt abzuwarten. Vielleicht kommt den Münchner ja zugute, dass mit Biden inzwischen ein wesentlich umsichtigerer Präsident im Weißen Haus sitzt, der die wirtschaftlichen Beziehungen zu Europa schätzt.

Als Anleger sollten Sie dieses Thema jedenfalls genau im Auge behalten.