BASF-Aktie nach Zahlen: Ein Tanz auf dem Vulkan

BASF-Aktie nach Zahlen: Ein Tanz auf dem Vulkan
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-9,7 %: So stark sank im letzten Jahr die Chemieproduktion in Deutschland. Zum Vergleich: In den USA belief sich der Rückgang 2023 auf -1,0 %, im Nahen Osten auf -1,5 % und im gesamten EU-Raum auf -7,6 %. In ganz Asien hingegen nahm die Chemieproduktion um +4,6 % zu, in China gar um +7,5 %.

BASF: So weit ging es 2023 abwärts

Veröffentlicht wurden diese Zahlen vor wenigen Tagen vom deutschen Branchenprimus BASF in dessen Jahresbericht 2023. Kurzum: Auch das sonstige Zahlenwerk der Ludwigshafener ist ein Trümmerfeld. Im letzten Jahr erzielte der Dax-Gigant einen Umsatz von nur 68,9 Milliarden Euro und damit –21,1 % weniger als im Vorjahr.

Doch nicht nur in Deutschland (-24,5 %) sackten die Umsätze 2023 massiv ab. Auch im gesamten Europa (-22,9 %), in Nordamerika (-21,9 %), Asien-Pazifik (-19,6 %) sowie in Südamerika, Afrika und im Nahen Osten (kumuliert -12,4 %) musste BASF prozentual zweistellige Umsatzeinbrüche hinnehmen.

Nur 2020 und 2022 waren schlechter: Chemiekonzern 2023 mit dürftigem Gewinn

Auf der Ergebnisseite sah es indes nicht besser aus. Das Betriebsergebnis (EBITDA vor Sondereinflüssen) fiel um -28,7 % auf 7,7 Milliarden Euro. Unterm Strich belief sich der Gewinn auf gerade einmal 225 Millionen Euro. Das ist zwar eine Verbesserung gegenüber dem hohen Fehlbetrag aus 2022 (-627 Mio. €), dieser war damals aber wegen einer Milliardenabschreibung auf das Russlandgeschäft der Tochter Wintershall DEA außerordentlich belastet. Zur Einordnung: 2021 hatte BASF noch einen Nettogewinn von rund 5,5 Milliarden Euro erzielt. Im Bild sehen Sie die Umsatz- und Gewinnentwicklung des Chemiekonzerns (2023 noch nicht inkludiert):

Quelle: www.aktienscreener.com

Deutlich wird: Nach den Verlustjahren 2020 und 2022 war 2023 das drittschlechteste Nettoergebnis-Jahr seit 2008. Und das ist wenig verwunderlich. Die makroökonomischen Krisen – insbesondere die hohen Zinsen und die Konjunkturdellen in großen Volkswirtschaften – setzen der Chemiebranche massiv zu.

Wie eingangs erwähnt schraubten die Akteure im letzten Jahr ihre Produktion nach unten, da die Abnehmer weniger nachfragten und sich zunächst an ihren Lagerbestände bedienten. In der Folge sanken nicht nur die Verkaufszahlen der Chemiehersteller, sondern auch deren Gewinnmargen. BASF schreibt in seinem Jahresbericht von „deutlich niedrigeren Absätzen in nahezu allen Arbeitsgebieten und allen Regionen aufgrund geringerer Nachfrage“.

Gepaart mit den niedrigeren Margen hat das den Geldmittelzufluss deutlich eingeschränkt. 2023 lag der Free Cashflow bei 2,7 Milliarden Euro und damit -18,5 % unter dem Wert des Vorjahres.

BASF macht wenig Hoffnung für 2024

Für 2024 machte das Management unter dem scheidenden Vorstandschef Martin Brudermüller nicht allzu große Hoffnungen. Auch 2024 dürften demnach die Widerstände der Makroökonomie zunächst anhalten. Erst im weiteren Jahresverlauf werde sich das Wachstum der Weltwirtschaft voraussichtlich etwas verstärken, so Brudermüller. Für Europa und insbesondere Deutschland zeigte sich das Management indes am pessimistischsten.

2024 will BASF ein EBITDA vor Sondereinflüssen zwischen 8.0 und 8,6 Milliarden Euro erzielen. Das wäre immerhin selbst im Worst Case mehr als 2023 – jedoch bis zu knapp -30 % weniger als noch 2021.

Dividende stabil: neues Schuldenproblem?

Interessant ist indes die Ausgabenbereitschaft des Konzerns hinsichtlich der Aktionärsbelohnungen. Der kommenden Hauptversammlung soll für 2023 eine Dividende in Höhe von 3,40 Euro pro Aktie vorgeschlagen werden. Das wäre so viel wie im Vorjahr. Das Problem: Zwar sichert das Management den Aktionären und vor allem Neueinsteigern damit eine sehr hohe Dividendenrendite von 7,3 % (Stand: 23.02.2024), die Ausschüttung von insgesamt 3,0 Milliarden Euro ist aber nicht gänzlich durch den Free Cashflow gedeckt.

Da BASF gleichzeitig hohe Wachstumsinvestitionen vor allem in China forciert, wird das Unternehmen seinen Schuldenberg vergrößern müssen, was gerade mit Blick auf die aktuellen Finanzierungsbedingungen mittel- bis langfristig große Risiken birgt.

Das Management will dieses Risiko übrigens verringern, indem die Kosten weiter gesenkt werden. So sollen weitere Arbeitsplätze vor allem im Stammwerk Ludwigshafen gestrichen werden. Hinzu kommen zusätzliche Effizienzsteigerungen wie Anpassungen der Produktion in bestimmten Märkten. Bis sich diese neuen Maßnahmen allerdings positiv auf die Kosten auswirken werden, dürfte es noch etwas dauern – auch weil BASF wohl abermals teure Zugeständnisse in Richtung der Arbeitnehmervertreter machen muss. Die Chemiegewerkschaft IG BCE jedenfalls kritisierte das neue Sparprogramm umgehend.

Mein Fazit für Sie

Die Zeiten für BASF sind nicht gerade rosig. Der stark konjunkturabhängige Zykliker steckt in der Krise. Dass das Management nun versucht, mit aller Macht die Aktionäre über die Beibehaltung des Dividendenniveaus bei der Stange zu halten, ist meiner Meinung nach ein (unnötiger) Tanz auf dem Vulkan. Wahrscheinlich hätten die Aktionäre auch eine reduzierte Dividende akzeptiert, wenn das Management dafür stärker den Wert der operativen Zukunftsperspektive akzentuiert hätte.

Positiv zu bewerten ist hingegen das weitere Festhalten an Effizienzverbesserungen. Auch wenn diese mit Stellenstreichungen einhergehen, kann sich der Konzern damit verschlanken und für die kommenden Herausforderungen flexibler machen.

Apropos Flexibilität: Auch wenn es sich für den Standort Deutschland bitter anhören mag: Aufgrund der strukturellen Probleme hierzulande wird BASF in den kommenden Jahren seinen Investitionsfokus wohl noch stärker auf ausländische Märkte richten. Nicht nur China, auch Indien und Südostasien gelten im Chemiebereich inzwischen als äußerst vielversprechend.