DAX im Niemandsland
Nach dem optimistischen Wochenauftakt dürfte der Dax am Dienstag erst einmal auf der Stelle treten und damit weiter im Niemandsland zwischen 23.500 und 24.000 Zählern verharren. Viel Bewegung wird vor der Fed-Sitzung ohnehin nicht erwartet: Anleger halten den Atem an, während in Washington die nächste Zinsentscheidung vorbereitet wird.
In Übersee hatten die US-Börsen am Montag noch kräftig vorgelegt: Der S&P 500 kletterte um 0,47 % auf 6.615 Punkte, der Nasdaq 100 um 0,84 % auf 24.294 Zähler – beide auf Rekordniveau. Selbst der etwas müde Dow Jones brachte es noch auf ein kleines Plus von 0,11 %. In Asien ging die Rekordjagd munter weiter: Der Nikkei 225 sprang auf ein neues Allzeithoch von 45.055 Punkten, und auch Südkoreas KOSPI erreichte mit 3.452 Punkten ein Rekordniveau. Nur in China war die Stimmung gedämpft – dort belasteten Handelsstreit und Chip-Sorgen die Märkte.
Unternehmensnachrichten / Einzelaktien
Tesla legte einen bemerkenswerten Spurt hin: +3,6 % auf gut 410 Dollar. Grund dafür: Elon Musk griff selbst tief in die Tasche und kaufte Tesla-Aktien im Wert von rund einer Milliarde Dollar. Für viele Anleger ein starkes Vertrauenssignal – und Musk betonte einmal mehr, dass die Zukunft von Tesla nicht bei Autos, sondern bei Robotaxis und humanoiden Robotern liege.
Alphabet knackte erstmals die magische Marke von drei Billionen Dollar Börsenwert. Die Aktie schoss 4,5 % auf fast 252 Dollar nach oben. Rückenwind kam von einer Kurszielerhöhung der Citigroup, die den KI-Chatbot Gemini als entscheidenden Wachstumstreiber im Anzeigen- und Cloudgeschäft sieht.
Nvidia hingegen trat auf der Stelle – ausgerechnet wegen China. Die dortige Wettbewerbsaufsicht leitete eine kartellrechtliche Vorprüfung ein, die sich auf die Mellanox-Übernahme von 2020 bezieht. Noch härter traf es Texas Instruments, deren Aktie nach zwei chinesischen Untersuchungen gegen US-Chipkonzerne um 2,4 % nachgab.
Politischer Einfluss
Alle Augen richten sich auf die Fed: Am Mittwoch wird erwartet, dass die US-Notenbank erstmals in diesem Jahr den Leitzins senkt – um mindestens 0,25 Prozentpunkte, vielleicht sogar 0,5. Analyst Maximilian Wienke von eToro fasst die Lage treffend zusammen: „Die Notenbank bringt den Ball ins Rollen – doch wie schnell er Fahrt aufnimmt, entscheiden Inflation und Konjunktur.“
Politisch knistert es ebenfalls: US-Präsident Donald Trump musste im Machtkampf um die Fed-Vorständin Lisa Cook eine Niederlage vor Gericht einstecken. Parallel dazu wird auch auf das diplomatische Parkett geblickt: In Madrid einigten sich die USA und China auf eine Rahmenvereinbarung über TikTok, doch die Chip-Frage bleibt ein Zankapfel. Chinas Chefunterhändler sprach von „einseitiger Schikane“, nachdem Washington neue Exportbeschränkungen mit nationaler Sicherheit begründet hatte.
Fazit:
Anleger weltweit fiebern der Fed-Entscheidung entgegen. Zwischen Zinshoffnungen, Tech-Rallye und geopolitischem Gezänk bleibt die Börse ein Drahtseilakt – aber einer mit durchaus spannender Aussicht auf weitere Rekorde.