ThyssenKrupp Aktie fällt unter 20 Euro

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Wenn es etwas gibt, das Anleger nicht leiden können, dann ist es Verunsicherung. Und genau davon gibt es derzeit eine ganze Menge beim Essener Mischkonzern ThyssenKrupp: Sowohl der Posten des Vorstandsvorsitzenden als auch der des Aufsichtsratschefs sind vakant.

Nach langem Hin und Her sind Konzernchef Heinrich Hiesinger und Aufsichtsratschef Ulrich Lehner kürzlich abgetreten. Das hatte sich zwar bereits im Vorfeld abgezeichnet, hinterlässt jedoch zwei große Lücken, die es nun schnellstmöglich zu füllen gilt.

Das Problem ist nur: Niemand will es machen. Ein potenzieller Kandidat müsste sowohl den Investoren als auch den Arbeitnehmervertretern gefallen – ein geradezu unmöglicher Spagat, denn beide Lager präferieren unterschiedliche strategische Ansätze.

Niemand will Chef werden

Während Arbeitnehmervertreter eine Zerschlagung des Konzerns zu Lasten der Mitarbeiter befürchten, sind Investoren einem solchen Schritt gegenüber nicht abgeneigt. Mit Cevian gibt es einen starken aktivistischen Investor, der mit seinem Anteil von rund 18 Prozent inzwischen auch einiges zu sagen hat im Konzern und mit Jens Tischendorf zudem im Aufsichtsrat von ThyssenKrupp vertreten ist.

Größter Einzelaktionär ist aber weiterhin die Krupp-Stiftung, die etwa 21 Prozent der Anteile hält. Deren Vorsitzende Ursula Gather sitzt ebenfalls im Aufsichtsrat, hat aber bereits signalisiert, dass sie kein Interesse an der Leitung des Kontrollgremiums hat.

Verschiedene Namen hochrangiger Manager aus anderen Dax-Konzernen wurden zuletzt immer wieder als mögliche Kandidaten gehandelt, darunter Lanxess-Chef Matthias Zachert, Siemens-Chef Joe Kaeser oder Linde-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle. Auch Tom Enders, CEO bei Airbus, war offenbar im Gespräch. Doch alle genannten Kandidaten haben bereits abgelehnt.

ThyssenKrupp Aktie unter Druck

Fieberhaft wird nun nach einer Lösung gesucht, doch die ist bislang nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil: Mit jeder Absage werden die Suche schwieriger, die Herausforderung größer – und die Anleger unruhiger.

Das ließ sich zuletzt auch deutlich ablesen am Kurs der ThyssenKrupp Aktie, die auf den niedrigsten Stand seit rund zwei Jahren zurückfiel und zuletzt nicht einmal mehr 20 Euro wert war.

Analysten raten mit Blick auf die unklare Gemengelage in Sachen Führungsposten derzeit überwiegend zum Halten der Aktie, ein Neueinstieg erscheint vielen angesichts der anhaltenden Verunsicherung zu riskant. Als Stopp wird für bereits investierte Anleger oftmals die Schwelle von 18 Euro beziffert.

Analysten sehen perspektivisch Aufholpotenzial

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Denn die jüngste Geschäftsbilanz zum abgelaufenen dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres fiel im Rahmen der Erwartungen aus und auch die neuen mittelfristigen Ziele wurden insgesamt positiv bewertet.

Viele Analysten hielten daher auf längere Sicht an ihrer Kaufempfehlung fest. Die Kursziele bewegen sich dabei überwiegend jenseits der 25 Euro und bis zu 35 Euro (Kepler Cheuvreux). Angesichts der jüngsten Kursflaute gibt es also einiges an Aufholpotenzial, wenn das Führungsvakuum erst einmal beseitigt ist und mehr Klarheit herrscht über die weitere strategische Ausrichtung des Unternehmens.