Alle nach Malle: Airlines im Osterrausch

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Am vergangenen Wochenende hat das Robert-Koch-Institut die Balearen und weitere Gebiete Spaniens von der Liste der Risikogebiete gestrichen. Für die urlaubshungrigen Deutschen bedeutet das: Wer von dort zurückkehrt, braucht künftig nicht mehr 10 Tage in Quarantäne zu verbringen, die sich mit negativem PCR-Test immerhin auf 5 Tage verkürzen ließen.

Die Reaktion folgte prompt. Airlines berichten von einem regelrechten Ansturm auf Mallorca-Flüge rund um die Osterfeiertage. Ferienflieger wie Condor oder Eurowings stockten ihr Angebot kurzfristig auf, allein die Lufthansa-Tochter bietet nun rund 300 zusätzliche Flüge an – und die Tickets gehen weg wie warme Semmeln.

Luxustarif statt Osterschnäppchen

Ganze Jets sind im Nu ausgebucht. Dementsprechend schrauben die automatisierten Algorithmen der Fluglinien die Preise nach oben: Nach günstigen Schnäppchen, wie sie vor der Pandemie gerade in Richtung Mallorca oft zu haben waren, müssen Urlauber dieser Tage mit der Lupe suchen, und das meist vergeblich.

Anstatt eines Kurztrips zum Taxitarif werden für ein Osterwochenende am Mittelmeerstrand nun mehrere hundert Euro fällig, allein für Hin- und Rückflug – und ohne Aufgabegepäck, versteht sich. Das kostet extra, und zwar saftig. Auch Hotels und Autovermietungen vor Ort dürften ihre Preise kräftig anheben. Die Nachfrage ist gegeben, die Deutschen mehr als bereit, etwas tiefer als sonst in die Tasche zu greifen, nachdem sie ein Jahr lang kaum reisen konnten aufgrund der pandemiebedingten Beschränkungen.

Pandemie belastet Tourismusbranche stark

Geschlossene Grenzen, Quarantäneauflagen, Ausgangssperren, geschlossene Hotels und eingestellte Flugverbindungen brachten die Tourismusbranche in den vergangenen zwölf Monaten weitgehend zum Erliegen. Die Naherholung erlebte ungekannte Nachfrage, die deutschen Nord- und Ostseestrände waren im Sommer gut bevölkert, von den sonst beliebten Fernreisen, etwa an asiatische Traumstrände, nahmen die meisten potenziellen Urlauber Abstand – zu groß das Risiko, vor Ort von kurzfristigen Grenzschließungen oder Quarantänebestimmungen überrascht zu werden und am Ende der Welt festzusitzen. Eine großangelegte Rückholaktion, wie sie die Bundesregierung im vergangenen Frühjahr aufgelegt hat, um gestrandete Urlauber nach Hause zu holen, wird es wohl nicht noch einmal geben.

Die Tourismusbranche hatte unter der Pandemie bislang mit am stärksten zu leiden. Der Reiseveranstalter Tui brauchte Finanzspritzen, selbst die sonst solide wirtschaftende Lufthansa musste durch den Bund vor der Pleite bewahrt werden.

Tourismusindex erreicht Rekordhoch: Goldgräberstimmung am Parkett

Mit dem Run auf der deutschen liebste Urlaubsinsel macht sich nun aber eine gewisse Goldgräberstimmung breit, die auch am Parkett ihre Spuren hinterlässt: Der europäische Tourismusindex Stoxx Europe 600 Travel & Leisure erzielte zum Wochenauftakt ein Rekordhoch. Erstmals in seiner Geschichte übersprang der Index, in dem die wichtigsten Tourismusunternehmen Europas gelistet sind, die Marke von 270 Punkten.

Tatsächlich herrscht an den Börsen schon seit einigen Wochen das Prinzip Hoffnung. Fortschreitende Impfungen und eine Ausweitung der Testkapazitäten lassen viele Anleger auf eine Normalisierung der gesellschaftlichen wie auch wirtschaftlichen Situation in den kommenden Monaten hoffen. Epidemiologen hingegen werden nicht müde, vor einer beginnenden dritten Welle der Pandemie zu warnen, die durch vermehrte Reiseaktivitäten zusätzlich beschleunigt werden könnte.

Riskantes Reisen?

Zu Ostern rechnen Gesundheitsexperten im schlimmsten Fall mit 30.000 Neuinfektionen pro Tag in Deutschland. Wer also heute seinen Osterurlaub bucht, sollte sich nicht unbedingt blind darauf verlassen, dass die heute geltenden Regeln Anfang April noch Bestand haben. Wie schnell einzelne Regionen auf der Liste der Risikogebiete landen können, haben die vergangenen Monate eindrücklich gezeigt. Auch Mallorca könnte, wenn es blöd läuft, schon bald wieder auf der berüchtigten Liste geführt werden.

Die Nicht-Einstufung als Risikogebiet ist zudem nicht als allgemeine Entwarnung zu verstehen. Das Auswärtige Amt warnt weiterhin vor Reisen, auch nach Mallorca, und rät vom Osterurlaub ab. Die Jets nach Mallorca dürften in der Kar-Woche dennoch gut besetzt sein.

Aktien von Tui und Lufthansa kräftig im Plus

Die Stimmung am Parkett hellt sich mit Blick auf die gebeutelten Tourismus-Aktien jedenfalls merklich auf. So konnte die Lufthansa Aktie auf Monatssicht rund 10 Prozentpunkte zulegen, Anteilsscheine von Tui verteuerten sich im gleichen Zeitraum um mehr als 20 Prozent.

Unternehmen und Anleger begründen ihren Optimismus nicht zuletzt mit den nun vermehrt verfügbaren Corona-Tests, die das Reisen insgesamt sicherer machen sollen. Auch für Mallorca verlangt die spanische Regierung von allen Einreisenden einen aktuellen negativen PCR-Test. Ob das Kalkül aufgeht oder sich die Reisewelle in eine Infektionswelle verwandelt, wird die Zeit nach den Osterferien zeigen.