Infineon-Aktie: Chip-Boom beflügelt – aber nur bedingt!

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Nicht nur Industriefirmen, auch wir Verbraucher bekommen den weltweiten Chip-Mangel in Form verzögerter Produktlieferungen zu spüren. Eigentlich eine perfekte Zeit für jene Konzerne, die verantwortlich sind für die Herstellung dieser Halbleiter. Doch der Schein trügt, wie nun der deutsche Branchenvertreter Infineon bekannt geben musste.

Die Nachfrage sei hoch und übersteige das Angebot deutlich, sagte Infineon-Boss Reinhard Ploss kürzlich im Rahmen der neuen Quartalsbilanz. Man liefere so viel und so schnell wie möglich. Aber auch die Produktion der Chips selbst ist nicht immun gegen das Coronavirus und andere Einschränkungen.

Infineon: Umsatz stagniert – Gewinn schießt nach oben

Infineon hatte beispielsweise seine Produktion in Texas wegen Winterstürmen unterbrechen müssen und jüngst in Malaysia wegen einem starken Anstieg der Infektionen. Allein die massive Nachfrage verschaffte dem Konzern überhaupt einen marginalen Zuwachs beim Umsatz. Dieser lag in den drei Monaten bis Ende Juni mit 2,7 Milliarden Euro gerade einmal 1 Prozent über dem letztjährigen Wert.

Immerhin: Wegen des hohen Bedarfs stiegen die Margen für die Halbleiter deutlich – und somit auch der Gewinn. Der Überschuss lag bei 245 Millionen Euro – nach einem Verlust von 128 Millionen im Vorjahresquartal.

Corona schlägt erbarmungslos zu

Aber schauen Sie sich einmal die folgenden Zahlen an: Die zeigen nämlich, welch enormes Risiko mit Infineon verbunden ist. Wie oben erwähnt musste der Konzern in Malaysia wegen Corona seine Produktion unterbrechen – um ganze 20 Tage. 400 bis 500 Millionen Chips konnten deshalb nicht hergestellt werden. Infineon rechnet allein durch diesen Ausfall mit Umsatzabschreibungen von 100 Millionen Euro.

Infineon versucht deshalb händeringend, neue Produktionskapazitäten zu schaffen – zum Beispiel in Sachsen, aber auch in Österreich entstehen derzeit neue Halbleiterfabriken. Und auch eine Kooperation in Deutschland mit dem Chip-Auftragsfertiger TSMC aus Taiwan scheint aktuell möglich.

Infineon kann sich vor Aufträgen kaum retten

Bei Infineon selbst sind die Auftragsbücher freilich gut gefüllt. Der Konzern kann praktisch frei auswählen, zu welchen Konditionen und Preisen er seine Chips an welchen Kunden liefert. Der Auftragseingang sei auf Rekordhoch. Schon jetzt könne man mit den Bestellungen die Kapazitäten für die nächsten zwei Jahre auslasten.

Und auch in den kommenden Monaten soll der Auftragsbestand weiter wachsen, so Konzernboss Ploss. Vor allem die Autobranche, die zu den größten Kunden der Bayern zählt, dürfte Schlange stehen.

Hersteller wie VW, Daimler und inzwischen auch BMW mussten wegen der Halbleiter-Verknappung ihre Produktion drosseln, was wiederum auf deren Umsatz und Absatz schlägt. Dass sich die Lage alsbald entspannt, gilt als unwahrscheinlich. Infineon-Manager Ploss erwartet längerfristige Liefereinschränkungen.

Anleger brauchen Geduld

Mein Fazit für Sie: Die weltweite Chip-Verknappung setzt der Industrie schwer zu. Halbleiterhersteller wie Infineon können davon auf der einen Seite zwar profitieren. Auf der anderen Seite können auch sie nicht unendlich schnell herstellen. Denn gerade die Chipproduktion gilt als äußerst langwierig. Hinzu kommen Corona-Zwischenfälle und Wetterereignisse, die die Situation noch einmal verschärfen.

Abschreiben sollten Sie Infineon aber lange nicht. Das Unternehmen ist zukunftsweisend aufgestellt und ein Schlüsselfaktor für die Digitalisierung der Industrie. Das schafft langfristiges Potenzial.

Nun wird es aber erst einmal eine Weile dauern, bis Infineon und die anderen Chipspezialisten entsprechende Kapazitäten aufgebaut haben, um dem globalen Hunger nach Vernetzung gerecht zu werden.