S&P stuft deutsche Autobauer herab

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Auch das noch: Die US-Ratingagentur S&P hat sich die deutschen Autobauer vorgeknöpft. Für BMW und Daimler senkte sie jeweils das Rating, für Volkswagen stufte S&P lediglich den Ausblick von „stabil“ auf „negativ“ herunter.

Das BMW-Rating sank von „A+“ auf „A“, Daimler rutschte von „A-„ auf „BBB+“ ab. Beide Konzerne waren schon zuvor mit Ausblick „negativ“ gekennzeichnet, dies wurde beibehalten.

Das Geschäft der Ratingagenturen

Ratingagenturen bewerten die Kreditwürdigkeit von Unternehmen oder Staaten. Besondere Beachtung finden international die Ratings der drei großen US-Agenturen Fitch, Moody’s und S&P. Obgleich ihre Objektivität immer wieder angezweifelt wird und sie im Verdacht stehen, die Vereinigten Staaten beziehungsweise US-Unternehmen bevorzugt zu behandeln, haben ihre Einschätzungen massive Auswirkungen.

Besonders deutlich zeigte sich ihr Einfluss zuletzt während der Wirtschafts- und Finanzkrise vor rund zehn Jahren. Damals wurden neben Unternehmen und Banken vor allem staatliche Kreditwürdigkeiten unter die Lupe genommen, besonders drastisch bekam Griechenland das seinerzeit zu spüren. Aber auch andere Länder, insbesondere innerhalb der Eurozone, die damals in Schieflage geraten waren, wurden durch die US-Ratings zusätzlich unter Druck gesetzt.

Schlechteres Rating – höhere Zinsen

Ein schlechteres Rating bedeutet hierbei, dass die Agentur die Wahrscheinlichkeit, dass gewährte Kredite voll zurückgezahlt werden können, geringer einstuft. Für potenzielle Investoren ist das ein Warnsignal. In der Folge steigen die Risikozinsen, die Kapitalaufnahme wird für die betroffenen Staaten oder Unternehmen in der Regel teurer.

Daraus ergibt sich ein Teufelskreis: Unternehmen, die ohnehin schon mit schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu kämpfen haben, müssen zusätzliche Zinsen auf benötigte Kredite einplanen, was wiederum ihre Belastungen erhöht.

Im Falle von BMW, Daimler und Volkswagen ist davon auszugehen, dass die Bundesregierung für die benötigten Hilfsgelder geradestehen wird – immerhin ist die Automobilindustrie der Hauptmotor der deutschen Wirtschaftskraft. Sie ist verantwortlich für einen großen Teil der Arbeitsplätze hierzulande und trägt wesentlich zum Exporterfolg Deutschlands bei.

Autobranche auch vor Corona angeschlagen

Bereits vor der Coronakrise war die Branche jedoch zunehmend unter Druck geraten. Die absehbare Umstellung von Verbrennungs- auf Elektromotoren erfordert hohe Investitionen, ebenso innovative Technologien beim Trend hin zum autonomen Fahren. In beiden Segmenten haben jüngere US-Unternehmen wie Alphabet-Tochter Waymo oder Elektropionier Tesla aktuell die Nase vorn. Deutsche Konzerne hingegen müssen sich anstrengen, um hier den Anschluss nicht zu verlieren.

Nun kommt der globale Shutdown erschwerend hinzu. Nachdem Anfang des Jahres in China die Bänder stillstanden, läuft dort die Produktion allmählich wieder an. Dafür sind nun etliche Standorte in Europa vorübergehend geschlossen, Daimler schickt tausende Mitarbeiter in Kurzarbeit.

Doch selbst wenn wieder produziert würde – verkauft wird aktuell so gut wie nichts. Die Nachfrage ist coronabedingt zusammengebrochen. Ein Ende der Krise? Bislang nicht in Sicht.