Bayer verliert auch dritte Glyphosat-Klage

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Und wieder grüßt das Glyphosat: Der Leverkusener Bayer-Konzern wird das Problem einfach nicht los, das er sich für teure 60 Milliarden Dollar selbst ins Haus geholt hat.

Die Übernahme des US-Saatguthersteller Monsanto vor rund drei Jahren bereitet dem Dax-Konzern nach wie vor immer wieder Negativschlagzeilen – und seinen Anlegern Kopfzerbrechen. Mehr als hunderttausend Klagen waren in den USA anhängig, einen Großteil davon hat Bayer mittlerweile außergerichtlich beilegen können, musste dafür aber tief in die Konzernkasse greifen und knapp 10 Milliarden Dollar hinlegen.

Bayer erleidet weitere Glyphosat-Schlappe vor Gericht

Vor Gericht verhandelt wurden erst drei Verfahren, und sie alle wurden zum Nachteil der Leverkusener entschieden. Anfang der Woche scheiterte nun erneut ein Berufungsverfahren vor einem US-Gericht. Zwar wurde die Höhe der Schadenersatzsumme, die der Konzern an das klagende Ehepaar zahlen muss, von ursprünglich 2 Milliarden auf „nur noch“ rund 87 Millionen Dollar zusammengestutzt, doch die Zeichen verdichten sich, dass die US-Gerichte eher gegen Bayer entscheiden.

Der Konzern hofft auf den Supreme Court, den obersten Gerichtshof der USA, doch ob dieser wirklich im Sinne des Chemieriesen entscheiden wird, ist angesichts der jüngsten Entwicklungen mehr als fraglich. Sicherheitshalber hat Bayer seine Rückstellungen für die Glyphosat-Problematik nun erhöht auf 15 Milliarden Dollar, was darauf hindeutet, dass weitere hohe Zahlungen ins Haus stehen und sich die ganze Causa komplizierter und auch teurer gestaltet als zunächst erhofft.

Milliardenzukauf Monsanto: Bislang keine lohnende Investition

Aus Sicht der Anteilseigner hat sich der umstrittene Zukauf von Monsanto jedenfalls nicht gelohnt: Die Marke Bayer ist durch die immer wieder aufflammenden Negativschlagzeilen nachhaltig beschädigt, mehrere Geschäftsfelder mussten – um den kartellrechtlichen Auflagen zu entsprechen – an die Konkurrenz veräußert werden, und die Kaufsumme, die Bayer seinerzeit für Monsanto auf den Tisch gelegt hat, übersteigt den heutigen Börsenwert des Konzerns, der nach langem Tiefflug des Aktienkurses bei nur noch rund 45 Milliarden Euro liegt.

Monsanto und Glyphosat sind denn auch hauptursächlich dafür, dass Bayer für das abgelaufene zweite Quartal einen Milliardenverlust verbuchen musste. Zusätzlich belastend wirkten höhere Produktionskosten sowie zu geringeren Teilen auch Währungseffekte.

Immerhin: Im Bereich Pharma läufts

Dennoch gab sich Vorstandschef Werner Baumann optimistisch: Er rechne mit steigenden Umsätzen in allen Geschäftsfeldern und sieht insbesondere im Pharmageschäft großes Potenzial. Hier hat Bayer zuletzt einen Spezialisten in Sachen Krebsforschung zugekauft – eine Investition, die von Branchenkennern durchaus positiv gesehen wird.

Zudem hat die Pharmasparte derzeit gleich mehrere sogenannte Blockbuster-Medikamente in der Pipeline, also Wirkstoffe, die perspektivisch einen Umsatz von mehr als 1 Milliarde Dollar erzielen sollen. Geld, das Bayer gut gebrauchen kann, um seine Kosten für die juristischen Auseinandersetzungen in den USA rund um das leidige Glyphosat-Thema zu beackern.

Verbliebene Anleger sind stoisch leidensfähig

Zahlreiche Anleger haben der Bayer Aktie in den vergangenen Jahren bereits entnervt den Rücken gekehrt. Diejenigen, die noch an Bord sind, haben sich an die Hiobsbotschaften rund um Monsanto mittlerweile gewöhnt und nehmen sie mehr oder weniger stoisch zur Kenntnis. So sackte die Bayer Aktie nach Bekanntwerden der dritten Niederlage vor Gericht nur kurzzeitig ins Minus und drehte im Tagesverlauf noch ins Plus.

Wie sehr er dem eigenen Unternehmen vertraut, unterstrich Konzernchef Baumann zuletzt durch gleich mehrere eigene hohe Investitionen in Bayer Aktien: In der vergangenen Woche kaufte der Bayer-Chef 10.000 Aktien für fast eine halbe Million Euro, nachdem er bereits im Juni gut 1 Million Euro in Bayer Aktien investiert hatte.

Bayer Aktie: Analysten sehen Kaufgelegenheit nach Kursrutsch

Dennoch: Auf Jahressicht hat die Bayer Aktie mehr als 17 Prozent an Wert verloren, in den drei Jahren seit dem Monsanto-Zukauf hat sich der Wert des Papiers nahezu halbiert. Zuletzt war die Aktie keine 50 Euro mehr wert.

Analysten werten den jüngsten Kursrutsch – mehr als 7 Prozent binnen Monatsfrist – jedoch als günstige Einstiegsgelegenheit. Nicht wenige raten gerade jetzt zum Kauf der Bayer Aktie, die mit Blick auf die starke Pharmasparte und die eigentlich solide Gesamtbilanz durchaus Potenzial haben könnte. Die Kursziele jedenfalls bewegen sich derzeit oftmals zwischen 57 Euro (NordLB) und 76 Euro (Goldman Sachs, Bernstein Research).

Für übertrieben hält den Ausverkauf der Bayer Aktie insbesondere die Schweizer Großbank UBS, die ihre Kaufempfehlung mit Kursziel bei 85 Euro bekräftigt hat und dabei mit Blick auf die Quartalsbilanz auf die starke Umsatzentwicklung verweist.

Höhere Umsatzprognose nach Verlustquartal

Im Zeitraum von April bis Ende Juni hatte Bayer einen operativen Gewinn in Höhe von rund 2,6 Milliarden Euro erzielt und lag damit 11 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahreszeitraums. Dass unterm Strich dennoch ein Verlust von 2,3 Milliarden Euro stehenblieb, erklärt sich aus den genannten zusätzlichen Rückstellungen für Glyphosat-Klagen.

Mit Blick auf das Gesamtjahr hat Bayer seine Umsatzprognose allerdings angehoben: Anstelle der bislang erwarteten maximal 43 Milliarden Euro geht man nun von einem Jahresumsatz in Höhe von rund 44 Milliarden Euro aus. Berücksichtigt man zudem die Wechselkurseffekte, rechnet Bayer nun mit Erlösen von 43 statt zuvor 41 Milliarden Euro. Der operative Gewinn soll sich laut aktueller Unternehmensprognose allerdings unverändert in einer Spanne zwischen 11,2 und 11,5 Milliarden Euro bewegen.