Bayer reduziert Dividende – mittelfristig Trendwende in Sicht?

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Die Anleger sind sauer.

Mehrere Jahre liegt die Übernahme von Monsanto durch Bayer nun zurück. Für den bis dato teuersten Zukauf eines deutschen Dax-Unternehmens haben sich die Leverkusener von allerlei Tafelsilber getrennt, um die Auflagen der Wettbewerbshüter zu erfüllen. Um jeden Preis wollte man den US-Saatguthersteller ins eigene Geschäft integrieren und zu einem führenden Agrarkonzern werden.

Doch auch nach rund drei Jahren erweist sich Monsanto nicht als Glücksgriff, sondern als Klotz am Bein. Noch immer sind die zahlreichen, vor US-Gerichten anhängigen Klagen wegen mutmaßlich krebserregender Wirkung des Unkrautvernichters Glyphosat nicht ausgestanden, noch immer muss Bayer milliardenschwere Beträge zurückstellen, um für Entschädigungs- oder Vergleichszahlungen gewappnet zu sein.

Bayer schreibt 2020 Milliardenverlust

Für das vergangene Jahr summiert sich durch die Rückstellungen für juristische Auseinandersetzungen sowie hohe Abschreibungen im Agrargeschäft das Minus in der Bilanz auf satte 10 Milliarden Euro. Das hatte sich im Jahresverlauf bereits abgezeichnet und stieß auch bei den Anlegern auf wenig Gegenliebe. Von Anfang bis Ende 2020 gab der Kurs der Bayer Aktie um rund ein Drittel nach und bildete im von Corona geprägten Jahr das Schlusslicht im deutschen Leitindex.

Immerhin: Eine Einigung in den USA scheint allmählich näher zu rücken, außerdem hat sich das Marktumfeld im Agrarbereich zuletzt aufgehellt. Steigende Preise für Soja und Mais sorgen für einen optimistischen Ausblick des Vorstands.

Positiver Ausblick – allerdings erst mittelfristig

Positiv bewerteten die Anleger außerdem, dass Bayer im Pharmabereich vermehrt auf Gen- und Zelltherapien setzt. Um dieses Zukunftssegment zu stärken, haben die Leverkusener zuletzt mehrere Spezialfirmen übernommen. Dadurch lassen sich womöglich rückläufige Einnahmen durch auslaufende Patente ausgleichen, die für einige Medikamente bald anstehen.

Einige Beobachter monieren allerdings, dass es noch eine Weile dauern dürfte, bis Bayer hier die Früchte des Erfolgs wird ernten können. Kurzfristig müssen sich Anleger also auch weiterhin auf eine Durststrecke einstellen.

Vorstand entlastet – Dividende gekürzt

Immerhin: Trotz der teils harschen Kritik, die Investoren im Rahmen der virtuell abgehaltenen Hauptversammlung an den Vorstand richteten, regiert am Ende das Prinzip Hoffnung. Mehr als 90 Prozent der Anteilseigner stimmten einer Entlastung des Vorstands zu. Dieser Schritt war im Kontext der Monsanto-Misere bei der Hauptversammlung 2019 noch versagt worden, ohne dass dies allerdings Konsequenzen für die Manager gehabt hätte.

Die Bayer Aktie, die am heutigen Mittwoch ex Dividende gehandelt wird, lag am Nachmittag rund 2,6 Prozent im Minus. Um sich mehr finanzielle Spielräume zu erhalten, hatte das Unternehmen die Dividende um 0,80 Euro auf 2,00 Euro abgesenkt. Zuvor war drei Jahre in Folge eine Dividende in Höhe von 2,80 Euro je Aktie an die Anleger ausgeschüttet worden.

Analysten bewerten die aktuelle Entwicklung von Bayer recht positiv, zuletzt gab es zahlreiche Kaufempfehlungen für die Aktie. Die Kursziele bewegen sich dabei meist in einem Korridor um 65 bis 70 Euro, im Schnitt sehen Analysten ein Kurspotenzial von rund 30 Prozent. Der aktuell vergleichsweise niedrige Kurs von rund 52 Euro könnte sich für Anleger somit als günstige Kaufgelegenheit erweisen – ein langer Atem und ein starkes Nervenkostüm sind allerdings vorausgesetzt.