Bayer-Aktie: DAX-Schwergewicht stolpert erneut über Glyphosat-Debakel

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Das umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat kommt in Deutschland vielerorts zum Einsatz. Die nachfolgende Statista-Grafik zeigt die Mengen, die in Deutschland zwischen den Jahren 2003 und 2017 in Verkehr gebracht wurden.

Danach ist der Absatz im Jahr 2017 wieder gestiegen, liegt jedoch unter dem Spitzenwert von 2008: hier gelangten 7.610 Tonnen in Umlauf. Der Absatz ist unter anderem vom Wetter abhängig, daher schwanken die Werte.

Der geringste Teil der abgesetzten Mengen kommt bei Privatanwendern zum Einsatz (2016: 46 Tonnen). Der Rest entfällt auf berufliche Verwender, wie etwa Bauern, Winzer oder auch die Deutsche Bahn, die Medienberichten zufolge der größte Einzelverbraucher von Glyphosat in Deutschland ist.

Sie bekämpft mit dem Pestizid die Verkrautung des Schotterbetts der Gleise, um die Sicherheit im Schienenverkehr gewährleisten zu können. Die Bundesregierung möchte den Einsatz von Glyphosat in Deutschland reduzieren, da das Mittel einen negativen Einfluss auf die biologische Vielfalt hat.

In den USA hat ein Gericht jüngst entschieden, dass das Unkrautvernichtungsmittel Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat eine Ursache für die Krebserkrankung eines Klägers gewesen ist.

Dass dieses Urteil für den Hersteller Monsanto und den Mutterkonzern Bayer einen unangenehmen Rattenschwanz an Prozessen nach sich ziehen könnte, war damit so gut wie klar – da es sich um einen Musterprozess handelte („Bellwether Case“).

Für den Pharma- und Agrarkonzern Bayern entwickelt sich der Monsanto-Kauf immer mehr zu einem Desaster

Heute wird nun die nächste Schlappe in dem richtungweisenden Glyphosat-Prozess in den USA bekannt und versetzt der Laune der Bayer-Aktionäre einen herben Dämpfer.

Eine Geschworenen-Jury in San Francisco hat erneut einstimmig entschieden, dass der Monsanto-Unkrautvernichter Roundup mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat ein wesentlicher Faktor für die Lymphdrüsenkrebs-Erkrankung des Klägers Edwin Hardeman gewesen sei.

Der Aktienkurs brach heute im frühen Handel im DAX um rund 10% auf 62,54 Euro ein. Vor einem Jahr kosteten die Aktien noch rund 100 Euro.

 

Analysten sehen in dem St. Louis-Prozess einen wichtigen Gradmesser

Goldman Sachs schrieb in einer vor Handelsbeginn verbreiteten Schnelleinschätzung, es sei damit zu rechnen, dass Investoren das Jury-Votum zu Ed Hardeman als Vorentscheidung für 765 weitere, ähnlich gelagerte Fälle gegen Bayer nehmen werden.

Auch die Analysten von Citi rechnen wegen der jüngsten Entscheidung nicht so bald mit einer Trendwende für die Bayer-Aktie. „Die Aktiennotierung wird wahrscheinlich so lange gedrückt bleiben, bis es klare Anzeichen dafür gibt, dass Bayer in einem oder mehreren der sechs Fälle, die 2019 vor Gericht gehen, obsiegen wird“, ist hier zu lesen.