Themenschwerpunkt Flutkatastrophe: Versicherer befürchten Rekordschäden

Inhaltsverzeichnis

Die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands hat enorme Flächen verwüstet. In einer Schneise von Trier am südwestlichen Rand von Rheinland-Pfalz bis nach Hagen im Ruhrgebiet wurden zahlreiche Dörfer überschwemmt. Wesentliche Teile der Infrastruktur sind zusammengebrochen. Aufräumarbeiten und Wiederaufbau werden Monate, teilweise auch Jahre andauern.

Direkte Auswirkungen hat die Katastrophe nicht nur auf zigtausende Menschen vor Ort, sondern auch auf unterschiedlichste Wirtschaftszweige. In dieser Woche sollen daher die verschiedenen Bereiche und Konzerne im Fokus stehen, für die die verheerenden Wassermassen unmittelbar spürbare Folgen haben werden.

Schwerpunkt: Versicherungen

Die Versicherungsquote in Deutschland ist allgemein hoch. Anders als in ärmeren Regionen der Welt, wo vergleichbare Naturkatastrophen zwar ebenfalls zu unermesslichem menschlichem Leid führen, aber für Versicherer eher geringe finanzielle Relevanz haben, sind die Deutschen im Allgemeinen gut versichert. Neben Kranken-, Pflege- und Kfz-Versicherung sind auch Gebäudeversicherungen obligatorisch und verpflichtend.

Allerdings: Gegen sogenannte Elementarschäden – und zu denen zählen insbesondere Hochwasserereignisse – muss man sich in den meisten Fällen zusätzlich versichern. Nicht einmal die Hälfte der Deutschen verfügt über eine solche Elementarschadenversicherung. Sie gilt vielen Verbrauchern als kostspielig und tendenziell nicht notwendig, die naiv-optimistische Annahme „Es wird schon nichts passieren“ ist weit verbreitet.

Wird Elementarschadenversicherung künftig verpflichtend?

Das rächt sich nun, zumal Schäden, die grundsätzlich versicherbar gewesen wären, von staatlichen Akuthilfen beispielsweise in Nordrhein-Westfalen nicht abgedeckt werden. Auf der anderen Seite allerdings stellen Versicherungskonzerne auch nicht jedem Kunden jede Police zur Verfügung. Wer in besonders hochwassergefährdeten Regionen lebt, kann sich oftmals gegen Überschwemmungen schlichtweg nicht versichern. Das Risiko eines Schadensereignisses gilt Versicherern als zu hoch, sodass eine Versicherung für sie hier nicht wirtschaftlich erscheint.

In den Fokus der Diskussion rückt daher nun einmal mehr die Frage nach der Einführung einer für alle verpflichtenden Elementarschadenversicherung – ganz unabhängig vom individuellen Risiko. Dadurch würden die Versicherungskosten für den Einzelnen sinken, und im Schadensfall die Lasten auf die Schultern aller verteilt, nur eben nicht in Form staatlicher Finanzhilfen, sondern getragen durch die allgemeinen Versicherungen.

Bundespolitik und Versicherer skeptisch

Von Seiten der Bundesregierung war eine solche Pflicht zur Elementarschadenversicherung bereits in der Vergangenheit im Gespräch, wurde dann jedoch wieder verworfen. Auch Kanzlerin Angela Merkel ist skeptisch und warnt vor hohen individuellen Kosten bei einer entsprechenden Versicherungspflicht.

Versicherer selbst sind ebenfalls nicht überzeugt von einer Verpflichtung: Sie fürchten die weitere Bebauung von Hochrisikogebieten, was entsprechende Schadensereignisse häufiger auftreten lassen würde. Wenn das Regenwasser nicht mehr abfließt, kommt es in solchen Gebieten vermehrt zu Überschwemmungen.

Versicherungsbranche erwartet Rekordschäden in Milliardenhöhe

Doch auch ohne flächendeckende Elementarschadenversicherung rechnet die Branche mit erheblichen Kosten. Noch können die entstandenen Schäden zwar nicht konkret beziffert werden, ersten Schätzungen zufolge rechnet die Branche allerdings in diesem Jahr mit versicherten Schäden in Rekordhöhe.

Die Flut der vergangenen Woche trägt einen erheblichen Teil dazu bei, doch auch die anhaltende Extremhitze und Dürreperiode in Teilen Kanadas und der USA spielt hier mit hinein. Allein für die Schäden im Westen Deutschlands sowie in den nun auch betroffenen Regionen Bayerns werden Kosten in Milliardenhöhe erwartet.

Die düsteren Prognosen spiegeln sich auch am Parkett wider: Anteilsscheine von Europas größtem Versicherungskonzern Allianz gaben am Montag um rund 4 Prozent nach, der ebenfalls im Dax gelistete Rückversicherer Munich Re verzeichnete einen Kursverlust von mehr als 5 Prozent. Im MDax geriet auch die Aktie der Hannover Rück unter Druck, auch dieses Papier verlor rund 5 Prozent an Wert.