Bärenmarktrally möglich, Chartmarken bieten Sicherheit

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Die Volatilität an den Börsen ist derzeit enorm hoch. Viele Anleger rennen neuen Nachrichten hinterher, weil sie meinen, einen neuen Trend zu verpassen. Doch gerade in solchen hektischen Marktphasen kommen diese eigentlich immer zu spät.

Börsen mit starker Erholung – Trendwende?

Gestern kam es zu einer kräftigen Kurserholung an den Börsen, nachdem neue Gespräche zwischen den Außenministern der Kriegsparteien Russlands und der Ukraine für heute in der Türkei angekündigt wurden. Gleichzeitig signalisierten beide Seiten im Vorfeld eine gewisse Kompromissbereitschaft.

Der DAX schoss sogar um 8 Prozent in die Höhe. Die Börsen schienen jedoch gleich ein Ende aller Probleme einzupreisen, was weit über das Ziel hinausschießt.

Sehen wir uns die Fakten an:

Beide Seiten werden heute höchstens Maximalforderungen präsentieren, dabei aber wohl weitere Gesprächsbereitschaft signalisieren. Man wird sich kaum weinend um den Hals fallen, um sich fortan wieder gegenseitig liebzuhaben. Im besten Fall sehen wir im Verlauf mehrerer Wochen am Ende einen Kompromiss stehen. Bei dem immer noch die Gefahr besteht, dass ihn mindestens eine Seite torpediert (siehe bisheriger Ukrainekonflikt). Der krieg geht also erst einmal weiter.

Die konjunkturellen Probleme werden bleiben – unabhängig vom Krieg

Die Sanktionen gegen Russland und damit auch die Probleme für die westliche Wirtschaft (gestörte Lieferketten, Absatzausfälle, dramatisch hohe Energiepreis/ Inflation) werden unabhängig von einer Einigung bestehen bleiben, solange Putin im Kreml sitzt.

Einzig der Inflationsdruck wird von einem extrem hohen Niveau aus vielleicht minimal nachlassen, nachdem die OPEC gestern eine Fördermengenerhöhung ins Spiel gebracht hat. Das ist die bisher einzige, wirklich gute Nachricht in dieser Krise.

Der Abschwung insbesondere der deutschen Wirtschaft begann bereits im vergangenen Sommer. Er hat seien Ursachen nicht im Ukrainekrieg, sondern in der durch die Coronapolitik ausgelösten wirtschaftlichen Verwerfungen, insbesondere der Starkinflation. Aus diesem Abschwung wird eine Rezession zur Mitte dieses Jahres werden. Ob nun mit oder ohne Ukrainekrieg.

Bärenmarktrally möglich, Chartmarken bieten Sicherheit

Als Analyst kann ich die wirtschaftliche Entwicklung recht gut vorhersehen, jedoch kaum die politische. Also halte ich mich an die einzige verlässliche Größe: die Charttechnik.

Da haben wir seit Ende Februar beim DAX und selbst auch beim S&P 500 abgeschlossene Toppbildungen vorliegen, die stark auf einen weiteren Kursverfall hindeuten. Daran ändert auch die gestrige strake Kurserholung (noch) nichts. Bei beiden Indizes gibt es glücklicherweise klare Marken, an denen diese Topbildungen ungültig werden.

Schaffen es die Indizes über diese Marken, werden die Börsen zunächst für mehrere Monate wieder optimistisch werden und steigen. Dass sie dauerhaft steigen, obwohl wir zur Jahresmitte eine weltweite Rezession samt einer großen Pleitewelle sehen dürften, ist so gut wie ausgeschlossen.