AMD: Der Aktienkurs wird von irrationaler Hoffnung getrieben!

Inhaltsverzeichnis

Auf dem Markt für PC-Prozessoren herrscht seit Jahren praktisch Stillstand. Branchenführer Intel hat die Innovationszyklen bei Prozessoren deutlich gestreckt, seitdem der kleine Konkurrent AMD kaum noch konkurrenzfähige Produkte auf den Markt brachte.

Hier und da pappte Intel noch 2, 4 oder mehr Prozessorkerne dazu, so dass die Prozessoren inzwischen auf bis zu 24 Kerne kommen. Doch die Roh-Performance des einzelnen Kerns, die stagniert weitgehend seit Jahren.

Wer Software betreibt, die sich nicht auf mehrere Prozessorkerne verteilen lässt, hat Pech.

Ohne Leistungszuwächse gibt es natürlich auch wenig Kaufanreize. Doch das könnte sich jetzt ändern. Nicht etwa, weil von Intel neue, bedeutend schnellere Produkte angekündigt wurden.

Nein, es ist der kleine Zwerg AMD, der wie aus dem Nichts mit neuen, konkurrenzfähigen Produkten auf den Markt kam.

Die Anfang März gestartete, von Grund auf neu entwickelte Prozessorlinie „Ryzen“ hat das Zeug dazu, Intel gehörig unter Druck zu setzen. Bis jetzt agiert AMD mit Ryzen zwar nur im Mittelbau des Prozessorengeschäfts – im Bereich bis 500 Euro.

Doch das soll sich bald ändern. Auch am oberen Ende der Leistungs-Skala will AMD angreifen.

Für AMD geht es, wie so oft in der wechselvollen Geschichte des Unternehmens, ums Ganze. Floppt Ryzen, könnte AMD Geschichte sein.

Denn die Umsätze stagnieren seit Jahrzehnten und in den vergangenen 10 Jahren gab es bedeutend mehr Quartale mit Verlusten als solche mit Gewinnen.

Trotzdem ist AMDs Aktienkurs seit Anfang 2016 praktisch explodiert. Von einem Tief bei 1,60 US-Dollar ausgehend stieg der Kurs bis heute auf 13,80 US-Dollar. Das sind Vorschusslorbeeren auf Ryzen. An den Gewinnen 2016 kann es jedenfalls nicht liegen.

Für 2016 weist AMD einen Jahresverlust von 117 Millionen US-Dollar oder 14 Cent pro Aktie aus. Zumindest die Richtung stimmte 2016. Der Jahresverlust hat sich fast geviertelt.

Mit Ryzen könnte AMD erstmals seit langem zurück in die Gewinnzone kommen.

Ein Kauf ist die Aktie damit aber noch lange nicht. Die aktuelle Marktkapitalisierung beträgt mehr als 12 Milliarden US-Dollar. Selbst für ein aggressives 20er KGV müsste AMD 2017 70 US-Cent Gewinn pro Aktie oder 650 Millionen insgesamt machen.

Dass das gelingt, ist sehr unwahrscheinlich. Zuletzt machte AMD 2009 einen Gewinn in dieser Höhe – aber nur deshalb, weil Intel nach einem Rechtsstreit 1.242 Millionen US-Dollar an AMD zahlen musste.

Im operativen Geschäft machte AMD noch nie in den vergangenen 13 Jahren einen Gewinn in dieser Höhe. Dass es 2017 gelingt, glauben wohl nur extreme Optimisten.